Ketten pewag

Schneeketten: pewag bietet neue Montagetechnologie

Das Montieren von Schneeketten gehört zu den weniger beliebten Tätigkeiten während eines schneereichen Winters. Bei pewag, einem der ältesten Kettenproduzenten der Welt, hat man jetzt aber eine neue, bedienungsfreundliche Technologie entwickelt: Drauflegen. Festschrauben. Fertig.

Brückl geht als Hauptwohnsitz lauschiger Gemütlichkeit durch. Die Kärntner Imkerschule ist hier, am Zusammenfluss von Görtschitz und Gurk, ebenso daheim wie die Waldwirtschaftsgemeinschaft Kärnten. Im Ort gibt es eine Trafik, einen Polizeiposten und einen Postpartner, eine Gärtnerin und einen EDV-Servicemann. Urlaub am Bauernhof wird angeboten. Und über allem thront die über tausend Jahre alte Laurentiuskirche am Johannserberg.

Die 2.700-Seelen-Marktgemeinde nennt sich zwar etwas großspurig „das Tor zur Norischen Region“; auch die Musikschule ist danach benannt. Tatsächlich dominiert in Brückl aber Beschaulichkeit. Und dennoch ist es ein Ort, der sich seinen Platz in der Weltgeschichte gesichert hat. Dank pewag.

pewag: älter als die USA

Wie das? Christoph Kolumbus hatte Amerika noch nicht mit Indien verwechselt, da wird in Brückl bereits geschmiedet. Schon 1479 taucht die örtliche Schmiede erstmals in Urkunden auf. Sie gilt als Keimzelle für eine der damit heute ältesten Kettenfabriken der Welt: der pewag AG.

neue pewag-Schneekette
Die Radkästen der Autos werden immer enger, der Platz zum Kettenmontieren damit immer weniger.Foto: pewag

James Cook hatte gerade erst Australien entdeckt, da eröffnen die pewag-Urahnen 1787 im steirischen Kapfenberg schon das erste Kettenwerk. 1803 folgt ein Werk in Graz. Hans Pengg, dessen Familie in Thörl bereits ein Hammerwerk besitzt, kauft 1885 die Kapfenberger Schmiede (Hansenhütte) und erzeugt dort bis 1922 unter anderem Hufnägel. Im selben Jahr übernimmt die Unternehmerfamilie Walenta in Graz das dortige Kettenwerk. 1923 fusionieren die beiden.

Zwei Familien – ein Firmenname

Das neue Firmenkonstrukt nennt sich Pengg-Walenta-KG. Daraus wird später die pewag AG. Der Firmenname leitet sich von den Anfangsbuchstaben der Gründerfamilien ab. 2003 kauft Ägyd Pengg schließich die Walenta-Anteile auf. 2005 spaltet sich der Konzern in die pewag austria GmbH, die Industrieketten herstellt, und die Schneeketten Beteiligungs AG. Letztere fällt immer wieder mit Produktinnovationen auf.

pewag Schneekette
Die neue pewag-Schneekette „servostar“ wird nicht über den Reifen gestülpt, sondern auf die Lauffläche der Räder gelegt und vorne verzurrt.Foto: pewag

Jüngster Beweis ist das brandaktuelle Schneekettenmodell „servostar“. Der Clou: Diese Kette muss nicht mehr über den Reifen gestülpt werden. Eine entscheidende Erleichterung – vor allem seit Autofirmen die Radkästen immer enger bauen und man nicht mehr komplikationslos an die Reifeninnenseite gelangt. Mit der neuen Kette erspart man sich diesen meist schmutzigen und jedenfalls lästigen und umständlichen Montageschritt.

Weltmarktführer mit neuem Patent

Stattdessen liegt die „servostar“-Kette nur auf der Lauffläche auf und wird an der Vorderseite an einer Radmutter festgeschraubt. Dafür hat pewag eine eigene Ratschentechnologie entwickelt. Sie spannt die Schneekette mittels Seilzug automatisch über den Reifen. Die Kette kann zudem von den NutzerInnen auf verschiedene Reifendimensionen angepasst werden.

