Bierflasche Forschung

„Pabierflaschen“: Prost! – und dann ab ins Altpapier

Verpackungsinnovation aus Vorarlberg: Alpla hat eine Flasche entwickelt, die aus Papier hergestellt wird. Erste Tests als Bierflasche laufen.

Scherben bringen zwar angeblich Glück, bei Alpla will man dennoch darauf verzichten. In jahrelanger Entwicklungsarbeit hat der Vorarlberger Verpackungsspezialist eine Technologie zur Umsetzung gebracht, die es ermöglicht, Flaschen aus Papier herzustellen.

Gestartet wurde das Projekt schon vor knapp fünf Jahren. Zusammen mit einem dänischen Verpackungsunternehmen gründete man das Joint Venture Paper Bottle Company (Paboco). Mit an Bord der Entwicklungsplattform waren ein Netzwerk aus prominenten Kunden wie Coca Cola, Absolut, L’Oréal und die Brauerei Carlsberg. Gemeinsam forschte man an einer recyclingfähigen, faserbasierten Flasche aus erneuerbaren Materialien. Die größte Herausforderung dabei: formstabile Hohlkörper zu erzeugen, die nicht wie Milch- oder Saftpackungen zusammenfaltbar sind.

Flasche aus Papier für Waschmittel

Seit heurigem Herbst ist Alpla Mehrheitseigentümer bei Paboco und treibt die Entwicklung Richtung Skalierbarkeit und Industrialisierung der Innovation voran. Ab Ende 2024 sollen am Fertigungsstandort in Dänemark die Papierflaschen als nachhaltige Alternative zu Kunststoffflaschen serienmäßig produziert werden.

Flasche aus Papier
Flasche der Zukunft? Papier statt Glas. Was für Reinigungsmittel funktioniert, soll auch den Getränkemarkt revolutionieren.Foto: Paboco

„Mit der jetzigen Flaschenkonfiguration zielen wir auf die Segmente Schönheitspflege sowie Textil- und Haushaltspflege ab“, erklärt Paboco-CEO Tim Silbermann. So hat Procter & Gamble bereits Anfang 2023 eine bei Paboco entwickelte Papierflasche für den Nonfood-Bereich als Prototyp gelauncht. 120.000 Flaschen mit Flüssigweichspüler wurden auf den Markt gebracht.

Bier aus der Papierflasche 

Bei dieser ersten Version waren die Flaschen zu 85 Prozent aus Papierfasern, zur Innenisolierung wurde aber noch eine dünne Kunststoffschicht aus fossilbasiertem oder recyceltem PET aufgetragen. Diese PE-Schicht funktioniert jedoch beispielswiese bei Flüssigkeiten mit Kohlensäure nicht.

Papierflasche-Carlsberg
Formstabil, leichter und somit umweltfreundlicher beim Transport und außerdem keine kalten Finger mehr beim Halten, weil die Holzfasern die Kälte des Getränks besser isolieren.Foto: Carlsberg

Durch stete Weiterentwicklung sollen aber auch weitere Anwendungen möglich werden, verspricht Silbermann. Die Brauerei Carlsberg ging für ihre Bierflaschen aus Papier bereits einen Schritt weiter. Als Barriere zwischen Bier und der Außenhülle wurde ein pflanzenbasiertes Polymer entwickelt, das die Kohlensäure und den Geschmack des Bieres besser schützt und ähnliche Eigenschaften wie PET-Flaschen aufweist.

Kälte nur am Gaumen

Deren Besonderheit, neben dem Umstand, dass die Flasche biologisch abbaubar ist: ein anderes Kälteempfinden beim Genuss. Denn die perfekte, niedrige Trinktemperatur des Biers ist in der Hand beziehungsweise beim Trinken auf den Lippen nicht so direkt spürbar wie bei einer Glasflasche oder Aludose. Schuld daran sind die isolierenden Eigenschaften der Holzfasern. Bei ersten Tests mit 8.000 sogenannten Fibre Bottles in acht westeuropäischen Märkten (Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Vereinigtes Königreich, Polen, Deutschland und Frankreich) wurde die Marktfähigkeit geprüft.

Paboco arbeitet zudem an faserbasiertem Deckel und Verschluss. Laut Carlsberg wird die Flasche dann um bis zu 80 Prozent weniger Emissionen verursachen als die derzeit handelsüblichen Einwegflaschen aus Glas. Der Recyclingweg dieser neuen Flaschen würde Richtung Papiertonne führen. Carlsberg peilt aber auch für die Papierflaschen ein Pfandsystem an.

Credits Artikelbild: adobe stock | seventyfour

Das könnte dich auch interessieren

Lichtblick

Dir gefällt, was du hier liest?

Einfach "Fakt & Faktor" als Newsletter abonnieren!

Jetzt abonnieren