Waschmittel

Recyclingkunststoff drückt auf die Tube

Schlechtes Gewissen beim Kauf von Kosmetik- und Reinigungsprodukten in Plastikflaschen? Recyclingkunststoff könnte bald für weiße(re) Westen sorgen. Das Unternehmen Henkel zählt zu den Vorreitern in Sachen Plastikkreislaufwirtschaft.

Feste Shampoos, Seifen und Refill-Behälter: Plastikfreie Alternativen fürs Badezimmer haben eine wachsende Fangemeinde, sind aber immer noch eher ein Nischenmarkt. Denn: Alternativen sind oft teurer, das Hantieren mit glitschigen Glasfläschchen in der Dusche ist riskant, und Kartonverpackungen sind oft nicht möglich. 

Die meisten Menschen mögen Reinigungsmittel, Shampoo und Co. eben so günstig und praktisch wie möglich. All diese Anforderungen erfüllt ein Material perfekt: Plastik. Dessen Umweltbilanz ist aber nicht die tollste. Was also tun, wenn nachhaltige Alternativen zwar da, Plastikverpackungen aber immer noch beliebter sind? Die Antwort: den Kunststoff besser machen. Oder recyclen.

Plastik: Recyclingquote sehr gering

Laut einer amerikanischen Studie wurden seit den 1950er-Jahren Milliarden Tonnen Kunststoff produziert, aber insgesamt nur neun Prozent davon recycelt. Plastik nicht wiederzuverwenden ist jedoch nicht nur für die Umwelt eine enorme Belastung, viele ExpertInnen sehen dies auch als eine verpasste wirtschaftliche Chance.

Ein großer Anteil dieses Mülls ist nämlich Verpackungsmaterial von Alltagsprodukten wie Duschgel, Zahnpasta und Flüssigseife – Produkte, deren Verpackung recht schnell wieder entsorgt wird und die sich somit ideal für Kreislaufsysteme eignen würden.

Österreich – Europas Vorreiter bei Recyclingkunststoff

Österreich war diesbezüglich sogar Pionier. So brachte die erste aus 100 Prozent Recyclingkunststoff bestehende Verpackung Europas ein österreichischer Betrieb auf den Markt. Bereits 1994 stellte Henkel Austria die grüne Flasche der Pflanzendüngermarke Substral her, die damals noch zum Unternehmen gehörte. Am Standort Wien-Erdberg gab es zu diesem Zweck eine eigene Kunststoffrecyclinganlage, die rund tausend Tonnen Altplastik im Jahr verarbeitete.

Henkel Abfüllung
Recyclingkunststoff: Bis 2025 sollen 100 Prozent der Henkel-Verpackungen recycelbar oder wiederverwendbar sein. Foto: Henkel

Heute werden in Österreich insgesamt jährlich rund 5.500 Tonnen Wasch- und Reinigungsmittelflaschen aus sogenanntem High Density Polyethylen, auch „HDPE-Kunststoff“, gesammelt und sortiert. Ungefähr 80 Prozent davon eignen sich für die Wiederverwertung. Die Herausforderung beim Recycling liegt nämlich in den hohen Qualitätsanforderungen. Im Gegensatz zu PET-Getränkeflaschen müssen Verpackungen aus HDPE eine größere Vielfalt von Eigenschaften erfüllen: Sie müssen eine hohe Beständigkeit besitzen, Produkte vor UV-Strahlung schützen, eine hohe chemische Produkthaltbarkeit aufweisen und einen Beitrag für leichte Anwendung und optimale Dosierung leisten.

Eine Milliarde gesammelter Plastikflaschen

Irgendwann ist das Produkt aber aufgebraucht und die Verpackung wird zum Abfall – und nicht selten zu einer Umweltbelastung. Um die Menge an Plastikmüll signifikant zu verringern, arbeitet die Abteilung Henkel Beauty Care daher eng mit dem Sozialunternehmen Plastic Bank zusammen. 

Das Ziel der konzernweiten Partnerschaft ist es, Plastikabfall in den Weltmeeren zu vermeiden sowie gleichzeitig Menschen, die in Armut leben, zu unterstützen. 17.000 Menschen weltweit sammelten insgesamt bereits eine Milliarde Plastikflaschen. Sie werden als Recyclingkunststoff „Social Plastic“ in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt. Das entspricht mehr als 20 Millionen Kilogramm Plastik, die ansonsten möglicherweise ins Meer gelangt wären. 

Recyclingkunststoff in Kosmetikverpackungen

Henkel Beauty Care nutzt das recycelte „Social Plastic“ seit 2017 zunehmend auch in seinen Produktverpackungen und Flaschenkörpern. In naher Zukunft will man sogar alle Kunststoffe im Sortiment durch den Recyclingkunststoff ersetzen. Die Einsparungen sind bis jetzt durchaus beachtlich: Seit 2017 wurden bereits 22 Millionen Flaschenkörper des Kosmetiksortiments aus recyceltem „Social Plastic“ hergestellt. 

Durch Projekte wie dieses will Henkel die Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffverpackungen fördern. Bis 2025 sollen 100 Prozent der Henkel-Verpackungen recycelbar oder wiederverwendbar sein. Klingt sportlich, ist aber bereits in Sichtweite. Ende 2020 hatte Henkel das Ziel nämlich bereits für rund 89 Prozent seiner Verpackungen erreicht.

  • Das deutsche Unternehmen Henkel wurde 1876 vom 28-jährigen Kaufmann Fritz Henkel in Aachen gegründet. Als erstes Produkt stellt er ein Pulverwaschmittel auf Basis von Wasserglas her und nennt es Universalwaschmittel.
  • Heute beschäftigt Henkel weltweit etwa 53.000 MitarbeiterInnen, rund 85 Prozent davon arbeiten außerhalb von Deutschland. Im Geschäftsjahr 2020 erzielte Henkel einen Umsatz von 19,3 Milliarden Euro und ein betriebliches Ergebnis von 2,6 Mrd. Euro.
  • Die österreichische Dependance des deutschen Unternehmens Henkel wurde bereits 1927 als „Persil-Gesellschaft Henkel & Voith“ in Wien-Erdberg gegründet. Heute ist das Unternehmen immer noch an diesem Standort beheimatet und betreibt die größte Produktionsstätte für Flüssigwaschmittel in Europa. Hier werden einige der bekanntesten Putz- und Kosmetikmarken hergestellt – und damit auch eine große Menge Plastik. Doch Henkel will diese Müllberge abbauen.
  • So ist das Werk in Wien-Erdberg bereits mehrfach für sein Umweltmanagement ausgezeichnet worden. Erst kürzlich wurde die vor drei Jahren erlangte EMAS-Zertifizierung revalidiert.
  • Der EMAS-Preis ist seit 1995 die höchste Auszeichnung für Umweltmanagement, die von staatlicher Seite vergeben wird. Es steht für „eco-management and audit scheme“ und ist ein freiwilliges System der Europäischen Union, das für zuverlässigen Umweltschutz eintritt, der auch glaubwürdig ist.
Credits Artikelbild: adobe stock | vladdeep

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