Sauerstoffbrenner machen Industrieprozesse nachhaltiger

Die massiven Preissteigerungen und die Angst vor einem Stopp der Gaslieferungen treffen vor allem die heimische Industrie. Dass Industrieprozesse allerdings auch ganz ohne den fossilen Energieträger funktionieren können, zeigt die innovative Sauerstoffbrennertechnologie Oxipyr des Industriegase-Spezialisten Messer Austria.

Gas kommt bei unterschiedlichen industriellen Produktionsverfahren zum Einsatz, die Dampf, Hitze oder auch Kälte fordern. So liefert Gas etwa die Prozesswärme für Öfen, in denen hochlegierter Stahl, Gusseisen oder auch Glas geschmolzen werden. Ein österreichisches Industrieunternehmen scheint nun aber genau für solche Industrieprozesse die Tür zu öffnen – und zwar mit einer nachhaltigen Brennertechnologie. Die Rede ist vom Industriegase-Spezialisten Messer Austria, dem weltweit größten familiengeführten Spezialisten für Gase zum Einsatz in der Industrie, im Umweltschutz, in der Medizin, der Lebensmittelbranche, der Schweiß- und Schneidtechnik, im 3D-Druck, im Bauwesen sowie in Forschung und Wissenschaft.

Mit einer eigens entwickelten Technologie namens Oxipyr lassen sich laut dem Unternehmen bei industriellen Verbrennungsprozessen bis zu 60 Prozent Erdgas einsparen. Dadurch kann aber nicht nur der Ausstoß von CO2-Emissionen deutlich reduziert, sondern auch die Produktionsleistung eines Ofens gesteigert werden. Und das bedeutet weitergehend „natürlich auch eine enorme Reduktion der aktuellen Abhängigkeit von russischem Erdgas“, betont Johannes Rauch, Technology Manager High Temperature Processes der Messer Austria.

Sauerstoffbrenner
Mit dem Sauerstoffbrenner können bei industriellen Verbrennungsprozessen bis zu 60 Prozent Erdgas eingespart werden. Was das bedeutet: „Natürlich eine enorme Reduktion der aktuellen Abhängigkeit von russischem Erdgas“, betont Johannes Rauch, Technology Manager High Temperature Processes der Messer Austria.Foto: Privat

Alle Zeichen auf Nachhaltigkeit und Effizienz

Seit über 120 Jahren verbindet man mit dem Namen Messer Kompetenz rund um das Thema Industriegase und innovative Technologien und Weiterentwicklungen von Brennern für die Industrie. Das Resultat dieser enormen Expertise: Die nachhaltige Brennertechnologie Oxipyr, bei der statt Luft, die nur 21 Prozent Sauerstoff beinhaltet, reiner Sauerstoff als Oxidator zum Einsatz kommt. Zur Erklärung: Als Oxidation bezeichnet man einen Brennvorgang, der mit Sauerstoffüberschuss geschieht. Die Brenntechnik des Oxidierens beruht also darauf, dass der Ofen mit möglichst viel Sauerstoff, wie es nun eben beim Oxipyr der Fall ist, angereichert wird.

Unsere Technologie ist ein probates Mittel für die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit.

Johannes Rauch, Technology Manager High Temperature Processes der Messer Austria

„Unsere Technologie ist ein probates Mittel für die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit“, ist Johannes Rauch überzeugt. Aufgrund der Verwendung von Sauerstoff während des Schmelzvorgangs lässt sich die Produktion flexibler und nachhaltiger gestalten, sodass auch die Betriebskosten für jedes Schmelzwerk deutlich reduziert werden können. Die Sauerstoffbrenner von Messer Gase seien laut dem Unternehmen selbst die optimale Übergangslösung für die Zeit, in der Erneuerbare noch nicht im erforderlichen Ausmaß zur Verfügung stehen, die Gasabhängigkeit aber eben verringert werden soll.

