Recyclingfehler

Diese Recylingfehler kommen uns teuer zu stehen

Unzählige Tonnen wertvoller Rohstoffe landen jährlich im Restmülleimer. Dabei schlummert gerade im Abfall viel Potenzial! Recyclingfehler kosten uns Geld und belasten noch dazu die Umwelt. Höchste Zeit also, mit Missverständnissen aufzuräumen.

Zuerst die gute Nachricht: Beim Thema Mülltrennung zeigt sich Österreich richtig motiviert. Eine aktuelle Studie der ARA (Altstoff Recycling Austria) gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut IMAS fand heraus, dass 93 Prozent der ÖsterreicherInnen Recycling befürworten. Zum Vergleich: In der ARA-Umfrage vor rund 30 Jahren lag der Prozentsatz lediglich bei 67 Prozent. Und auch bei der tatsächlichen Bewirtschaftung von Abfall ist Österreich schon seit Jahren unter den EU-Spitzenreitern. 

Abfall ist schließlich ein wichtiger Rohstofflieferant und essenziell für eine ökologische Kreislaufwirtschaft. Aber eben nur, wenn man ihn ordnungsgemäß und sortenrein trennt. Am Wissen, was jetzt genau in welchen Mülleimer gehört, hapert es jedoch immer noch. Lediglich 26 Prozent der in der Studie Befragten gaben an, in diesem Thema keine Nachhilfe zu brauchen. Immerhin 34 Prozent möchten ihren Müll künftig noch genauer trennen, besonders motiviert sind die 14- bis 29-Jährigen.

Mülltrennung „kostet“ zwölf Minuten pro Woche

Richtige Mülltrennung „kostet“ pro Woche durchschnittlich gerade einmal zwölf Minuten unserer Lebenszeit. Zwölf Minuten, die allerdings einen hohen „return of investment“ bringen. Denn richtige Verpackungssammlung ist nicht nur ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz, es lassen sich auch viel Energie und Kosten sparen. Denn Müll kann neuer Rohstoff sein oder sinnvoll weiterverwendet werden.

Österreichs Haushalte produzieren pro Jahr 1,4 Millionen Tonnen Restmüll – das entspricht rund 166 Kilo pro Kopf. Davon sind 40,2 Prozent organisches Material, eine große Menge verschwendetes Biomethan also, die fälschlicherweise im Restmüll landet.

Die Recyclingziele, die sich die EU bis zum Jahr 2025 gesteckt hat, erfüllt Österreich zwar bereits jetzt. Mit einer Ausnahme: Kunststoffverpackungen. Laut Greenpeace wird in Österreich nur ein Drittel der insgesamt 300.000 Tonnen Kunststoffmüll recycelt. Zwei Drittel werden energetisch verwertet, also in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Um das EU-Ziel bis 2025 zu erreichen, muss man die Recyclingquote demnach verdoppeln. Da ein Großteil des Abfallaufkommens aus privaten Haushalten stammt, lohnt es sich, die eigenen Wegwerfgewohnheiten zu hinterfragen. Damit die wertvollsten Rohstoffquellen auf keinen Fall im Restmüll landen, hier ein paar konkrete Tipps.

Recyclingfehler
Altöl, egal ob aus der Küche, dem Automotor oder von der Fahrradreparatur, kann bei richtiger Entsorgung zu einer neuen Energiequelle werden. Falsch entsorgt bleibt es nicht selten eine Umweltverschmutzung.Foto: Adobe Stock

Recyclingfehler Nr. 1: Altöl im Ausguss

 „Öli“, „Wöli“, „Nöli“ oder „Fetty“: Noch nie gehört? Je nach Bundesland und Region nennt man so die Mehrwegsammeleimer für Haushalte und Gastronomie, die man sich kostenlos in Altstoffsammelzentren und von Umweltverbänden holen kann. Denn Altöl in die Toilette oder die Küchenspüle zu kippen, verstopft Abflüsse und Kläranlagen. Bringt man den vollen Eimer aber einfach zur nächsten Sammelstelle, wird das Altöl sinnvoll in Aufbereitungsanlagen verwertet. 90 Prozent des daraus gewonnen Neu-Öls nutzt die Biodieselindustrie. Dank „Ölis“ betreibt man zum Beispiel die Welser Stadtbusse mit Biodiesel aus altem Speisefett. Die restlichen zehn Prozent werden wieder für die Wärme der Behälterreinigung genutzt. So ein voller „Öli“-Eimer liefert genug Energie, um eine 60-Watt-Glühbirne eine Woche lang zum Leuchten zu bringen.

