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Neue Universität als Turbo für MINT-Fachkräfte

Die neue Universität in Oberösterreich mit Schwerpunkt Digitalisierung soll österreichweit einzigartig werden und schon im Herbst 2023 den Studienbetrieb aufnehmen.

Man erhofft sich viel von der neuen Technischen Universität in Oberösterreich. Geplant ist eine öffentliche TU mit Schwerpunkt Digitalisierung und digitale Transformation. Dieses zusätzliche universitäre Angebot soll sowohl den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Oberösterreich stärken. 

Um diese hohe Ansprüche erfüllen zu können, ist die Schaffung einer völlig neuartigen Organisationsstruktur geplant. Sie soll aus flexiblen Einheiten für Lehre und Forschung bestehen, ähnlich dem „Faculty Modell“ am IST Austria (Institute of Science and Technology) in Klosterneuburg. Vorbild dafür sind die USA. Auf den dortigen Universitäten sind alle Uni-Angehörigen in Entscheidungsprozesse miteinbezogen. Um Derartiges auch bei uns umsetzen zu können, ist ein eigenes OÖ-Universitätsgesetz in Ausarbeitung.

Beginnt’s in Linz?

Man hat also viel vor – aber wenig Zeit. Denn die TU Oberösterreich soll schon im Herbst 2023 ihre Pforten öffnen. Die Vorlesungen könnten in der Anfangsphase an provisorischen Standorten abgehalten werden, denn bis jetzt ist noch keine Entscheidung darüber gefallen, wo die neue Uni gebaut werden soll. Für Meinhard Lukas, Rektor der Johannes-Kepler-Universität Linz (JKU), spricht viel für die oberösterreichische Landeshauptstadt, nicht zuletzt wegen des Ars Electronica Centers. 

Seine Universität sieht er durch die Neugründung nicht gefährdet. Im Gegenteil, wie er in einem Interview erklärt: „Mit einer neuen TU entstehen ungeahnte Potenziale für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Es besteht die Chance einer völlig neuen universitären Perspektive auf die digitale Transformation. Damit ergeben sich für uns alle fantastische Kooperationsmöglichkeiten. So unbestritten die TU Graz neben der Universität Graz ist, so geboten ist eine TU in Linz neben der JKU.“ 

Doch auch andere Städte wie Wels und Steyr haben Interesse gezeigt. Leonding hingegen hat die Bewerbung wieder zurückgezogen. In den nächsten Monaten soll die Entscheidung über den Standort getroffen werden.

5.000 Studierende bis 2030

Fest steht, dass im Moment eine elfköpfige Konzeptgruppe am inhaltlichen Profil der Universität arbeitet. Geleitet wird sie vom ehemaligen IT-Sicherheitschef von Google, Gerhard Eschelbeck. Das Gremium entwickelt unter anderem die Studienrichtungen, Forschungsschwerpunkte und den organisatorischen Ablauf.

Der Start ist für das Wintersemester 2023/24 geplant. Danach soll die TU schrittweise bis 2030 für bis zu 5.000 Studierende ausgebaut werden. Die Arbeitssprache wird Englisch sein. Damit will man Studierende aus der ganzen Welt nach Oberösterreich lotsen. Ziel sei es aber auch, mit den bereits bestehenden öffentlichen Universitäten und anderen hochschulischen Einrichtungen, die über Expertise in bestimmten Digitalisierungsbereichen verfügen, zu kooperieren. Genauso möchte man sich mit Gesellschaft, Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft vernetzen.

MINT-AbsolventInnen kurbeln Wirtschaft an

Dementsprechend positiv sieht die Industriellenvereinigung OÖ den Ausbau der universitären Infrastruktur und hofft auf eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie. „Robotik, Automatisierung, Künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge sind Themenbereiche, die im Industrie-4.0-Zeitalter für die heimische Industrielandschaft von höchster Bedeutung sind, um die Zukunftsfähigkeit des Standortes weiter zu erhöhen“, betont IV-OÖ-Präsident Axel Greiner.

Die Nachfrage nach hochqualifizierten MINT-AbsolventInnen sei überdurchschnittlich hoch, das Angebot aber überschaubar. Die geplante TU könnte helfen, die Fachkräfte-Lücke zu schließen. Dafür müsse man aber die besten Köpfe aus dem In- und Ausland für die Uni gewinnen. Und auch eine enge Anbindung an die Johannes-Kepler-Universität Linz sei unerlässlich. Die wichtigste Grundvoraussetzung für einen nachhaltigen Erfolg des Projekts sei jedoch, so der IV-OÖ-Präsident, dass die neue Universität durch zusätzliche Budgetmittel langfristig finanziert und nicht auf Kosten des bestehenden Hochschulsystems eingerichtet wird.

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