Innovation aus Österreich: Hybridantrieb für Traktor

Bei Steyr Traktoren werden pro Jahr 11.000 Fahrzeuge gebaut und ein Hybridantrieb entwickelt, der mehr Leistung auf den Acker bringt. Es ist aber längst nicht die einzige Innovation des oberösterreichischen Industrieunternehmens.

Lockerer Ackerboden, fester Asphalt oder irgendwas dazwischen. Die neueste Generation von Steyr-Traktoren erkennt den Untergrund selbstständig und verringert oder erhöht den Druck in den Reifen dank zentraler Regelanlage automatisch. Das hat mehrere Vorteile. 

Zum einen wird damit ein Beitrag zum Bodenschutz geleistet, weil durch einen angepassten Reifendruck die Verdichtung des Erdbodens durch das Gewicht des Traktors vermindert wird. Zum anderen reduziert es den Kraftstoffverbrauch. Studien haben ergeben, dass bei einem Diesel-Jahresverbrauch von rund 20.000 Euro bis zu 2.000 Euro – also zehn Prozent – eingespart werden können.

Traktor passt Reifendruck dem Untergrund an

Um die höchstmögliche Wirkung zu erzielen, werden mit dem System nicht nur die Vorder- und Hinterachsen der PS-starken Traktormodelle angesteuert, auch der Reifendruck in Anbaugeräten und Anhängern lässt sich regulieren. Und das bei jeder Geschwindigkeit. Legt man auf eine möglichst kurze Aufpumpdauer wert, kann außerdem ein Luftverdichter mit hoher Kapazität und Druckluftspeicher integriert werden.

Steyr Traktor
Je nach Untergrund wird der Reifendruck automatisch angepasst. Das spart Treibstoff.Foto: Steyr Traktoren

Es ist aber nicht die einzige Innovation, mit der Steyr Traktoren seine heuer 75-jährige Unternehmensgeschichte weiterschreibt. So investiert die Steyr-Traktoren-Mutter, CNH Industrial, hundert Millionen Euro in die Errichtung von Europas größtem Forschungszentrum für Traktoren und Landwirtschaftsmaschinen. Es entsteht im italienischen Modena.

Elektrischer Antrieb erhöht Effizienz

Bei Steyr Traktoren im oberösterreichischen St. Valentin wird indes bereits seit 2019 an einem Hybridantrieb geforscht. Erste Ergebnisse zeigen, dass mit leichten, PS-starken Traktoren damit durchschnittlich acht Prozent Kraftstoff eingespart werden können. Zudem werden die Fahrzeuge leistungsstärker.

Steyr Hybrid
Das in den Antriebsstrang integrierte Hybrid-Modul erhöht die Leistung.Foto: Steyr Traktoren

„Die Übertragung elektrischer Leistung an die Räder des Arbeitsgeräts verbessert die Traktion für das Gespann aus Traktor und Arbeitsgerät, sodass potenziell ein größeres Arbeitsgerät eingesetzt werden kann“, erklärt Christian Huber, Vice President Global Tractor Product Management. Zudem lässt sich dank Differential das Drehmoment nach Bedarf auf die Vorder- und Hinterachse verteilen, sodass beide Achsen optimal arbeiten, was die Zugleistung um bis zu zehn Prozent erhöht.

80 Prozent Exportquote

„Außerdem bringen die elektrischen Antriebssysteme, die wir entwickeln, eine schnellere Beschleunigung auf Maximalgeschwindigkeit als ein herkömmlicher Antrieb“, so Huber. Und der elektrische Antrieb ermöglicht engere Wendekreise. Bei einem elektrischen Antrieb kann die Geschwindigkeit der Vorderachse beim Wenden nämlich erhöht werden, was den Vorgang aktiv unterstützt. Gegenüber einem herkömmlichen Traktor mit dem gleichen Radstand und den gleichen Reifen verkleinert sich der Wendekreis so um etwa eineinhalb Meter.

Damit wird eine Erfolgsgeschichte weitergeschrieben. Denn schon der heute legendäre Steyr 180, der ab 1947 produziert wurde, hob sich durch Wendigkeit und Leistungsstärke von der Konkurrenz ab. Dieser „Urvater“ der Steyr Traktoren war noch grün. Seit 1966 laufen die Fahrzeuge im typischen rot-weißen Design vom Laufband. Allein im vergangenen Jahr waren es 11.000 Stück – so viele wie nie zuvor. Gut 80 Prozent gehen in den Export, der Großteil nach Europa, Australien und Neuseeland.

Satelliten steuern Traktor am Acker zentimetergenau

Aktuell sind die Auftragsbücher voll. Auch an weiteren Innovationen wird getüftelt. Selbstfahrende Fahrzeuge sind ebenso in Planung wie Chips für Traktoren, die die Qualität der Pflanzen und ihren Wasser- und Düngebedarf analysieren. In Zeiten zunehmender Dürreperioden will man so von Sprinklerbewässerung auf gezielte Tröpfchenbewässerung übergehen.

Im Cockpit ermöglicht indes die Digitalisierung für Informationen über Abnutzung und Treibstoffverbrauch via App in Echtzeit direkt aufs Smartphone. Eine satellitengestützte Software sorgt für Präzision beim Befahren der Äcker und Felder. Sie übernimmt wie ein Autopilot die Lenkung beziehungsweise die Abstimmung zwischen mehreren Traktoren am Feld. Damit wird die Gesamteffizienz der Fahrzeugflotte maximiert und die Ermüdung des Fahrers minimiert. Exakter steuern könnte auch der Mensch die Traktoren nicht. Die Maschinen kommen auf eine Genauigkeit von 1,5 Zentimeter.

GUT ZU WISSEN

  • 1947 lief der erste Steyr-Traktor im Werk in Steyr vom Band. 1974 übersiedelte das Unternehmen nach St. Valentin.
  • 1996 wurde Steyr Traktoren vom zweitgrößten Landtechnikhersteller der Welt, dem CNH Industrial-Konzern, übernommen, zu dem auch Case und New Holland gehören.
  • Der Standort in St. Valentin ist der europäische Hauptsitz von Case IH und Steyr Traktoren und mit über 600 MitarbeiterInnen einer der größten Arbeitgeber in der Region.
  • Im abgelaufenen Geschäftsjahr (per 31.12.) wurde in Österreich ein Umsatz von 957 Millionen Euro erzielt (2020: 759 Millionen Euro).
Credits Artikelbild: Steyr Traktoren

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