Rob Bekkers
pewag-CEO Rob Bekkers: „Bei Schneeketten sind wir weltweit die Nummer eins“Foto: pewag

Fast drei Jahre hat die Entwicklungsabteilung an der revolutionären Technik getüftelt, erzählt Rob Bekkers. Der gebürtige Niederländer ist seit April CEO der Schneekettensparte im pewag-Konzern. „Bei Schneeketten für Lkw und Pkw sind wir weltweit die Nummer eins“, ist er stolz.

Standorte in Tschechien und den USA

Aufgeteilt nach Produktgruppen machen dabei die Lkw-Ketten mit 47 Prozent den größten Teil des Kuchens aus. So sind fast alle Schneeräumfahrzeuge Österreichs mit pewag-Schneeketten unterwegs. 38 Prozent entfallen auf das Pkw-Segment, neun Prozent auf Spezialketten und fast raupenähnliche Bänder für Forstmaschinen beziehungsweise Ketten für den Agrar- oder Transportbereich. 2019 erwirtschaftete man so einen Umsatz von insgesamt 70 Millionen Euro.

Das Netz der Firmenstandorte spannt sich über den halben Globus. Neben einem Produktionswerk nördlich von Prag, wo die Pkw-Schneeketten hergestellt werden, gibt es auch noch einen Standort in Brückl, wo man die Ketten für Lkw, Traktoren und Forstmaschinen produziert. Den nordamerikanischen Raum versorgt ein eigenes Werk in Pueblo in Colorado.

Hochsaison im Sommer

Hochsaison in diesen Produktionsstätten ist im Sommer, erklärt Bekkers. Zu dieser Zeit kommen auch verstärkt LeiharbeiterInnen zum Einsatz. Im Herbst erfolgt die Auslieferung an den Handel, im Winter wird je nach Bedarf nachproduziert, um Engpässe in den Lagern aufzufüllen. Und vor allem wird auf Schnee und Eis getestet.

Gelenkt wird die Gruppe mit in Vollauslastungszeiten insgesamt 500 Beschäftigten vom Headquarter in Graz, wobei es eigene Vertriebsgesellschaften in den Hauptzielmärkten gibt. Deren Verbreitung folgt geografisch dem Haupteinsatzgebiet der Schneeketten: Es sind Regionen mit Bergen und/oder Gebiete mit einem kalten Winter. Neben Deutschland, Tschechien, Italien, Frankreich, den USA und Kanada ist das vor allem der skandinavische Raum.

Eigene Ketten für den nordischen Winter

Schweden, Finnland und Norwegen sind bereits „pewag-Land“: Allein in Norwegen hat man 350.000 Schneeketten verkauft – und kurz vor Weihnachten einen eigenen Vertriebsstandort im Raum Oslo eröffnet. Damit will Bekkers die Fühler noch weiter in den norwegischen Markt ausstrecken. 

Auch, weil pewag für die besonderen Schneebedingungen im hohen Norden eine eigene Schneekette entwickelt hat. Nicht nur die Farbe – blau – der patentierten sogenannten studded ladder chains ist speziell. Auch die Stummel bieten eine größere Oberfläche und sind extra gehärtet, um für noch mehr Traktion und Halt auf extremen Schnee- und Eisfahrbahnen zu sorgen.

Angst, dass man durch schneeärmere Winter oder den SUV- und Allradboom an Terrain verlieren könnte, hat pewag-CEO Bekkers nicht. „Wenn es eine Kettenpflicht gibt, dann ist das Auto egal“, nimmt er es sportlich. Und bergab sei auf Schneefahrbahnen das hohe Gewicht der SUVs ja sogar von Nachteil. „Da hat man auch bei diesen Autos mit Schneeketten einen besseren Grip.“

GUT ZU WISSEN

  • Harry D. Weed hat 1904 das Patent für Tire Chains angemeldet. Der Amerikaner gilt damit als Erfinder der Schneeketten.
  • 1912 wurde bei einer Vorgängerfirma der heutigen pewag AG die erste Schneekette produziert.
  • Heute gehören zu den Geschäftsbereichen gehören  Schneeketten, Forstketten, Hebezeug- und Förderketten,  Engineering, Anschlagmittel und Zurrketten sowie Reifenschutzketten.
  • Mit 500 Mitarbeitern wurde zuletzt ein Umsatz von rund 70 Millionen Euro erwirtschaftet.
Credits Artikelbild: IV

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