Mehrwegsystem Post

Dieselbe Verpackung in Grün: Paketversand im Mehrwegsystem

Mit dem boomenden Paketversand stapelt sich auch der Verpackungsmüll. Kann das Mehrwegsystem der Österreichischen Post Abhilfe schaffen?

Es war für die Österreichische Post ein Paketrekordjahr: 165 Millionen Pakete wurden 2020 von Österreichs größtem Post- und Logistikdienstleister transportiert – das entspricht einem Vorjahresplus von 30 Prozent. An durchschnittlichen Tagen transportierte die Post österreichweit rund 555.000 Pakete, am 7. Dezember kam dann schließlich der Rekord mit unglaublichen 1,3 Millionen transportierten Paketen an nur einem Tag.

Verglichen dazu erscheint der Tagesrekord im Jahr 2019 fast gering: Damals wurden erstmals an einem Tag 765.000 Pakete verteilt. Diese enorme Menge an Paketen freut zwar die Wirtschaft – für Abfallbeseitigung und Umwelt stellt sie aber eine Belastung dar. Denn auch wenn Karton ein an sich nachhaltiges Verpackungsmaterial ist, gehen mit der Herstellung und Entsorgung doch Emissionen, Energie- und Wasserverbrauch einher. Die ideale Lösung wäre also ein Mehrwegsystem.

Mehrwegsystem gegen Müllberge

Genau deshalb forscht die Post seit dem vergangenen Jahr mit der FH Oberösterreich an wiederverwendbaren Verpackungslösungen für den Paketversand. Das Ergebnis ist die „Grüne Verpackung“, ein Pilotprojekt mit fünf kooperierenden Handelsunternehmen, kofinanziert durch das Land Oberösterreich. DI Peter Umundum, Vorstand für Paket & Logistik der Österreichischen Post AG, blickt bereits mit Vorfreude auf das Projekt, das im Februar 2022 startet: „Wir arbeiten schon seit über zehn Jahren sehr ernsthaft am Thema Nachhaltigkeit. Beginnend mit der CO2-neutralen Zustellung 2011 bis hin zu unserem Ziel der CO2-freien Zustellung 2030. Für unser Mehrwegsystem haben wir KundInnen und Handelsunternehmen befragt und 40 verschiedene Verpackungslösungen evaluiert.“

Es geht voran

Aktuell arbeitet man im Innovationszentrum Logistikum.Retail gemeinsam mit ProjektpartnerInnen am operativen Set-up. Heißt: „Der Beschaffungsprozess für die ausgewählten Verpackungen für den Pilottest läuft, die Schulung der MitarbeiterInnen in der Kommissionierung wird konzipiert, und auch interne Prozesse werden adaptiert“, beschreibt Prof. FH. DI Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums an der FH Oberösterreich, den Status quo im Forschungsprojekt. „Danach werden wir gemeinsam mit den Handelsunternehmen dm, INTERSPAR-Onlineshop weinwelt.at, INTERSPORT, Tchibo und Thalia vier Mehrwegverpackungen testen.“

Mehrwegsystem Post
v.l.: DI Peter Umundum, Vorstand für Paket-Logistik der Österreichischen Post AG und Prof. (FH). DI Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums an der FH OberösterreichFoto: Österreichische Post

Aber bringt so ein System überhaupt den gewünschten Effekt? In einer Vorstudie der FH Oberösterreich wurden über 40 vermeintlich nachhaltige Verpackungslösungen detailliert betrachtet und analysiert. Es zeigte sich, dass durch den Aufbau eines Mehrwegzyklus mit Abstand die größten Emissionseinsparungen möglich sind. Da die Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen oder recyceltem PET bestehen, kann bereits nach wenigen Zyklen der ökologische Break-Even-Point im Vergleich zum herkömmlichen Einwegkarton erreicht werden.

Und so funktioniert die „grüne Verpackung“

Die teilnehmenden Handelsunternehmen wickeln Online-Bestellungen wie gewohnt ab. Der einzige Unterschied: Die Waren werden nun in wiederverwendbaren Verpackungen mit der Post verschickt. Als EmpfängerIn entnimmt man dann die Produkte und faltet die Verpackungen einfach wieder zusammen. Danach werden diese an die Handelsunternehmen retourniert, über Briefkästen, Post-Geschäftsstellen, SB-Zonen oder ZustellerInnen. Dort werden die Verpackungen gereinigt und gehen erneut in den Versand. Also ein wirklich kleiner Mehraufwand, der aber ganz viel bringt!

Mehrwegsystem Post
Bis zu 100 Versandzyklen: So sehen die ersten präsentierten wiederverwendbaren Verpackungen aus.Foto: Österreichische Post

In Zusammenarbeit mit den VerpackungsanbieterInnen sowie den fünf teilnehmenden Unternehmen wurden vier Verpackungstypen für den Testlauf ausgewählt:

Re-Zip Boxen aus Karton:

Lebensdauer: 5–10 Zyklen
Sehr niedrige Umwelteinflüsse, in Dänemark bereits erprobt

Re-Zip Bags aus beschichtetem Holzfaserstoff:
Lebensdauer: 10–30 Zyklen
Optimal für Textilien, ermöglicht Vermeidung von Plastik (Polybags)

Packoorang Bags aus PET:
Lebensdauer: 50–100 Zyklen
Sehr hohe Lebensdauer, durch Polsterung auch für zerbrechliche Güter geeignet

Returnity Weinboxen aus recyceltem PET:
Lebensdauer: 100–125 Zyklen
Faltbare Tasche mit Einlage, Versandmöglichkeit für bis zu sechs Flaschen

Die Nachfrage ist groß

Das Pilotprojekt startet im Februar und wird voraussichtlich bis Juli 2022 laufen. Die Nachfrage nach genau solchen klimaschonenden Lösungen wird übrigens immer größer. Das beweist auch das jährliche Trendbarometer des global führenden Verpackungs- und Papierunternehmens Mondi und Karmasin Research & Identity. Dieses untersucht das Konsumentenverhalten sowie die Ansprüche an Verpackung in Deutschland, Polen, Rumänien, Tschechien und Österreich. Aktuell zeigt sich, dass geeignete Verpackungen beim Online-Einkauf eine Schlüsselrolle spielen. Acht von zehn VerbraucherInnen (80 Prozent) bewerten die umweltfreundliche Entsorgung von Verpackungen, Recycling und Wiederverwendung als wichtig.

Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) ist sogar bereit, bis zu drei Euro mehr für Online-Waren zu bezahlen, solange die Verpackungen ausreichend Schutz, einfache Handhabung und umweltfreundliches Material anbieten. Die KonsumentInnen sind also schon mehr als bereit, auf ein Mehrwegsystem umzusteigen. Vor allem, wenn der einzige Unterschied darin besteht, statt zur Altpapiertonne einfach zur passenden Abgabestelle zu gehen.

Credits Artikelbild: Österreichische Post

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