pankl academy

Im Rennen um Fachkräfte gibt Pankl Racing kräftig Gas

Ende September lag die Arbeitslosigkeit wieder unter dem Niveau vor der Krise. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Der Fachkräftemangel steigt trotzdem weiter. Das steirische Industrieunternehmen Pankl investiert daher rund fünf Millionen Euro in ein hochmoderndes Ausbildungszentrum – in die „Pankl Academy“.

Der aktuelle Schulungskatalog von Pankl ist 136 Seiten dick. Wer möchte, kann lernen, wie man einen Hubstapler, Kran oder Konfliktgespräche führt, wie man die eigene Resilienz stärkt oder bestimmte Software Tools verwendet. Allein im Vorjahr konnten trotz der Corona-Restriktionen immerhin 870 Schulungstage absolviert werden. 2019 waren es fast dreimal so viel. Und in Zukunft sollen es noch mehr werden. Für noch mehr Lehrlinge. Denn der Auto-, Rennsport- und Luftfahrtausrüster Pankl baut eine eigene Fachkräfte-Akademie; die „Pankl Academy“.

Man lehrt nie aus

„Eigentlich gibt es die ‚Pankl Academy‘ schon seit vielen Jahren“, erklärt Pankl-Vorstandschef Wolfgang Plasser im Interview, „bisher allerdings nur virtuell, also in Form des Schulungskatalogs. Als wir vor einigen Jahren das 75.000 Quadratmeter große Grundstück im High-Tech-Park in Kapfenberg gekauft haben, haben wir beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen, um ein eigenes Ausbildungszentrum zu errichten – mit einer Bibliothek und einer Lehrwerkstätte, Seminarräumen und Lehrsälen, die mit Videokonferenzsystemen ausgestattet sind, damit man von verschiedenen Standorten aus an den Veranstaltungen teilnehmen kann.“ Nach einer coronabedingten Pause konnte die Planung diesen Sommer wieder aufgenommen werden. Nächstes Jahr soll der Bau beginnen.

Wolfgang Plasser
Pankl-Vorstands-Chef Wolfgang Plasser weiß: Von eigenen Lehrlingen profitiert das Unternehmen am meisten!Foto: Pankl Racing Systems AG

Fünf Millionen für die Pankl Academy

Insgesamt wird die „Pankl Academy“ rund fünf Millionen Euro kosten. Eine Investition, die sich jedoch lohnt, ist Wolfgang Plasser überzeugt. „Erstens möchten wir die Lehrlingszahlen schrittweise auf 150 aufstocken und zweitens haben wir in den letzten 30 Jahren immer wieder festgestellt, dass das Unternehmen vor allem im Produktionsbereich von den eigenen Lehrlingen am meisten profitiert. Sie haben eine super Ausbildung, sind praxisorientiert und kennen, im Gegensatz zu externen FacharbeiterInnen, die man ohnehin nur schwer bekommt, die Produkte und die betrieblichen Abläufe von der Pike auf.“

Krisensicher durch Resilienz und Videobotschaften

Großen Wert legt man bei Pankl aber nicht nur auf die fachlichen, sondern auch auf die sozialen Kompetenzen der MitarbeiterInnen. Das Arbeitsumfeld sei stressig, erklärt der Vorstandschef, denn als Rennsportzulieferer müsse man rasch und flexibel agieren. Daher hätten sich Kurse wie „Resilienz stärken“ durchaus bewährt und obendrein für ein gutes Arbeitsklima gesorgt. Auf Corona habe man die MitarbeiterInnen trotz des dicken Schulungskatalogs jedoch nicht vorbereiten können, sagt Wolfgang Plasser. Zumindest nicht mit Hilfe von Kursen. Dafür habe man andere Wege gefunden. „Wir haben während der Corona-Krise zwar Kurzarbeit angemeldet, aber keine einzige Kündigung ausgesprochen. Und ich habe vom ersten Lockdown an jede Woche eine Videobotschaft aufgenommen, um alle auf dem Laufenden zu halten und ihnen in einer Zeit der Unsicherheit Mut zuzusprechen. Das ist von vielen sehr positiv angenommen worden.“

