Ringana

Ringana: Ehrlichkeit als Wundermittel

Kurzes Ablaufdatum, kompaktes Sortiment und Produktionsausbau am Land statt im Ballungszentrum: Das Naturkosmetikunternehmen Ringana macht vieles anders – und erzielt damit jedes Jahr aufs Neue Rekordumsätze.

Naturkosmetik boomt, war aber lange nur ein Nischenthema. Doch gerade wenn es darum geht, kompromisslos alles Künstliche wegzulassen, finden sich nur sehr wenige Unternehmen, die dies im großen Stil betreiben. Das österreichische Familienunternehmen Ringana ist eine dieser seltenen Ausnahmen.

In der Schule für erfolgreiche Kosmetikunternehmen hätte das Gründerduo Ulla Wannemacher und Andreas Wilfinger vermutlich zu den Rebellen gehört. Denn mit Ringana machen die beiden bei vielen Dingen genau das Gegenteil von dem, was in der Branche als Garant für viel Umsatz gilt. Teure Inhaltsstoffe, kleine Produktionsmengen, kurzes Ablaufdatum der Produkte, kein regelmäßiges Wachstum der Produktgruppen. Was all diese „Fehler“ ergeben? Erfolg auf ganzer Linie, 1+ also.

100 % Natur, 100 % schwierig

Klären wir zunächst, was die große Schwierigkeit hinter dem Konzept von Ringana ist: die Frische. Bei Lebensmitteln ist längst klar, dass frische Produkte meist besser sind als künstlich konservierte. Überraschenderweise gilt dasselbe auch für Hautpflegeprodukte. Denn jene Inhaltsstoffe, die unsere Haut am besten gesund halten, verlieren selbst am schnellsten an Wirkung. Und das ist für viele ProduzentInnen ein unrentabler Aufwand. Das Konzept „100 % Natur“ ist deswegen meist in kleinen Manufakturen, die mit viel Handarbeit werken, zu finden.

Ringana
Fresh: Das Ringana Gründer-Duo Ulla Wannemacher und Andreas Wilfinger.

Vor genau 25 Jahren gründeten Wannemacher und Wilfinger ihr Kosmetikunternehmen, nachdem ihr Sohn mit einer Zahnpastatube aus dem Kindergarten nach Hause kam. Beim genaueren Blick aufs Etikett fiel den beiden auf, wie problematisch Inhaltsstoffe konventioneller Produkte wirklich sind. Den Angeboten am Markt mangelte es vor allem an einem: kompromissloser Natürlichkeit. Also werkelten sie lange an einer Möglichkeit, ausschließlich reine, natürliche Rohstoffe einzusetzen. Besonders tricky ist dabei der komplette Verzicht auf mineralölbasierte Inhaltsstoffe, beispielsweise Stabilisatoren, Formaldehyd, Silikone, Nanopartikel und weitere umweltschädliche Substanzen. Denn die sind nicht nur viel günstiger, sie machen die Kosmetikprodukte auch lange Zeit haltbar – und das sind KonsumentInnen eben gewöhnt.

Das Qualitätssiegel Ablaufdatum

„Künstliche Konservierungsstoffe, Mineralöle und Ähnliches sind nicht nur bedenklich, sie sind vor allem für die Wirkung irrelevant“, so Co-Gründer Andreas Wilfinger. Bei Ringana kommen daher ausschließlich hoch-antioxidative Pflanzenwirkstoffe zum Einsatz, in patentierten „Airless“-Gebinden abgefüllt. Der größte Feind von Naturkosmetik ist nämlich Sauerstoff, durch dessen Einwirkung pflanzliche Öle im schlimmsten Fall verderben. Verglichen mit konventioneller Kosmetik haben Ringana-Produkte daher ein kurzes Ablaufdatum, und darauf ist man sogar stolz. Denn es ist der Beweis für die Frische, durch die der Einsatz von empfindlichen Naturstoffen überhaupt möglich ist. Das war von Anfang an eine große Herausforderung für das gesamte Unternehmen. Von der Beschaffung über die Verarbeitung bis hin zu Logistik und den Verpackungen sind alle Prozesse so optimiert, dass alles so schnell wie möglich vonstattengeht.

Ausschließlich Renner im Sortiment

Natürlich erzählt jedes Unternehmen, dass ihre Produkte der Renner sind. Wenn Ringana CEO Andreas Wilfinger davon erzählt, ist das allerdings wortwörtlich zu nehmen. Denn sogenannte „Schnelldreher“ –oder umgangssprachlich auch „Renner“ – sind Waren, die wenig Zeit innerhalb eines Lagers verbringen und dieses schnell wieder verlassen. Verliert ein Produkt außerdem an Nachfrage, wird es aufgelassen. Denn ein kurzes Ablaufdatum verlangt nach einer besonders hohen Absatzgeschwindigkeit. „Würden wir dutzende verschiedener Sorten produzieren, wäre diese schnelle Drehung nicht mehr gegeben“, verrät Andreas Wilfinger. Deshalb bietet Ringana zum Beispiel nur ein einziges Shampoo oder Duschbad an, statt durch unzählige Varianten Abstriche in der Wirkung hinzunehmen.

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Neben Naturkosmetik umfasst das Sortiment eine Auswahl an Supplements.Foto: Ringana

Also noch eine Besonderheit, die sehr selten in dieser Größenordnung geschieht. „Stillstand bedeutet für uns Rückschritt“, so Wilfinger. „Die MitarbeiterInnen unserer Forschungsabteilung kommen aus Bereichen der medizinischen Wissenschaften, Biotechnologie, Ernährungstherapie, Pflanzenwissenschaften, Molekularbiologie und werden angehalten, outside of the box zu denken. Dabei sind sie weder in ihrer Kostenkalkulation noch bei der Auswahl der Rohstoffe eingeschränkt.“

Ringanas Wachstum im Pandemiejahr

Anfang 2021 machte der steirische Kosmetikkonzern mit Schlagzeilen auf sich aufmerksam, die man in den vergangenen Monaten selten las: Rekordumsatz, neues Headquarter, weitere Investitionen in Millionenhöhe, plus 100 MitarbeiterInnen.

