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Skiindustrie: „Wir sind ausverkauft“

Die heimische Skiindustrie hat den Schwung aus der Krise geschafft und startet zuversichtlich in die Wintersaison. Die Verkaufszahlen haben bereits wieder Vor-Corona-Niveau erreicht.

Weltweit werden pro Jahr 3,3 bis 3,4 Millionen Paar Ski verkauft, rund zehn Prozent davon in Österreich. Das war vor der Pandemie so. Und ist nach der Pandemie wieder so. „Wir haben bereits das Vor-Corona-Niveau erreicht“, ist Wolfgang Mayrhofer, Sprecher der österreichischen Skiindustrie und CEO von Atomic, entsprechend zufrieden. 

Die Erleichterung ist der Branche anzumerken. Denn nach zwei Jahren, „in denen wir durch Corona voll eine auf die Mütze bekommen haben und es Absatzeinbrüche von bis zu 30 Prozent gab“ (Mayrhofer), sei man schneller zurück als gedacht. Verantwortlich dafür sind vor allem die boomenden Märkte in Nordamerika und Asien. Aber auch in Europa, das noch immer 60 Prozent weltweiten Marktanteil hat, läuft es besser als erwartet.

Langlauf- und Tourenski boomen

Die Folge: „Wir sind ausverkauft.“ Das hört man nicht nur bei Atomic, sondern auch bei den beiden anderen heimischen Branchengrößen, Fischer und Blizzard. Vor allem im Langlauf- und Tourenskisegment konnten schon vor dem Sommer keine Bestellungen aus dem Handel mehr entgegengenommen werden. 

Wir kommen mit dem Produzieren gar nicht nach, arbeiten Tag und Nacht und an den Wochenenden.

Wolfgang Mayrhofer, CEO von Atomic

„Wir kommen mit dem Produzieren gar nicht nach, arbeiten Tag und Nacht und an den Wochenenden“, fasste Mayrhofer zuletzt beim „Forum Zukunft Winter“, einem Branchentreff in Kaprun, die Lage zusammen. 

Hätten man mehr produzieren können? „Ja, wir hätten einige 10.000 Paar Langlauf- und Alpinski mehr verkaufen können“, sagt Mayrhofer. Der Geschäftserfolg ist aber auch so amtlich. So sorgt im Alpinbereich der anhaltend hohe Anteil an Verleihskiern mit ihrer höheren Qualität und dem damit verbundenen höheren Preis nämlich auch für höhere Umsätze

Lieferketten noch lückenhaft

Auf der anderen Seite sind aber Spätfolgen der Coronakrise und der durch Lockdowns verstopften oder gerissenen Lieferketten weiterhin zu spüren. Bei Atomic und Fischer rechnet man noch bis zum kommenden Frühjahr mit merklichen Folgen. Man sei als Skiindustrie insgesamt bei den Zulieferern eben nur ein kleiner Kunde und deshalb in der Belieferung nachrangig, begründet Mayrhofer. Das Atomic-Werk in Altenmarkt bezieht unter anderem Kanten aus Deutschland, Holz aus Kroatien und Laminate für Beläge aus Österreich. 

Und die steigenden Energiekosten? Sie haben sich auch in diesem Industriezweig binnen kürzester Zeit vervierfacht. Die Skiproduktion gilt aber als keine besonders energieintensive Industrie und wurde daher als nicht förderungswürdig eingestuft. Abgesehen davon versucht man seit Längerem, die entsprechenden Abhängigkeiten zu senken. So hat Atomic schon seit zehn Jahren ein eigenes Hackschnitzelwerk in Betrieb, auf der neuen Produktionshalle stehen PV-Anlagen, und es sind weitere Investitionen in Millionenhöhe in Planung.

Grüne Energie für weißen Sport

Fischer erzeugt am Standort Ried bereits seit 2001 die gesamte Wärme für Produktion und Heizung mittels Biomasse. Und nachdem 2019 der erste Teil der Photovoltaikanlage auf dem Firmendach installiert wurde, erfolgte vor zwei Jahr später der finale Ausbau. Insgesamt liefern die 963 Module mit einer Gesamtfläche von 1.730 Quadratmetern ungefähr 323.000 Kilowattstunden Strom im Jahr. Davon werden 295.000 Kilowattstunden direkt im Betrieb verbraucht, der Rest wird in das Netz eingespeist.

Skifahrer
Fischer sucht die grüne Spur und punktet mit spannenden Ideen zum Thema Nachhaltigkeit.Foto: Fischer Sports GmbH

Während die eigenen Kosten so optimiert wurden, bereitet aktuell die allgemeine Teuerungswelle aber leichte Sorgen. „Es wäre vermessen, wenn man sagen würde, dass so etwas spurlos an uns vorbeigeht“, gesteht Franz Föttinger, Geschäftsführer von Fischer. Der oberösterreichische Skiproduzent aus Ried hat – auch abseits von Corona – turbulente Monate hinter sich.

Brand in Skifabrik in der Ukraine

Vor zwei Jahren brannte es im Fischer-Werk in der Westukraine nach einem Kurzschluss. 80 Millionen Euro wurden in den Wiederaufbau investiert. Das Werk gilt heute als die modernste Skifabrik in Europa – und als einzige, die in einem Land liegt, in dem ein Krieg wütet. 

Ende Februar, kurz nach Kriegsbeginn, startete die Produktion, seit Oktober laufen die Linien in Vollbetrieb, jetzt gibt es laufend Nachjustierungen der komplexen Technik. „Wir arbeiten unbehelligt, die Energieversorgung funktioniert“, berichtet Föttinger.  Während des Produktionsausfalls in der Ukraine und des Wiederaufbaus hatte er zu einer ungewöhnlichen Maßnahme in einer heiß umkämpften Branche gegriffen: Damit die Marke nicht vom Markt verschwindet, klopfte er bei der Konkurrenz an und ließ dort, in dem wegen Corona ohnehin nicht ausgelasteten Werk, nach eigenen Plänen Fischer-Ski produzieren.

Credits Artikelbild: Fischer Sports

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