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Reste von der Gartenarbeit gehören bitte nicht in die Biotonne!Foto: Adobe Stock

Recyclingfehler Nr. 2: Grünschnitt gehört nicht in die Biotonne

Österreich behandelt mehr als eine Million Tonnen an biogenen Abfällen in über 400 Kompostieranlagen. Die organischen Abfälle werden in Kompostanlagen zu hochwertigem Kompost oder in Biogasanlagen verwertet. Da die Gasausbeute des Materials hoch ist, schlummert ein wirtschaftlicher Rohstoff in unserer Biotonne, der immer bedeutender wird. Aber nicht alles, was grün oder essbar ist, darf rein: Baum‐ und Strauchschnitt beispielsweise ist aufgrund seines hohen Anteils biologisch schwer abbaubarer Verbindungen für Biogasanlagen schlecht geeignet. Durch zu viel Grünschnitt in der Biotonne beginnt der Müll zu früh zu vergären und ist wertlos. Je mehr Störstoffe in der Biotonne sind, desto teurer und energieintensiver die Aufbereitung: Kunststoffe müssen herausgefiltert und Speisereste aus tierischen Produkten im Prozess einer kostenintensiven Hygienisierung unterzogen werden. 

Recyclingfehler
Warum wird so viel neuwertige Kleidung weggeworfen?Foto: Adobe Stock

Recyclingfehler Nr. 3: neue Textilien in der Tonne

Der Textilsektor ist zentraler Bestandteil im Kreislaufwirtschaftsplan der EU. Altkleider, gebrauchte Schuhe sowie Haus- und Heimtextilien, aber auch industrielle Textilien wie Packstoffe, Schutztextilien, Segeltücher oder Vliesstoffe sollen bald energieeffizienter hergestellt und langlebiger werden. Umfragen haben ergeben, dass viele Kleidungsstücke bereits nach fünfmaligem Tragen in einwandfreiem Zustand entsorgt werden. Von den rund 222.000 Tonnen heimischen Textilabfällen pro Jahr wird ein Großteil verbrannt. Lediglich zehn Prozent nutzt der Secondhandbedarf und sieben Prozent kommen zum Recycling.

Recyclingfehler
Einer der wertvollsten Sekundärrohstoffe: altes Aluminium!Foto: Adobe Stock

Recyclingfehler Nr. 4: Aluminium im Restmüll

Auch Metallverpackungen und Getränkedosen landen oft fälschlicherweise im Restmüll. Für die heimische Stahl- und Aluminiumindustrie wären sie aber ein wertvoller Sekundärrohstoff. Gerade Aluminium ist ein Material, das beinahe endlos wiederverwertbar ist. Sein Recycling spart im Vergleich zur Neugewinnung rund 85 Prozent der CO2-Emissionen und ca. 93 Prozent der Energie ein.

Abfallpläne für die Zukunft

Um den regionalen Fleckerlteppich an Sammelsystemen für Kunststoff- und Metallverpackungen zu vereinheitlichen, sammelt man österreichweit spätestens ab 2025 alle Kunststoffverpackungen gemeinsam mit Metallverpackungen. Da außerdem viel ungenutztes Potenzial in den Mülleimern im öffentlichen Raum steckt, will man auch hier konkrete Schritte setzen. Stehen nur Restmüllbehälter zur Verfügung, dann enthält dieser Abfall nämlich durchschnittlich 22 Prozent an wertvollen Verpackungen aus Kunststoff, Metall und Verbundmaterial, die damit für das Recycling verloren sind. Stattdessen setzt man zukünftig auf getrennte Verpackungssammlung.

Tipp:

Noch unsicher, wo der fettige Pizzakarton hingehört und wohin mit der kaputten Glühbirne? Das Abfall-ABC des Bundesministeriums für Klimaschutz hilft durch den Recyclingdschungel.

GUT ZU WISSEN

  • Der Bundesabfallwirtschaftsplan gab an, dass das Abfallaufkommen Österreichs im Jahr 2019 bei rund 71,26 Millionen Tonnen lag. Das ist ein Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zu den Jahren davor.
  • In Europa entstehen jährlich Kunststoffabfälle in Höhe von rund 25,8 Millionen Tonnen, so die Europäische Kommission. Davon werden derzeit weniger als 30 Prozent für das Recycling gesammelt.
  • Laut Montanuni Leoben landen rund 250.000 Tonnen Kunststoffe, 200.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen Glas und 67.000 Tonnen Metalle jährlich im Restmüll österreichischer Haushalte. Diese Fehlwürfe verursachen unnötige Behandlungskosten und verhindern, dass aus diesen wertvollen Rohstoffen Erlöse lukriert werden.
Credits Artikelbild: Symbolbild: Adobe Stock

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