Bohrmaschine

Mit Spezialwerkzeug durch die Krise gebohrt

Fräswerkzeug und Bohrer haben eigene Konjunkturzyklen. Alpen-Maykestag hat das während der Pandemie gespürt. Dazu kommen Preissteigerungen sowie Fachkräftemangel – und ein Umsatzrekord.

Der Bohrer frisst sich in eine Stahlbetonwand, ein Holzbrett, eine Metallplatte. Am Ende bleibt ein einfaches Loch. Dafür hat es jedoch komplexe Entwicklungsarbeit gebraucht – weniger beim Handwerker an der Bohrmaschine als beim Hersteller des Bohrers. Wie gelingt ein punktgenaues Anbohren, welche Metalllegierungen garantieren die notwendige Stabilität und vibrationsarmes Bohren? Welche Schneidgeometrie und welcher Schliff des Bohrers benötigen weniger Vorschubdruck und führen zu einem effizienteren Arbeiten? Wie gelingt es, die entstehende Hitze abzuleiten? 

So wird ein einfaches Mauerloch zum Ergebnis intensiver Produktforschung. Ihr widmet man sich bei Alpen-Maykestag mit entsprechender Akribie. Das 1957 gegründete Familienunternehmen gilt bei Bohrern und Fräswerkzeug heute als Österreichs führender Hersteller.

Bohrer-Spezialist sucht Fachkräfte

Produziert und vertrieben wird das hochqualitative Werkzeug an drei Standorten. Sämtliche drei Adressen verbindet, dass die Verortung auf der Landkarte nicht jedem gelingt: Seit 2006 steht die Unternehmenszentrale in Puch, einer 4000-Einwohner:innen-Gemeinde bei Hallein in Salzburg. Produktionsstandorte gibt es seit 1974 im steirischen St. Gallen am Nordrand des Gesäuses, grob zwischen Liezen und Steyr gelegen, sowie in Ferlach im Kärntner Rosental, wo man 1994 den Präzisionswerkzeughersteller Kestag übernommen hat.

Alpen-Maykestag CEO Zoff
Claudia Zoff, Geschäftsführerin des Bohr- und Fräswerkzeug-Spezialisten Alpen-Maykestag, sucht an allen drei Standorten nach Fachkräften.Foto: Alpen-Maykestag | Neumayr

Insgesamt sind knapp 350 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Es könnten mehr sein. „Wir sind auf der Suche nach Zerspanungstechniker:innen, CNC-Maschinenbediener:innen und Automatisierungstechniker:innen“, wirbt Alpen-Maykestag-Geschäftsführerin Claudia Zoff. Aber wie viele Industriebetriebe spürt man den Fachkräftemangel. Auch Lehrstellen für Zerspanungstechnik, Metalltechnik, Produktionstechnik und Betriebselektrik sind aktuell vakant.

Weiterhin Lücken in Lieferketten

Wie bei vielen Betrieben belastet zudem die angespannte Energie- und Rohstoffsituation weiterhin den Geschäftsalltag. So bezieht man aus Qualitäts- und Nachhaltigkeitsgründen den Stahl vorwiegend aus Österreich und Deutschland, sieht sich aber massiven Preissteigerungen gegenüber. Dazu kommen noch immer lückenhafte Logistikketten, was zu Lieferverzögerungen führt. 

Sonniger stellt sich ein Rückblick in die jüngere Vergangenheit dar. Anfang des Jahres konnten das neue Logistikzentrum in Puch – eine Vier-Millionen-Euro-Investition – in Betrieb genommen und eine weitere Sanierungsstufe im Werk in Ferlach abgeschlossen werden. Die wirtschaftliche Großwetterlage bleibt aber wechselhaft.

Mehr Bohrer dank Corona

So brachte Corona für Alpen-Maykestag vor allem aufgrund einer Nachfragedelle in der Luftfahrt- und Automobilindustrie einen Umsatzeinbruch von 50,7 auf 45,3 Millionen Euro (2019/2020), aber auch Zugewinne in anderen Teilbereichen. Viele lockdownbedingt Daheimgebliebene entdeckten nämlich ihr Heimwerker-Gen – und investierten in Werkzeug. Auch in Bohrer. 

Dazu kamen Absatzzuwächse in Handwerk und Gewerbe durch den Bau- und Sanierungsboom. Allein in Österreich wurden so um 9,5 Prozent mehr Bohrer verkauft. Sei es für Löcher in Metall, Holz, Keramik, Glas, Ziegel oder Gestein: Mit seiner Marke Alpen produziert das Unternehmen in St. Gallen für diesen Bereich Präzisionsbohrer für jede Anwendung und Anforderung.

Industrie zieht wieder an

Verbucht werden konnte zudem ein massives Plus in einzelnen Exportmärkten wie Israel (plus 47 Prozent), Frankreich (plus 44 Prozent) und Deutschland (plus 27 Prozent). Am Ende schaffte man allein im zweiten Halbjahr 2020 ein Umsatzplus von 12,5 Prozent.

Diesem Hype während der Hochzeit der Pandemie folgte mittlerweile zwar wieder ein sanfter Rückgang. Insgesamt liegt man aber bereits über dem Vor-Corona-Niveau. Das ist dem Gewerbe und der Industrie geschuldet. Sie benötigen wieder verstärkt Fräs- und Hochleistungswerkzeug für die Metallverarbeitung in der Automobil- und Luftfahrtindustrie, im Maschinenbau und der Messtechnik.

130.000 Stück pro Tag

Neben Bohrern und Gewindebohrern sind auch Fräser, Frässtifte, sogenannte Senker und andere Spezialwerkzeuge nachgefragt. Mit seiner in Ferlach produzierten Marke Maykestag erfüllt das Unternehmen diesen Bedarf. Dank dieser breiten Kundenschicht vom Häuslbauer bis zum Automobilproduzenten konnte 2021/22 ein Rekordumsatz von 54,6 Millionen Euro erwirtschaftet werden.

Getragen wird er von einem florierenden, aber sich sehr unterschiedlich entwickelnden Exportgeschäft. Märkte wie Chile und die Niederlande haben zuletzt mit einem Plus von jeweils rund 25 Prozent die Ausfälle in Russland, Weißrussland und der Ukraine kompensiert. Dazu kommen moderate Zuwächse in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Italien von jeweils an die zwei Prozent. Insgesamt werden pro Tag 130.000 Stück Werkzeug aus Österreich in alle Welt versandt.

GUT ZU WISSEN

  • Alpen-Maykestag wurde 1957 gegründet.
  • Heute hat man eine Exportquote von 80 Prozent und Vertretungen in 73 Ländern weltweit.
  • Zuletzt lag der Umsatz bei 53,4 Millionen Euro, was einem Plus von 18,1 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr entspricht.
Credits Artikelbild: adobe stock | puhimec
Lichtblick

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