Weltraum

Österreich will mit Weltraum-Strategie Klimaschutz fördern

Mit einer neuen Weltraum-Strategie will sich Österreich als Vorreiter bei der Nutzung des Weltraums für den Klima- und Umweltschutz international etablieren. Österreichische Produkte fliegen jetzt schon mit Raketen ins All.

Amazon-Boss Jeff Bezos hat es getan, Virgin-Milliardär Richard Branson ebenfalls. Beide hoben unlängst mit (eigenen) Fluggeräten Richtung Weltraum ab. Tesla-Gründer Elon Musk soll sich zumindest bereits ein Ticket für 2022 bei Bransons „Virgin Galactic“ gekauft haben und schickt derweilen mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX reihenweise Satelliten und bald auch erste zahlende PassagierInnen in den Himmel. Deren Weltraum-Strategie ist klar.

Sie haben den Himmel als neue Trenddestination für abenteuerlustige Millionäre und Hobby-Astronauten entdeckt. Aber auch die Wissenschaft und angeschlossene Wirtschaftssektoren profitieren vom aktuellen Drang Richtung All. Zwar stammt noch immer ein Großteil der Investitionen in diesem Bereich von der öffentlichen Hand – allein im Jahr 2019 haben staatliche Institutionen weltweit 87 Milliarden Dollar in diesen Bereich gepumpt. 

Eine Billion Dollar Umsatz

Das Geschäft mit Raketen, Satelliten, Forschungsprojekten und touristischen Ausflugszielen in der Schwerelosigkeit blüht. Aber auch abseits klassischer Weltraumorganisationen pushen private Investoren wie Bezos, Branson & Co. Aktuell werden so insgesamt rund 350 Milliarden US-Dollar in der Weltraumindustrie umgesetzt.

Bis 2030 soll sich dieses Volumen auf etwa 600 Milliarden beinahe verdoppelt haben. Bis 2040, so schätzt eine Studie von Morgan Stanley, werde die globale Weltraumindustrie gar einen Umsatz von einer Billion US-Dollar erwirtschaften. Festmachen lässt sich dieser Steigflug unter anderem an der Anzahl der Satelliten, die binnen der vergangenen zehn Jahre auf 1.848 gestiegen ist und sich damit fast verdreifacht hat. Tendenz weiter steigend. Davon profitieren auch einige österreichische Unternehmen, die sich als Zulieferer in der hoch technologisierten Branche einen Namen gemacht haben.

Raketenteile aus Oberösterreich 

So entwickelt und produziert Peak Technology in Holzhausen in der Nähe von Wels Leichtbaukomponenten wie ein Zündgehäuse aus Faserverbundwerkstoffen und ein Titan-Hitzeschild. Beides kommt in den Vega-C-Transportraketen zum Einsatz, die im kommenden Jahr Wetter- und Erdbeobachtungssatelliten in den erdnahen Orbit bringen sollen. Zudem wird an Spezialtanks aus Karbonfasern geforscht, in denen Gase unter hohem Druck gespeichert werden können. So wird auch die nächste Galileo-Mission der EU mit Treibstofftanks made in Austria ins Weltall fliegen.

Peak Technology
Peak Technology: Das Welser Unternehmen baut Hitzeschutzschilder für VEGA-Raketen.Foto: Peak Technology

Insgesamt sind es mehr als 120 heimische Unternehmen, die in der Weltraumbranche aktiv sind. Mit mehr als 1.000 MitarbeiterInnen erzielen sie eine Wertschöpfung von 125 Millionen Euro pro Jahr. „Unsere Stärken im Weltraumbereich liegen unter anderem in der Erdbeobachtung und der Navigation“, sagt Magnus Brunner, Staatssekretär im für die Weltraumagenden zuständigen Bundesministerium für Klimaschutz, Mobilität, Innovation und Technologie.

Neue Strategie für „New Space“ 

Um diese terrestrischen Aktivitäten zu bündeln, hat die Bundesregierung eine neue „Weltraum-Strategie 2030+“ ausgearbeitet. Sie soll Rahmenbedingungen schaffen, damit innovative Betriebe in diesem Bereich unterstützt und im Land gehalten werden. Es geht dabei vor allem darum, den Transformationsprozess von traditioneller Raumfahrt hin zu „New Space“-Anwendungen nicht zu verschlafen. Denn im Zusammenspiel mit Digitalisierungstechnologien wie Big Data, Künstlicher Intelligenz (KI), dem Internet der Dinge und übertragungsstarken 5G-Netzen wandelt sich das gesamte Ökosystem. 

Der Weltraumsektor werde so zunehmend zu einem wichtigen Motor für Innovation und Wirtschaftswachstum, heißt es in der Weltraum-Strategie des Bundes. Das größte Potenzial für Österreich wird dabei in Weltraumtechnologien gesehen, die sich mit ökologischen Aspekten, also Klimaschutz, Umweltüberwachung und Landnutzung sowie Wetter- und Katastrophenmanagement, befassen. Konkret konzentrieren will man sich auf das Monitoring von Muren- und Lawinenabgängen, satellitenbasiertes CO2-Monitoring sowie auf Fragen der Mobilität und Navigation bis hin zu Energiesicherheit und Wassermanagement.

Österreicher lenkt Europas Raumfahrt

In der Strategie sind dafür sechs Ziele bis 2030 formuliert, die allesamt eine Stärkung des Standorts Österreich im Bereich der Weltraumindustrie beinhalten – Förderprogramme inklusive. Bisher scheinen die dafür aufgewendeten Summen überschaubar: Seit 2002 wurden 800 Projekte mit einer Gesamtsumme von 130 Millionen Euro gefördert. Dazu kommt noch die Budgetbeteiligung an der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA. Sie orientiert sich am Bruttoinlandsprodukt und betrug 2019 beispielsweise 190 Millionen Euro.

ESA Generaldirektor Aschbacher
Josef Aschbacher: Der Vorarlberger ist seit 1. März 2021 Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA.Foto: ESA

Innerhalb der internationalen Behörden ist man da prominenter vertreten. Wien ist Sitz des Büros der Vereinten Nationen für Weltraumfragen und des Europäischen Instituts für Weltraumpolitik. Und mit Josef Aschbacher ist ein Österreicher seit 2020 Generaldirektor der ESA. 

Credits Artikelbild: adobe stock | Jürgen Fälchle

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