Technology Manager Rauch erklärt, warum das so ist: „Die Verbrennung ist deutlich effizienter. Denn durch den Einsatz von Sauerstoffbrennern fällt der gesamte Stickstoffballast eines Luftbrenners weg – das sind immerhin fast 80 Prozent des benötigten Oxidatorvolumens.“ Das führt zu einer enormen Einsparung beim Erdgasverbrauch. „Dadurch können zum Beispiel metallurgische Gefäße wie Pfannen und Konverter um ein Vielfaches schneller aufgeheizt werden als mit konventionellen Brennern – die eingebrachte Energie geht schneller, homogener und effizienter auf das jeweilige Gut über.“

Langjährige Expertise

Die Sauerstoffbrenner werden vor allem bei Hochtemperaturanwendungen – 900 °C und mehr – zum Einsatz kommen. Also etwa beim Vorwärmen metallurgischer Gefäße, Recycling von Aluminium oder Blei in Drehtrommelöfen. Damit aber noch nicht genug: Auch beim Umschmelzen von Kupfer und Aluminium in Herdöfen und für Wiedererwärmungsöfen für Stahl weisen die Oxipyr-Brenner im Gegensatz zu herkömmlichen Technologien Vorteile auf.

Sauerstoffbrenner
Die neu entwickelten Sauerstoffbrenner werden vor allem bei Hochtemperaturanwendungen, wie etwa beim Vorwärmen metallurgischer Gefäße zum Einsatz kommen.Foto: Messer Austria/Christian Gaber

Denn ein derzeit weit verbreitetes Problem bei Brennern ist, dass es oft zu hohen Deckentemperaturen im Ofen selbst kommt. Das wiederum verringert die Lebensdauer der Feuerfestausmauerung und führt dementsprechend zu Ofenstillstandszeiten. Und eine geringe Produktionsleistung des Ofens führt weitergehend auch zu einer Reduktion der geplanten Performance des Betriebes – ein Teufelskreis also. Mit der neuen Brennertechnologie sollen diese Probleme allerdings Geschichte sein, aufwendige Nachbearbeitungsmaßnahmen ebenso.

Schnelle Umrüstung und vielversprechende Möglichkeiten

Die gute Nachricht: „Das Umrüsten auf die Sauerstoffbrennertechnologie von Messer ist weder kompliziert bzw. langwierig noch kostenintensiv“, bestätigt Rauch. Für einen optimalen Betrieb gibt’s zu den Brennern selbst auch passende Regelsysteme. Den Amortisationszeitraum für den Tausch des Brenners beziffert das Unternehmen dabei mit unter einem Jahr.

Sauerstoffbrenner
Gut zu wissen: Am Standort in Gumpoldskirchen steht den KundInnen ein Freistand zur Testung aller Brenner zur Verfügung.Foto: Messer Austria/Martin Demuth

Übrigens: Das Unternehmen dachte bei der Entwicklung dieser neuen Brennergeneration auch an zukünftige Entwicklungen. „Unsere Brenner funktionieren auch mit Wasserstoff“, sagt Rauch. So groß das Potenzial von Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist, so hoch sind derzeit allerdings auch die Herausforderungen. Denn nur, wenn er mit erneuerbaren Energien hergestellt wird, ist er tatsächlich klimafreundlich. „Aber auch die Probleme dahingehend werden eines Tages gelöst sein. Und dann ist mit den Oxipyr-Brennern ein nochmaliges Umrüsten nicht erforderlich“, blickt Rauch optimistisch in die Zukunft. Bis die Wasserstoffbrenner allerdings in die Produktionshallen heimischer Industriebetriebe Einzug halten, wird es noch ein wenig dauern. Sauerstoffbrenner hingegen ebnen bereits heute den Weg in eine nachhaltigere und auch unabhängigere Industrie.

Über Messer Gase:

Messer ist der weltweit größte familiengeführte Spezialist für Gase zum Einsatz in der Industrie, im Umweltschutz, in der Medizin, der Lebensmittelbranche, der Schweiß- und Schneidtechnik, im 3D-Druck, im Bauwesen sowie in Forschung und Wissenschaft. Unter der Marke „Messer – Gases for Life“ bietet das Unternehmen Produkte und Serviceleistungen in Europa, Asien und Amerika an.

Am Standort in Gumpoldskirchen befindet sich neben dem eigenen Luftzerleger, der die österreichischen KundInnen sicher mit technischen Gasen versorgt, auch ein Spezial- und Sondergaseabfüllwerk. Im Technikum für Hochtemperaturtechnik, das sich ebenfalls vor Ort befindet, stehen den KundInnen ein Freistand zur Testung aller Brenner vor der Auslieferung sowie zwei Versuchsöfen für Forschungsprojekte zur Verfügung.

Credits Artikelbild: adobe stock | Nomad_Soul

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