Fronius

Sonne heizt Nachfrage an: 2.000 MitarbeiterInnen gesucht

Fronius sucht bis Ende 2023 rund 2.000 neue MitarbeiterInnen. Das oberösterreichische Industrieunternehmen profitiert von der boomenden Solarenergiesparte. Auch selbst setzt man auf erneuerbare Energien.

Auf 60.000 Quadratmetern kann man entweder die Mona Lisa und 480.000 andere Kunstwerke unterbringen. Wie der Louvre in Paris. Oder man schafft eine neue „Heimat“ für 510.000 Wechselrichter für Photovoltaikanlagen. Wie das Industrieunternehmen Fronius in Sattledt.

Aufgrund der rasant wachsenden Nachfrage nach Sonnenenergie – und damit Bauteilen wie Wechselrichtern für entsprechende Anlagen – hat Fronius seine Produktions- und Lagerkapazitäten am oberösterreichischen Standort massiv ausgebaut. Zu den bestehenden 41.000 Quadratmetern kommen jetzt weitere 28.000 Quadratmeter Nutzfläche für Fertigungsanlagen und ein vollautomatisiertes Hochlager dazu.

Fronius setzte auf Sonne, wo noch Schatten war 

Der Komplex gilt als größter und wohl modernster seiner Art in Europa. Zum Vergleich: Als man vor 30 Jahren den Geschäftsbereich „Solar Energy“ gegründet hat, gab es den Markt noch gar nicht. Drei Jahre später, 1995, verkaufte man immerhin bereits 50 Wechselrichter für Photovoltaikanlagen. Für heuer ist ein Output von 510.000 Stück avisiert. 

Bis sich dieser Bereich neben der „Urzelle“ Schweißtechnik und dem Bereich Batterieladesysteme etablieren konnte, war es allerdings ein langer Weg. Fronius wurde 1945 als Ein-Mann-Betrieb gegründet. Die längste Zeit wurde man mit den Schweißtechnikkompetenzen assoziiert. „Wir sind uns allerdings mehr und mehr wie Stromräuber vorgekommen“, erinnert sich Geschäftsführerin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, denn Schweißen benötigte damals extrem viel Energie. Also habe man erste Versuche mit Photovoltaikmodulen gestartet. „Das war die Geburtsstunde der Business Unit Solar Energy.“

Energiemenge wie 33 Donaukraftwerke 

Anfangs sei man allerdings noch als „grüner Spinner“ hingestellt worden. Heute gilt man als Vorreiter und größter europäischer Hersteller von Prosumer-Lösungen in Sachen Sonnenstrom. Weltweit sind insgesamt bereits 3,4 Millionen Wechselrichter von Fronius im Einsatz. Sie erzeugen jährlich 35,1 Terrawattstunden Sonnenenergie. Klingt viel, ist viel: Die Menge entspricht der Leistung von 33 Donaukraftwerken. 

Und die Nachfrage steigt weiter. Immer mehr Unternehmen und Haushalte setzen in puncto Energie auf Eigenversorgung. Nicht zuletzt die explodierenden Energiepreise spielen den ErzeugerInnen von Komponenten für Photovoltaikanlagen in die Hände. So hat die Solarsparte bei Fronius den Bereich Schweißtechnik als größte Business Unit bereits überholt und trägt aktuell mehr als die Hälfte zum Gesamtumsatz von rund einer Milliarde Euro bei.

Zum Kühlen größte Eisspeicheranlage Europas

Die Aussichten zeigen eine anhaltende Wachstumskurve in diesem Bereich. Fronius hat darauf mit einem großzügigen Ausbauprogramm reagiert. Allein heuer werden 187 Millionen Euro investiert, 160 Millionen davon in Österreich, hier vor allem in die neue Werkshalle in Sattledt. Deren Besonderheit ist die laut Fronius größte Eisspeicheranlage in Europa. Sie nutzt die Kristallisationsenergie gefrierenden Wassers zum Heizen und Kühlen der Gebäude.

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Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß warnt vor Energieengpässen: „Dann stehen wir auch.“Foto: Fronius

Das Wachstum bringt einen erhöhten MitarbeiterInnenbedarf mit sich. So sucht man bis Ende 2023 an den österreichischen Standorten sowie bei den weltweit 37 Tochtergesellschaften insgesamt rund 2.000 neue MitarbeiterInnen, 150 Personen davon allein für den Bereich Forschung und Entwicklung, speziell SoftwarespezialistInnen für das Entwicklungszentrum in Thalheim.

Fokus auf Innovation und Nachhaltigkeit  

Der Innovationskraft wird besondere Bedeutung zugemessen. Sie gehört zur DNA des Unternehmens, seit Gründer Günter Fronius die Idee für ein Gerät hatte, mit dem Autobatterien wieder geladen und länger verwendet werden können. Heute zählt das Unternehmen mit zuletzt 49 Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt zu den Top 5 in Österreich. 

Der Fokus liegt dabei auch auf dem Thema Nachhaltigkeit. So durchlaufen die Produkte in der Entwicklungsphase bis zu 13 verschiedene Prüfverfahren, um sie bestmöglich auf Qualität und Langlebigkeit zu trimmen. Die internen Standards sind dabei beispielsweise für Schweißgeräte deutlich höher als die gesetzlich geforderten Grenzwerte. Eigene Servicekonzepte folgen zudem dem Leitsatz „Reparieren statt wegwerfen“. Als Unternehmen müsse man ein Bewusstsein für das Thema schaffen und die entsprechenden Rahmenbedingungen beisteuern, heißt es.

Energiepreise machen Sorge

Sorgenkind bleibt hingegen der Energiebereich. Selbst gehört Fronius zwar zur energiearmen Industrie – man benötigt kaum Prozessgas und auch kein Gas zum Heizen der Gebäude, weil man schon früh auf erneuerbare Energien gesetzt hat. „Dennoch spüren wir die Energiekrise durch gestiegene Energiekosten und aufgrund unserer VorlieferantInnen aus der energieintensiven Industrie“, sagt Geschäftsführerin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß. „Dadurch sind wir mit höheren Einkaufspreisen konfrontiert. Fakt ist daher: Wenn die energieintensive Industrie steht, stehen wir auch, weil wir von ihr abhängig sind.“

GUT ZU WISSEN

  • Fronius International beschäftigt mehr als 6.100 MitarbeiterInnen weltweit.
  • Der Exportanteil beträgt 89 Prozent.
  • 2021 setzte das Unternehmen 995 Millionen Euro um – ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Jahr davor.
  • Seit 2012 leitet Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, Enkelin von Firmengründer Günter Fronius, die Geschicke des Unternehmens.
Credits Artikelbild: Fronius

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