Mit dem „Science Garden“-Programm sollen Kinder und Jugendliche niederschwellig für Mathematik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) begeistert werden.
Der Bedarf heimischer Unternehmen an Arbeitskräften aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik ist besonders hoch. Die unter dem Kürzel MINT zusammengefassten Kompetenzfelder gelten als besonders zukunftsrelevant. Gleichzeitig herrscht gerade in diesem Bereich ein eklatanter und anwachsender Mangel an Nachwuchs.
Die sich daraus ergebende Lücke schwächt den Standort im internationalen Wettbewerb. Mit einer Vielzahl an Initiativen wird daher versucht, die Jugend für diese Wissensbereiche zu sensibilisieren und motivieren. „Wir wissen, wie spannend und bereichernd es für Jugendliche ist, Wissenschaft und Technik erforschend zu erleben. Deshalb wollen wir Begeisterung und Neugierde wecken und berufliche Chancen aufzeigen“, sagt Stefan Stolitzka, Präsident der steirischen Industriellenvereinigung und Vorsitzender des Forschungs- und Entwicklungsnetzwerks „innoregio styria“.
Eine Welt für junge EntdeckerInnen
Dieses Netzwerk hat jetzt ein neues, österreichweit einzigartiges Angebot für die Steiermark organisiert. Unter www.sciencegarden.at werden sowohl Freizeit- als auch schulische MINT-Bildungsangebote zentral gesammelt. PädagogInnen aus Schulen, Eltern oder Jugendliche selbst können wie auf einer Buchungsplattform die einzelnen Angebote aufrufen und direkt bei den AnbieterInnen buchen. Insgesamt sind im Science Garden aktuell bereits mehr als 350 Angebote gelistet.
Die Kurse, Workshops und Führungen sind über die gesamte Steiermark verteilt. Der inhaltliche Bogen spannt sich von einem Erlebnisweg durch das Südbahnmuseum in Mürzzuschlag, Coding-Workshops und Naturbeobachtungen über MetalDays an der Montanuniversität Leoben bis zu Einblicken in die Molekularküche und Physik-Experimenten mit Trockeneis. Konzipiert ist das Programm für Kinder und Jugendliche zwischen drei und 19 Jahren.
Pädagogische Qualitätskriterien
Für entsprechende inhaltliche Standards sorgen die steirischen Universitäten mit ihrer Expertise. Viele Angebote finden direkt an der Universität Graz, der Technischen Universität Graz oder der Montanuni in Leoben statt. So bietet Letztere beispielsweise das Projekt School@MUL und darauf aufbauend das Lehr-Lern-Labor. „Dabei sind Schulklassen eingeladen, an der Montanuni gemeinsam mit unseren jungen WissenschaftlerInnen zu experimentieren“, erklärt Wilfried Eichlseder, Rektor der Montanuniversität Leoben.
An der TU Graz können Kinder und Jugendliche wiederum das Mikrobiom des Apfels erforschen. Bis zu 100 Millionen Bakterien befinden sich in einem Apfel. Viele davon kann man im Labor auf Nährmedien kultivieren oder auch unter dem Mikroskop sichtbar machen und so lernen, welch wichtige Rolle diese kleinen Lebewesen spielen.
Die Pädagogischen Hochschulen haben für das gesamte Angebot eigene Qualitätskriterien entwickelt. „Im Science Garden wächst nur, was Qualität hat“, unterstreicht Projektleiterin Linde Wade. Gleichzeitig setzt man auf einen niederschwelligen Zugang, um Breitenwirksamkeit zu erzeugen.
Vielversprechendes Programm gegen Fachkräftemangel
Das Webportal verfügt dafür über eine eigene Filterfunktion für PädagogInnen, um das richtige schulische Erlebnis auf einen Klick zu finden. Zudem kann gezielt nach Kategorien wie Physik, Medizin oder Technik gesucht werden oder aber nach der jeweiligen Region, in der sich das Angebot befinden soll. Die Teilnahme ist je nach Angebot für Einzelpersonen genauso möglich wie für ganze Schulklassen. Eine Vielzahl der Angebote ist kostenlos.
Im besten Fall werden Hemmschwellen zu den naturwissenschaftlichen Disziplinen spielerisch abgebaut und kreative Ideen freigesetzt.
Kristina Edlinger-Ploder, Rektorin der FH CAMPUS 02
So hofft man, das Bewusstsein für die MINT-Fächer zu steigern und junge Talente möglichst frühzeitig entdecken und fördern zu können. „Im besten Fall werden Hemmschwellen zu den naturwissenschaftlichen Disziplinen spielerisch abgebaut und kreative Ideen freigesetzt“, hofft Kristina Edlinger-Ploder, Rektorin der FH CAMPUS 02. Ziel des Science Garden ist es jedenfalls, allen SchülerInnen pro Jahr ein MINT-Erlebnis zu bieten.
Wie akut der Bedarf an entsprechenden Fachkräften ist, zeigt eine Umfrage unter steirischen Unternehmen. Demnach liegt der Fachkräftemangel in der steirischen Wirtschaft trotz der Nachwirkungen der Coronakrise – vor allem im technischen Bereich – auf einem Allzeithoch. 81 Prozent der befragten UnternehmerInnen sehen in der Bewältigung der Fachkräfteproblematik demnach ihre größte Herausforderung für die Zukunft.