Die Erfolgsfaktoren sieht man in bedarfsorientierter Produktion, schneller Marktreaktionen, hoher Absatzgeschwindigkeit und kurzen Lagerzeiten. Obwohl das Pandemie-Jahr 2020 auch für Ringana herausfordernd war, konnte das Unternehmen während der Krise wachsen und einen Rekordumsatz von € 160 Millionen erzielen. Zum Vergleich: 2019 waren es noch € 116 Millionen, das Jahr davor € 80 Millionen. Wilfinger dazu: „Wir waren in der glücklichen Lage, niemanden kündigen oder in Kurzarbeit schicken zu müssen. Der Zuwachs ist aber nicht unbedingt auf die Pandemie zurückzuführen. Ringana ist in den letzten Jahren stetig um mehr als 30 % pro Jahr gewachsen.“

Nachhaltig waren wir schon immer – jetzt hat unsere Nachhaltigkeit eine Strategie.

Andreas Wilfinger, Ringana CEO 

Dennoch sieht der Branchenexperte einen deutlichen Aufwärtstrend, der bleibt. „Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach ‚ehrlichen‘ Beauty-Produkten, die ohne synthetische Konservierungsstoffe auskommen, auf Mikroplastik verzichten und vegan sind. Vor 25 Jahren sahen wir das bereits, und jetzt haben wir einen Vorsprung an Qualität und Know-how.“

Umzug in großem Stil

Mit dem Umzug nach St. Johann in der Haide übersiedelte der offizielle Firmensitz mit Juni 2021 vom Schloss Hartberg an den neuen, hochmodernen Ringana Campus. Der neue Standort wurde bewusst in der Heimat gewählt, um ein klimabewusstes Bauen zu gewährleisten. Die hochtechnisierte Produktion ist auf eine Tageskapazität von bis zu 30.000 kg ausgelegt; diese Dimension stellt die bisherigen Standorte in den Schatten. Darauf, dass es auch außerhalb der Ballungszentren möglich ist, international erfolgreich zu sein, ist Andreas Wilfinger stolz: „Durch die neu gewonnenen Kapazitäten eröffnen sich neue Möglichkeiten, um unsere Internationalisierung weiter zu forcieren. Zugleich bleibt die Wertschöpfung in der Region, wodurch wir einen Beitrag zur heimischen Wirtschaft leisten.“

Frische Ideen zur Energiegewinnung

Weitere Ausbaustufen und Investitionen in den neuen Standort sind bereits geplant. In Summe wird das Unternehmen nach Bauabschnitt 1 und 2 rund € 70 Millionen in den neuen Standort investiert haben. 9.500 m2 Gründach wurden verwirklicht, zur Rückhaltung von Regenwasser und um den Kühlbedarf des Gebäudes zu senken. Energie wird u. a. durch Photovoltaikanlagen auf sämtlichen Dachflächen gewonnen, welche mittels Wärmepumpen die durchdachten Heiz- und Kühlsysteme bzw. Produktionsanlangen speisen. „Damit können wir mehr als die Hälfte des eigenen Energiebedarfs abdecken. Das entspricht einer Stromversorgung von 170 Durchschnittshaushalten in Österreich über ein Jahr lang“, erzählt Wilfinger begeistert.

Photovoltaikanlage
Ringana setzt auf saubere Energiegewinnung.Foto: Ringana

Der Ringana Campus ist außerdem das größte Geothermie-Projekt Österreichs. Das gesamte Areal wurde mit 160 Bohrungen, die 120 Meter in die Tiefe reichen, aufgeschlossen. Das bedeutet, dass der ganze Erdkörper, auf dem der Campus steht, aktiviert wird – einerseits zum Kühlen und andererseits zum Heizen.

Klimaziele in Sichtweite

In Zusammenarbeit mit dem Klimaschutzprojekt ClimatePartner wurde der gesamte Betrieb, inklusive aller bei Ringana produzierten Produkte, klimaneutral gestellt. Großes Augenmerk wird auch auf neue Verpackungs- sowie Recyclingmöglichkeiten gelegt. Und auch für die Naturkosmetik selbst halte die Zukunft immer wieder neues Potenzial bereit, so der Ringana-CEO. Permanent werden weltweit neue Pflanzenstoffe entdeckt, eine Innovation jage die nächste. „Natürlich gibt es bei uns jährlich mehrere Innovationen, und auch in Kürze steht wieder ein Produktlaunch an. Doch dazu dürfen wir leider noch nichts verraten. Nur so viel: Es wird wieder einmal eine neue Dimension erschlossen!“

Über Ringana

  • Die Produktion von Ringana hat 1996 mit einer Handvoll von Leuten in einem kleinen Labor in Hartberg begonnen.
  • Mittlerweile wurde daraus eine hochmoderne Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsstätte mit Logistikstandorten in ganz Europa.
  • Ringanas Nachhaltigkeitsprogramms RE*THINK ist mit den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen verknüpft. So könne man garantieren, dass gleichzeitig mit dem eigenen Bestreben nach verantwortungsvollem Handeln die globale Verantwortung übernommen wird, die für eine nachhaltige Zukunft nötig ist.
Credits Artikelbild: Ringana

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