Euro Schein

Sie machen den Euro fälschungssicher

Produkte von Hueck Folien trägt jede/r bei sich: Das oberösterreichische Unternehmen fertigt die Sicherheitsfäden für Geldscheine, die auch den Euro fälschungssicher machen.

Ein Tasten und Fühlen, ein Kippen, ein kritischer Blick auf den Sicherheitsfaden. Bekommt Martin Bergsmann Geldscheine zwischen die Finger, setzt ein automatisierter Kontrollvorgang ein. „Berufskrankheit“, lacht er. Bergsmann ist CEO von Hueck Folien. Das oberösterreichische Unternehmen stellt unter anderem Sicherheitsfäden für Geldscheine her. 

1987 hatte man bei Hueck den entsprechenden Bedarf von Zentralbanken erkannt, Geldscheine fälschungssicherer zu machen. „Als Spezialist für Folienbeschichtungen und mit unserem Druck-Know-how für feine Strukturen und Linien war es naheliegend, dass wir uns dem annehmen“, sagt Bergsmann. Zusammen mit Banknotendruckern und Sicherheitspapierherstellern entwickelte man die Details. Heute finden sich die Spezialfäden in den Euro-Scheinen und in mehr als 60 anderen Währungen auf der ganzen Welt wieder.

Hueck Folien
Bei Hueck Folien laufen Sicherheitsfäden für Geldscheine – unter anderem den Euro – und Spezialetiketten für Handelsgüter vom Band.Foto: Hueck Folien

Die Technologie verbessert sich stetig. In die einzelnen Metallschichten eines Hologrammstreifens lassen sich mittlerweile Nanotexte oder Bildmotive mit 3D-Effekten integrieren. Oder der Faden ändert beim Kippen seine Farbe.  

Euro-Sicherheit für Asien

Rund 120 der insgesamt 280 MitarbeiterInnen von Hueck Folien sind in diesem Sicherheitsbereich tätig. Der Rest arbeitet in den Geschäftsbereichen Selbstklebeetiketten und Oberflächenfolien. Die Zentrale befindet sich in Baumgartenberg rund 40 Kilometer östlich von Linz. Dazu kommen Vertriebsstandorte in Deutschland und Hongkong. „Um näher und schneller bei den asiatischen KundInnen zu sein“, begründet Bergsmann die Expositur in Fernost. „Gerade in Sicherheitsfragen setzen die AsiatInnen auf europäische Qualität.“

Martin Bergsmann Hueck Folien
„Unsere Sicherheitsfäden finden sich in über 60 Währungen weltweit“, sagt Martin Bergsmann, CEO von Hueck Folien.Foto: Hueck Folien

Die Exportquote von Hueck Folien liegt insgesamt bei 99 Prozent. Neben den Sicherheitskomponenten für Banknoten, mit denen ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet wird, ist es vor allem der Geschäftsbereich Selbstklebeetiketten, der die Auftragsbücher zu 40 Prozent füllt. Die Anwendungen sind vielseitig. Der Trend geht auch hier Richtung Miniaturisierung. Die Etiketten werden immer kleiner, immer dünner, aber immer leistungsstärker. Wobei auch hier Sicherheitsaspekte wie der Schutz vor Manipulation im Fokus stehen.

Etiketten als „Sicherheitsschloss“ 

Im KonsumentInnenalltag finden sich die Etiketten beispielsweise auf den Verpackungen von Elektronikgeräten oder auf Autobahnvignetten. Erst einmal aufgeklebt, wirken sie wie ein Sicherheitsschloss oder Verschlusssiegel. Löst man sie unsachgemäß ab, „zerreißen“ sie an Sollbruchstellen in nicht mehr zusammenfügbare Einzelteile oder der Farbkippeffekt verschwindet unwiederbringlich. Ein möglicher Manipulationsversuch wird so auf den ersten Blick sichtbar.

