Das Kärntner Industrieunternehmen PMS produziert Schaltanlagen für Infrastruktur- und Produktionsanlagen. Die Fachkräfte für Elektrotechnik bildet man in eigenen FH-Studiengängen aus.
Die Geschichte der PMS ist kein Heimatroman mehr“, heißt es in den offiziellen Annalen des Unternehmens. Das trifft es. Denn das auf Elektro- und Automatisationstechnik spezialisierte Industrieunternehmen aus dem Kärntner Lavanttal ist längst nicht mehr nur auf dem österreichischen Markt tätig. Auch Aufträge für KundInnen in den USA, in Vietnam und Iran, in Tschechien, Deutschland, England, Frankreich, Belgien und China wurden bereits umgesetzt.
Das jüngste Projekt findet aber praktisch vor der Haustüre der Zentrale in St. Stefan im Lavanttal statt. Unter Tag. Denn PMS fertigt und liefert 600 Schaltanlagen für den Koralmtunnel. Die Verteilerkästen für die Elektrotechnik sind für die Energieversorgung, für Licht, Lüftung, Klimaanlage und Brandmelder in der künftigen Bahnhauptverkehrsader notwendig.
PMS liefert Elektrotechnik für Ladestationen
Auch abseits der Schiene ist PMS im Bereich Mobilität aktiv. So errichtet man für die Austria Power Grid (APG) 200 Ladestationen für Elektroautos. Die APG steuert das überregionale Stromtransportnetz in Österreich und stellt ihren eigenen Fuhrpark auf E-Mobilität um. Begonnen wird damit an sogenannten „Netzknoten“, also den größten Umspannwerken, wie beispielsweise in Obersielach im Bezirk Völkermarkt.
Geschaltet und verwaltet wird auch in der Pharmaindustrie – zugunsten von PMS. So errichtet die Bayer AG in Leverkusen die erste smarte Arzneimittelanlage der Welt. Ein Vorzeigeprojekt des Pharmariesens. Der CO2-Ausstoß der Produktion der Medikamente für Herz-Kreislauf- sowie KrebspatientInnen liegt 70 Prozent unter den Emissionen konventioneller Anlagen.
450.000 Meter Kabel
Insgesamt 275 Millionen Euro fließen in dieses Projekt. Ein Teil davon auch nach Kärnten. Denn PMS wird die Planung, Lieferung und Installation und Verkabelung bis hin zur Inbetriebnahme der kompletten Stromversorgung übernehmen. Einen Großauftrag wickelte PMS zudem im Zuge des 130 Millionen Euro schweren Ausbaus der Faserproduktionsanlage von Lenzing ab. In 150.000 Arbeitsstunden wurden dort von PMS unter anderem 450.000 Meter Kabel, 28.000 Meter Pneumatikschläuche und 15.000 Meter Aluschutzrohre verlegt sowie 750 Edelstahlwandgehäuse montiert.
Insgesamt plant, produziert und montiert PMS pro Jahr rund 4.000 Schaltanlagen für namhafte IndustriekundInnen wie Infineon, Siemens, den Verbund oder die OMV. Krise? Lücken in Lieferketten und Engpässe, beispielsweise bei Kupfer oder Stahl, seien zwar spürbar, gesteht Geschäftsführer Franz Grünwald. Durch Vorausplanung und erhöhte Lagerstände versuche man aber, sie abzufedern.
Vollauslastung in der Krise
So läuft auch ein vor der Pandemie eröffnetes neues Werk trotz dieser externen Einschränkungen und den inflationsbedingten Turbulenzen im Vollbetrieb. Mobilität, Energie oder produzierende Industrie befinden sich im Umbruch. Bei PMS nimmt man die Krise als Businessbeschleuniger wahr, bestätigt Geschäftsführer Franz Grünwald zuletzt.
Insgesamt 500 MitarbeiterInnen sind damit in der gesamten Unternehmensgruppe beschäftigt: 250 davon in der Zentrale in Kärnten, die andere Hälfte an den Standorten in Kapfenberg, Linz, Wien und Kundl.
Umstrukturierung in der Führung
Neben der Produktion führt PMS eine Personalbereitstellungsfirma, die sich auf Elektromontagen und Automatisierungslösungen in den Bereichen Prozesstechnik, Robotik, intralogistische Fördertechnik und Anlagen der petrochemischen und pharmazeutischen Industrie spezialisiert hat.
Nach dem Ausstieg von Alfred Krobath Anfang 2021 und dem Einstieg der Invest AG als strategischem Partner, führt Franz Grünwald als 80-Prozent-Mehrheitseigentümer das Unternehmen als alleiniger Geschäftsführer. Geblieben ist der Fokus auf die hochqualitative Aus- und Weiterbildung von MitarbeiterInnen.
Eigener Studiengang an FH Kärnten
So bietet PMS gemeinsam mit der Fachhochschule Kärnten Studiengänge an. Das Besondere dabei: Die Ausbildung findet auf dem FH-Campus in Villach wie auch bei PMS im Lavanttal statt. Die Vorlesungen beispielsweise für den Bachelorstudiengang Systems Engineering, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurswesen werden im Rahmen des „Extended@Lavanttal“-Programms teilweise mittels Liveübertragung in die Ausbildungsräumlichkeiten in St. Stefan übertragen.
Auch eine Lehre mit Matura beziehungsweise ein verkürztes FH-Studium für HTL-AbsolventInnen sind möglich. Es sei grundsätzlich eine große Herausforderung, ausgebildete FacharbeiterInnen oder ProjektleiterInnen zu bekommen, unterstrich Grünwald zuletzt die Beweggründe für dieses Engagement im Bildungsbereich. Selbst hat die PMS knapp über 30 Lehrlinge in Ausbildung.
GUT ZU WISSEN
- 2005 gründen Franz Grünwald und Alfred Krobath gemeinsam mit der Christof Holding PMS.
- 2021 steigt Krobath aus und Franz Grünwald übernimmt 80 Prozent. Die Invest AG wird mit 20 Prozent an Bord geholt.
- 2019 eröffnet man in St. Stefan im Lavanttal die modernste Schaltanlagenfertigung Österreichs.
- Zuletzt erwirtschaftete man eine Umsatz in der Höhe von 63,3 Millionen Euro.