Packnatur

Dem Umweltschutz ins Netz gegangen

Holzbasierte Lebensmittelverpackungen können rückstandslos kompostiert werden. Das steirische Industrieunternehmen Packnatur beliefert Supermärkte in ganz Europa und MuschelhändlerInnen in den USA mit nachhaltigen Netzen.

Einmal Milch im Tetra Pak, Käse von der Theke und ein Sackerl Gemüse aus dem Tiefkühlregal: Auch bei kleinen Einkäufen summieren sich am Ende die Verpackungen, die im Müll landen. Für nachhaltige Ideen heißt es also, genau hier anzusetzen. So gib es Netze für Zwiebeln, Erdäpfel oder Zitronen, die sich ein bisschen anders anfühlen. Nicht wie Plastik, sondern weich wie ein Stück Stoff. 

Mit hoher Wahrscheinlichkeit stammt dieses Netz aus heimischen Buchenwäldern und wurde im oststeirischen Örtchen Neudau produziert. Dort hat das Familienunternehmen Packnatur lange daran getüftelt, Verpackungen so umweltverträglich zu machen, dass man sie auch daheim auf den Kompost werfen könnte. 

Der Weg vom Holz zum Netz

Der Rohstoff für den Packnatur Cellulose-Netzschlauch stammt zu 100 Prozent von Buchen aus FSC- oder PEFC-zertifizierter Forstwirtschaft in Zentraleuropa. Das Holz fällt bei der Durchforstung von Wäldern an. Ein Drittel stammt aus Österreich, zwei Drittel aus Nachbarländern. 

Damit aus sperrigem Holz schlussendlich die weichen Netze werden, müssen Profis ran. Im oberösterreichischen Werk der Lenzing AG, dem Weltmarktführer umweltfreundlicher Cellulosefaserproduktion, wird das Holz zu spinngefärbten Modalfasern verarbeitet – und das sogar CO2-neutral

Packnatur
Einfach umweltfreundlich aber gar nicht so einfach in seiner Herstellung: So ein Cellulose-Netz.Foto: Packnatur

Der Trick, damit das Netz der Umwelt so wenig wie möglich schadet, liegt auch in der Färbung. Die Fasern werden spinngefärbt. Soll heißen: Das umweltverträgliche Farbpigment wird direkt in die Faser eingeschlossen, gibt also nachträglich keine Farbe mehr in die Natur ab. Das spart gegenüber konventioneller nachträglicher Färbung 64 Prozent beim Wasserverbrauch, 90 Prozent beim Chemikalieneinsatz und hinterlässt am Ende 64 Prozent weniger Abwasser. 

Und das Wichtigste: Die Cellulosefaser ist innerhalb von zwölf Wochen biologisch abbaubar. Man könnte sie also kompostieren. Sie ist vollständig rückstands- und petrochemiefrei und erzeugt kein Mikroplastik. Gleiches gilt für die „Pick Pack“-Mehrwegbeutel und die „Pop-up Bag“-Einkaufsnetze, die Wegwerfbeutel in der Obst- und Gemüseabteilung sowie Einkaufssackerl aus Plastik ersetzen.

Erfolgreiches Netzwerk

Die Produkte überzeugen aber nicht nur durch ihre umweltfreundlichen Eigenschaften, sondern auch durch ansprechendes Design. Stimmen Optik und Handhabung nicht, bleibt die KundInnennachfrage aus. Ein Ritterschlag also, dass mittlerweile beinahe alle bekannten Supermarktketten, internationale Handelshäuser sowie heimische LandwirtInnen und lokale DirektvermarkterInnen auf die Produkte von Packnatur zurückgreifen. 

Packnatur Gemüsenetze
Die Fasern dieser Die Celluloseschläuche ist innerhalb von zwölf Wochen biologisch abbaubar.Foto: Packnatur

Der eigens entwickelte Netzschlauch kann ohne große Investitionen und Umbauten auf vorhandenen Maschinen benutzt werden. Das hausinterne Kompetenzzentrum für textile Verpackungen tüftelt außerdem laufend an neuen Anwendungsbereichen und Einsatzmöglichkeiten für das Cellulosenetz und denkt über Kombinationen mit anderen Verpackungsmaterialien nach.

Nachhaltig vom Netz zum Etikett 

Ein Ergebnis dieser Entwicklungsarbeit sind 100 Prozent biobasierte und vollständig biologisch abbaubare Etiketten. Gemeinsam mit der IM Polymer GmbH, der Lenzing Plastics GmbH & Co KG und der Erzeugerorganisation Marchfeldgemüse hat Packnatur Bio-Stegetiketten entwickelt. Sie bestehen aus einem vollständig petrochemiefreien Folienverbund in Kombination mit Zellstoffpapier.

Sämtliche eingesetzten Rohstoffe sind biogenen oder mineralischen Ursprungs und damit ebenfalls kompostierbar. Bedruckt werden die Etiketten mittels umweltschonendem Thermotransferdruck, auf die umstrittenen Thermopapiere wird indes verzichtet. Für diese Innovationen gewann Packnatur neben dem WorldStar Packaging Award kürzlich den Innovationspreis Steiermark im Bereich Nachhaltigkeit.

Von der Steiermark in die USA

Die nachhaltigen Verpackungen aus der Steiermark sind mittlerweile auch jenseits der heimischen Grenzen im Umlauf. Für das Unternehmen Ocean Farm Supply im US-amerikanischem Brunswick entwickelte Packnatur beispielsweise die sogenannte Ocean Harvest Bag. Die Tasche ist für die Ernte und den Vertrieb von Muscheln im Meer gedacht. Wo zuvor Netzbeutel aus Einwegplastik zum Einsatz kamen, entlasten die kompostierbaren Versionen nun die Umwelt und Gewässer.

Über Packnatur

Helmut Meininger gründete 1982 in Graz das VPZ Verpackungszentrum als Handelshaus für Lebensmittelverpackungen. Von Anfang an setzte er gemeinsam mit seiner Tochter Susanne Meininger ökologische Schwerpunkte in der Produktentwicklung. Der Durchbruch gelang nach 25 Jahren Forschungsarbeit mit der kompostierbaren Netzverpackung. Inzwischen werden die Netzschläuche von den führenden Supermarktketten Europas für Gemüse und Zitrusfrüchte eingesetzt. 2019 fand außerdem die neue Entwicklungs- und Produktions GmbH ihren eigenen Firmensitz im oststeirischen Neudau. Zwei weitere Ausbaustufen sind in nächster Zeit geplant.

packnatur.at

Credits Artikelbild: Packnatur

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