Sicherheitsfaden Geldschein
Materialwissenschaft: Zwischen die Metallschichten der Sicherheitsfäden können Hologramme integriert werden.Foto: Hueck Folien

Es gibt aber auch Sicherheitsmerkmale, die in den Etiketten „versteckt“ und nur für ExpertInnen sichtbar sind. Das verbindet diese Produkte mit den Euro-Banknoten. In Geldscheinen sind Sicherheitsfeatures sogar in drei Stufen „verbaut“, erklärt Bergsmann. Einerseits gibt es, die jede/r sieht und sehen soll – wie den Sicherheitsfaden oder die hologrammartigen, optisch variablen Effekte. Andererseits sind Sicherheitsmerkmale integriert, die nur Maschinen, beispielsweise Zählapparate, erkennen können. Die dritte Stufe ist völlig unsichtbar und nur im Speziallabor identifizierbar.

Folien für Kühlschränke

Die Euro-Scheine gelten diesbezüglich als internationale Benchmark. „Wir legen die Latte immer sehr hoch und setzen weltweit Standards bei der Qualität“, sagt Markus Emerich. Emerich, Absolvent der Technischen Universitäten in Graz und Wien, arbeitet im Currency Management der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Im 15. Stock des Nordturms des Bürokomplexes befindet sich hinter einer Hochsicherheitsschleuse eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Hier wird mit schwer zugänglicher Technologie – darunter auch die Sicherheitsfäden aus Oberösterreich – die Fälschungssicherheit der europäischen Geldscheine sichergestellt.

Zurück in Baumgartenberg: Hier hat man sich bewusst für Diversifikation in der Produktion entschieden. „Das gibt Stabilität“, begründet Bergsmann und sieht sich durch die letzten Monate bestätigt. Nur kurz musste man auf Kurzarbeit umstellen, ansonsten lief die Produktion im Vollbetrieb. Hergestellt werden auch Oberflächenfolien für Möbel und technische Haushaltsgeräte wie Kühlschränke. „Sieht es so aus, als hätte einer eine Edelstahloberfläche, kann es sich leicht um eine Folie aus unserem Haus handeln“, erklärt Bergsmann. Die extrem kratzbeständigen, gut verformbaren und leicht zu reinigenden Oberflächenbeschichtungen sind dabei nur wenige Nanometer dünn, sie können aber großflächig aufgetragen werden.

„Futurepoint“ für Lehrlinge

Fachkräfte und Lehrlinge für derartige Arbeiten zu finden, „wird schwieriger“, bestätigt Bergsmann auch bei Hueck Folien einen allgemeinen Trend. Um ihm entgegenzuwirken, hat man kürzlich eigens einen „Futurepoint“ installiert. Dabei handelt es sich um ein neues Ausbildungszentrum für Jugendliche. 

Hier werden elektro- und elektropneumatische Schaltungen simuliert, anschließend aufgebaut und betrieben. Auch an einfachen Verdrahtungen und Programmierungen für Steuerungen kann sich der Nachwuchs probieren. In Zukunft erarbeiten hier Lehrlinge in Kleingruppen Projekte für die Produktion. „Eine kombinierte theoretische und praktische Ausbildung ist die Basis“, sagt Bergsmann.

Hueck Folien Firmengebäude
Von der Zentrale in Baumgartenberg in die Welt: Die Exportquote liegt bei 99 Prozent.Foto: Hueck Folien

„Uns geht es aber darum, dass die jungen MitarbeiterInnen im Team weiterdenken und sich so Zusatzkompetenzen aneignen.“ 15 Lehrlinge sind aktuell in Ausbildung, darunter ein Drittel Mädchen. Man wolle den Stellenwert der Lehre und des/der Facharbeiters/Facharbeiterin heben und die Möglichkeiten dieser Ausbildung zeigen. Bestes Beispiel: Ein Mitarbeiter hat als Chemielabortechniker-Lehrling bei Hueck Folien begonnen. Heute ist er Vertriebsmanager des Unternehmens. 

Credits Artikelbild: adobe stock | megaflopp

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