Ein Drittel Frauen

Erfreulich ist auch die Frauenquote bei Pankl. Insgesamt liegt sie bei 30 Prozent. Von den 120 Lehrlingen ist jeder dritte weiblich. Für einen technischen Betrieb sei das gar nicht so schlecht, meint der Vorstandschef, es läge aber vor allem am Arbeitsumfeld und den Arbeitsbedingungen. „Die Pleuel und Kolben für den Rennsport, die wir produzieren, wiegen rund 20 Deka und sind damit relativ leicht zu bewegen. Es ist nicht laut, es staubt nicht. Im Gegenteil, die Arbeitsplätze sind sogar sehr sauber. Bei uns schaut es fast so aus wie in einer Formel-1-Box, mit Ausnahme der Schmiedebetriebe.“

Jobgarantie und Jobrotation

Ein weiteres Plus für Lehrlinge: Alle bekommen nach der Lehrabschlussprüfung einen Job bei Pankl angeboten. Und: Sie haben die Möglichkeit, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. „Wir sind weltweit aufgestellt“, sagt Wolfgang Plasser, „und haben ehemalige Lehrlinge, die jetzt z. B. in Kanada oder Kalifornien arbeiten. Für die jungen Leute ist es interessant, das Gelernte in einem anderen Betrieb, vielleicht sogar auf einem anderen Kontinent einzusetzen. Und das Unternehmen profitiert von der Vernetzung und der verbesserten Kommunikation.“

Pankl Racing FotoshootingFoto: Pankl Racing Systems AG/Kniepeiss

Lesen, Schreiben, Rechnen

Doch welche Anforderungen müssen junge Menschen erfüllen, die sich für eine Lehre bei Pankl interessieren? „Lesen, Schreiben, Rechnen“, sagt der Pankl-Chef. Klingt einfach. Ist es aber nicht. Auch dafür braucht es die „Pankl-Academy“. „Die Mathematikkenntnisse sind teilweise erschreckend, deshalb bieten wir im ersten Halbjahr eine Art Nachhilfe in Mathematik und Geometrie an. Aber auch Deutsch ist wichtig. Wir haben etwa Geflüchtete aus Syrien, die bei uns eine Lehre gemacht haben. Die waren zwar gut ausgebildet, hatten aber Sprachprobleme und konnten daher dem Unterricht nicht folgen. Deshalb haben wir für sie einen Deutsch-Intensiv-Kurs abgehalten, und nach 3,5 Jahren haben sie die Berufsschule mit gutem Erfolg abgeschlossen.“

Lieber Lehrlinge als AkademikerInnen

Es gibt viele Erfolgsgeschichten bei Pankl. Und noch mehr Möglichkeiten, Karriere zu machen, egal, ob mit Matura, Lehre oder Studium. Wobei Wolfgang Plasser die Lehrlinge am liebsten sind: „Wenn ich die Wahl zwischen einem Akademiker/einer Akademikerin und einem Lehrling habe, dann nehme ich den Lehrling. Weil Lehrlinge im Normallfall besser ausgebildet sind und mehr Praxisbezug haben. Aber wir haben allein in der Steiermark rund 1.400 Beschäftigte, da ist Platz und Bedarf für alle, sowohl für reine AkademikerInnen als auch für Lehrlinge und FacharbeiterInnen. Aber von den Lehrlingen und FacharbeiterInnen brauchen wir viel mehr.“

Über Pankl Racing Systems AG

Die Pankl Racing Systems AG hat ihren Sitz in der Steiermark und produziert Pleuel, Kolben und andere Komponenten für den Motorsport. Sie ist Teil der Pankl-Gruppe, die 19 Standorte in zehn Ländern hat, unter anderem in Europa, den USA, Japan und China. Insgesamt beschäftigt die Pankl-Gruppe rund 3.500 MitarbeiterInnen. Allein in der Steiermark sind 1.388 MitarbeiterInnen tätig, darunter 380 ehemalige Lehrlinge, die immer noch im Betrieb arbeiten.

Credits Artikelbild: Pankl Racing Systems AG
Lichtblick

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