ULBRICHTS Schutzhelme

Schutzhelme aus Schwanenstadt schützen Spezialeinheiten der Polizei

Das Familienunternehmen ULBRICHTS produziert Schutzhelme aus Titan – und Logos sowie Schriftzüge von Automarken. Bei beidem ist man europäischer Markt- und Technologieführer.

Das Audi-Logo und Schutzhelme aus Titan für Spezialeinheiten der Polizei haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Auf den zweiten Blick gibt es aber einen Schnittpunkt. Er liegt in der oberösterreichischen Gemeinde Schwanenstadt im Bezirk Vöcklabruck.

Dort hat das Familienunternehmen ULBRICHTS seinen Hauptsitz. Als Georg Scharpenack dieses vor mehr als 20 Jahren übernahm, war er 29 Jahre alt, frisch gebackener Diplomingenieur. Und er war dabei, sich der wohl größten Herausforderung seines Lebens zu stellen. „Das Unternehmen hatte große strukturelle und finanzielle Probleme und stand kurz vor dem Konkurs“, erinnert er sich heute.

Marktführer bei Schutzhelmen statt Konkurs

„Da habe ich mich als einer der jüngsten der Enkelgeneration entschieden, das Unternehmen zu kaufen und zu sanieren.“ Er tat es mit einer Mischung aus „back to the roots“ und „Zurück in die Zukunft“. Aus all den Bereichen, in denen das Unternehmen im Laufe der 200-jährigen Firmengeschichte tätig gewesen war, wählte er jene zwei aus, in denen er das größte Potenzial sah: Automarkenzeichen und Schutzhelme

Der Plan ging auf. Dank eines treuen Teams und seiner Leidenschaft für Forschung und Innovation gelang es Scharpenack, nicht nur die höchsten Umsätze in der Firmengeschichte einzufahren. Auf beiden Gebieten ist man mittlerweile auch europäischer Markt- und Technologieführer. Heute stellt ULBRICHTS jeden Tag bis zu 100.000 Embleme und Schriftzüge für renommierte Hersteller wie Audi, BMW, Mercedes oder VW her. Rund 25 Millionen Teile sind es im Jahr.

Audi-Logo
Logos für deutsche Premium-Automarken werden aus Schwanenstadt geliefert. Foto: adobe stock | tyuan

Produziert wird jedoch nicht in einem Billiglohnland, sondern mitten in Schwanenstadt. Möglich machen dies selbstentwickelte, hochautomatisierte Produktionsprozesse. Kein anderer Produzent habe hier einen so hohen Automatisierungsgrad erreicht, meint der Firmenchef stolz.

Stärker als eine Kalaschnikow

Auch bei den Schutzhelmen leistet ULBRICHTS Pionierarbeit und setzt als einziger Hersteller der Welt auf das Hightech-Metall Titan. Es ist ein Werkstoff, der trotz seiner hohen Festigkeit immer noch leicht ist. Nicht ohne Grund ist er nach dem griechischen Sagengeschlecht der Titanen benannt. „Unsere Helme bieten weltweit den besten Schutz gegen Kugelbeschuss.

Scharpenack
Georg Scharpenack: „Unsere Helme bieten den weltweit besten Schutz gegen Kugelbeschuss.“Foto: ULBRICHTS

Entscheidend ist dabei nicht nur, dass sie das Projektil selbst stoppen, sondern auch die Aufnahme der übertragenen Restenergie“, fasst Georg Scharpenack das Anforderungsprofil der ballistischen Helme zusammen. Selbst wenn ein Geschoss den Helm nicht durchschlägt, kann es ihn derart stark nach innen verformen, dass das Gehirn nachhaltig geschädigt wird. Der oder die HelmträgerIn kann schwer oder gar tödlich verletzt werden. 

Derzeit sind nur Titanhelme in der Lage, Geschosse zu stoppen und die kinetische Energie umzuwandeln. In Kombination mit dem eigens entwickelten Stirnschild wird sogar die Geschossenergie eines Kalaschnikow-Projektils von mehr als 2.000 Joule auf deutlich unter 25 Joule reduziert. Ein Frontalangriff wäre dadurch überlebbar.

Helm-Tests mit Ofen und Tiefkühltruhe

Mittlerweile sind ein Großteil der europäischen SEKs (Spezialeinsatzkommandos) sowie viele europäische StreifenpolizistInnen mit Titanhelmen aus Oberösterreich ausgestattet. Vor allem aber kommen sie in Amok- und Terrorsituationen zum Einsatz. Zum Beispiel hat ein Titanhelm von ULBRICHTS 2016 einem belgischen SEK-Polizisten während eines Anti-Terror-Einsatzes das Leben gerettet. Gleiches gilt für einen Streifenpolizisten in Konstanz, der bei einem Anti-Amok-Einsatz 2017 einen lebensrettenden Helm trug.

Jedes Jahr verlassen bis zu 20.000 Schutzhelme das Werk in Schwanenstadt. Davor werden sie im hochmodernen ballistischen Labor geprüft und getestet. Dort können sowohl die Art der Waffe als auch die Distanz, aus der geschossen wird, eingestellt werden. Mithilfe einer Tiefkühltruhe und eines Ofens simuliert man zudem verschiedene Klimasituationen.

Mehr Reichweite für E-Autos

Doch egal, wie erfolgreich das Unternehmen bereits ist, für den Firmenchef gibt es immer Luft nach oben. Im Helmbereich hat man in den letzten Jahren eine neue Technologie-Plattform geschaffen, mit Schutzwirkungen, die derzeit ein Alleinstellungsmerkmal sind. „Und im Autobereich ist eines unserer neuesten Produkte in der Lage, die Reichweite von Elektro-Automobilen kostengünstig um bis zu drei Prozent zu verlängern und dabei die Premium-Optik des Autos zu verbessern“, blickt Georg Scharpenack voll Vorfreude in die Zukunft.

GUT ZU WISSEN

  • ULBRICHTS ist ein kunststoff- und metallverarbeitendes Unternehmen mit Sitz im oberösterreichischen Schwanenstadt.
  • Das Familienunternehmen hat zwei weitere Standorte in Frankfurt (Deutschland) und Budweis (Tschechien) und beschäftigt rund 300 MitarbeiterInnen.
  • Jedes Jahr verarbeitet ULBRICHTS rund 100 Tonnen Titan und produziert damit bis zu 20.000 Helme.
  • Fast jeder österreichische und rund 80 Prozent aller deutschen Streifenwagen sind mit jeweils zwei First-Responder-Helmen von ULBRICHTS ausgestattet.
Credits Artikelbild: ULBRICHTS

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