Weltraum Astronaut

Österreichische Technologie auf dem Weg zum Mond

3, 2, 1, Liftoff! Immer wieder sind Komponenten und Know-how österreichischer Unternehmen mit an Bord von Weltraummissionen. Ein kosmischer Überblick. 

Über 22.000 Kandidat:innen hatten sich beworben – sie schaffte es unter die letzten 17: Die Kärntner Medizinerin Carmen Possnig wurde kürzlich in das Astronautenkorps der Europäischen Raumfahrtagentur ESA aufgenommen. Ein Weltraumaufenthalt im Rahmen einer der künftigen ESA-Missionen ist damit näher gerückt – bisher war das mit Franz Viehböck 1991 erst einem Österreicher vergönnt. Possnig wäre demnach die erste Österreicherin im All. Technologie aus Österreich ist dagegen schon vielfach im Weltraum unterwegs und auch am Boden wird Forschungsarbeit fürs Universum geleistet. Hier sieben Beispiele.

1 – Technik für Röntgenteleskop

1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt soll im Jahr 2035 das bislang größte Röntgenteleskop im Weltraum in Stellung gebracht werden. Mit dem Gerät können laut Europäischer Weltraumorganisation (ESA) Informationen darüber gesammelt werden, wie im Weltraum aus Materie Galaxien entstehen beziehungsweise wie Schwarze Löcher an Masse gewinnen und so ihre Umgebung beeinflussen. In die Vorarbeiten für dieses „Advanced Telescope for High-Energy Astrophysics“ ist die oberösterreichische Firma Peak Technology eingebunden. Sie soll bis 2024 einen „Demonstrator“ für das Hauptstrukturelement des Teleskops entwickeln und bauen.

2 – Antrieb für Mond-Weltraumstation

Die NASA-Mond-Weltraumstation „Gateway“ soll ab Ende 2024 den Mond umrunden. Sie soll in Zukunft als permanente Basis für Astronaut:innen auf dem Weg zum Mond beziehungsweise irgendwann auch auf der Reise zum Mars dienen. Für die Steuerung der Energie- und Antriebselemente liefert das Wiener Weltraumunternehmen Beyond Gravity Austria Komponenten für den solarelektrischen Ionenantrieb. Dieser weltweit größte Steuerungsmechanismus ermöglicht es, die Schubrichtung der sehr großen elektrischen Triebwerke sowohl für präzise Manöver als auch für weitreichende Bahnänderungen um den Mond korrekt auszurichten.

Schutzhülle für Satelliten
Mehr als 400 Satelliten sind derzeit im All unterwegs, die in Schutzhüllen von Beyond Gravity verpackt sind. Foto: Beyond Gravity

Zudem hat Beyond Gravity Austria für eine Klima-Satellitenmission der NASA einen Navigationsempfänger geliefert, der Anfang 2023 ins All geschossen werden soll. Durch die Technologie kann das Messinstrument seine Position genau bestimmen, während es in rund 36.000 Kilometer Höhe atmosphärische Gase wie Ozon, Stickstoffdioxid und Formaldehyd sowie Aerosole über Nordamerika misst. Die so gesammelten Daten sollen zur Verbesserung der Vorhersage der Luftqualität beitragen.

3 – Kontrollsysteme für Raumkapsel

Mit an Bord der Raumkapsel „Orion“, die Mitte November Richtung Weltraum startete, um Daten für den nächsten bemannten Raumflug zu sammeln, ist auch Technologie aus Österreich. Vom Wiener Unternehmen TTTech kommt dabei Technologie für die Vernetzung der Avionik-Computer und der Kontrollsysteme. Dabei handelt es sich um ein speziell ausfallsicheres und leistungsstarkes Ethernet. Möglich sind Datenraten von bis zu einem Gigabit. Dadurch wird es möglich, Daten eintausendmal schneller an Bord zu übertragen als beim Space Shuttle.

4 – Fahrzeugwissen für Raketentanks

Auch Magna Aerospace ist bei „Orion“ mit an Bord. Geliefert werden Hochdruckleitungen für die Flüssigtanks der Trägerrakete des European Service Moduls (ESM). Dafür hat man Druckleitungen angepasst, die eigentlich für den Treibstofftank der wasserstoffbetriebenen Limousinen von BMW entwickelt wurden. In der Rakete sind die extrem robusten Leitungen für die Aufrechterhaltung des nötigen Drucks in den riesigen, 2,8 Millionen Liter fassenden Treibstofftanks für Flüssigwasserstoff und -sauerstoff ausgelegt. Die Leitungen befinden sich zum Teil an der Außenseite der Rakete und sind als dünne metallische Rohre an der Tankaußenseite gut erkennbar.

5 – Tragekonstruktion für Ariane 6-Rakete

Kick-Stage Main Structure nennt sich die tragende Struktur der Trägerrakete Ariane 6, die deren Einsatzmöglichkeiten erweitern soll. Entwickelt wird sie bei FACC in Oberösterreich. Das Bauteil zeichnet sich durch seine hochfesten und gleichzeitig ultraleichten Carbonmaterialien aus. Zudem trägt er neben eigentlichen Fracht vier Treibstofftanks, die neu entwickelte Berta Engine sowie modernste Flugelektronik in höhere Sphären.

Weltraum Ariane
Auf den Ariane-Trägerraketen fliegt Technologie aus Oberösterreich mit. Foto: FACC

Die Ariane 6-Rakete wird dadurch noch vielseitiger und auf längeren Missionen einsetzbar sein. Im Rahmen einer Mission soll beispielsweise an zwei an der Erde vorbeifliegenden Kometen getestet werden, inwieweit man einen Asteroiden von seiner Flugbahn abbringen kann, um etwaige Kollisionen zu verhindern. 

6 – Antriebssysteme für Satelliten

Enpulsion ist weltweit führender Hersteller von elektrischen Satellitenantriebssystemen für Nano- und Mikrosatelliten. Das Unternehmen wurde 2016 als Spin-off der FH Wiener Neustadt gegründet und unterhält heute auch ein Vertriebsbüro im Silicon Valley. Mitte 2018 wurde die Produktionsanlage eröffnet. Dort fertigt man IFM Thruster-Antriebe, darunter den IFM Nano Thruster – das einzige kompakte, skalierbare und modulare elektrische Antriebssystem weltweit. Es bringt Satelliten sehr präzise an die vorgesehene Position im Weltall und hat gegenüber konventionellen Triebwerken den Vorteil, deutlich kleiner, energieschonender und dadurch langlebiger zu sein. Dadurch können auch die Tanks kleiner sein, und es steht mehr Platz und Gewicht für Nutzlast zu Verfügung.

7– Transport von Forschungsausrüstung

Das Vorarlberger Speditionsunternehmen Gebrüder Weiss ist offizieller Logistikpartner der Swedish Space Corporation (SSC). Vier Tage waren LKW von Gebrüder Weiss Mitte November Richtung Nordschweden unterwegs, um Ausrüstungsgegenstände für wissenschaftliche Experimente an den Polarkreis zu transportieren. Im Rahmen der Mission „SubOrbital Express“ wurde eine unbemannte Rakete in 260 Kilometer Höhe geschossen. Während des parabelförmigen Flugs zurück zur Erde wurden zwölf wissenschaftliche Experimente in der Schwerelosigkeit durchgeführt. Man erhofft sich dadurch Erkenntnisse für die Forschung und Arbeit von Astronaut:innen im Weltall.

GUT ZU WISSEN

  • Die Europäische Weltraumorganisation ESA (European Space Agency) wurde 1975 als zwischenstaatliche Organisation gegründet und umfasst zur Zeit 22 Mitgliedsländer.
  • Sie widmet sich der friedlichen Erkundung des Alls. Österreich ist seit 1987 Mitglied.
  • Mit dem Tiroler Josef Aschbacher wird die Raumfahrtagentur seit Mitte 2021 zum ersten Mal von einem Österreicher geleitet.
  • Das Budget setzt sich zum größten Teil aus Beiträgen der Mitgliedsstaaten zusammen.
  • Österreich wird sich in den Jahren 2023 bis 2025 mit insgesamt 231 Millionen Euro beteiligen (plus 25 Prozent gegenüber der Vorperiode),
Credits Artikelbild: adobe stock | Vadimsadovski

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