Ein Lustenauer Textilunternehmer hat ein Filtervlies aus Nanofasern entwickelt, das CO2
direkt aus der Umgebungsluft heraussaugen kann. Außerdem produziert man Fasern, die
Schweiß analysieren.
Er lehnt teilnahmslos in einer Ecke, rastet in einem Kasten. Tut die meiste Zeit nichts. Aber wenn er dann zum Einsatz kommt, kehrt die Sauberkeit zurück. Dann haben Schmutz in Ecken, Staub und Scherben am Boden, Haare auf dem Sofa und Brösel auf dem Teppich – aber auch verstreute Spielzeugkleinteile – keine Chance. Sie verschwinden im Schlund und Schlauch und später Beutel oder Behälter eines Staubsaugers.
Die Geräte gehören nicht nur zum Stamminventar eines Haushalts, sondern auch zu den effizientesten Alltagshelfern. Wo Staubsauger zum Einsatz kommen, wird Großreine gemacht. 120 Jahre nachdem die ersten markttauglichen Modelle auf den Markt kamen, wendet man das Saugprinzip längst auch beim Reinigen der Luft an.
CO2 wird einfach eingesaugt…
Filteranlagen saugen wahlweise Gerüche, Staubpartikel, Hitze oder Abgase – oder alles zusammen – ein. Das System ist nicht neu. Das Vorarlberger Unternehmen Grabher hat jetzt aber eine weltweit einzigartige Methode entwickelt, um CO2 aus der Luft herauszufiltern.
Mit der sogenannten Direct Air Capture-Technologie (DAC) kann der „C-Hoover“ Kohlendioxid aus der Umgebungsluft gewinnen. Dafür wurde bei Grabher ein Filtervlies auf Basis von Nanofasern entwickelt. Dieses zu einem Endlosband zusammengesetzte Filtervlies ist „nur“ 60 Zentimeter breit und etwa 25 Meter lang, kommt aber auf eine Nanooberfläche von 13,5 Millionen Quadratmetern.
… und in Flaschen abgefüllt
Es durchläuft die Sauganlage binnen einer Stunde und wird in einer eingebauten Vakuumkammer so stark erwärmt, dass das vorher aufgenommene CO2 abgesaugt und in Druckflaschen eingebracht werden kann.
„Der Vorteil unserer Technologie besteht darin, dass wir die Anlage nicht anhalten müssen, um das CO2 zu gewinnen. Das passiert jedes Mal automatisch, wenn das Vlies durch die Vakuumkammer läuft“, erklärt Firmenchef Günter Grabher. Das wirkt kostensenkend. So komme man auf unter 100 Euro Gewinnungskosten pro Tonne CO2.
Luftsauger für Fabriken
Zudem ist das Gerät mit knapp zweieinhalb Metern Länge und einer Höhe und Breite von eineinhalb Metern deutlich kleiner als Anlagen mit einer anderen Absaugmethodik. Es kann auf einen Anhänger montiert werden und soll im Frühjahr nächsten Jahres an diversen Standorten im Real-Life-Betrieb getestet werden.
Das anvisierte Ziel des Demonstrators sei es, so viel CO2 pro Jahr aus der Umgebungsluft zu filtern, wie es jährlich von etwa 7.500 Bäume gemacht wird, rechnet Grabher vor.
Potenzielle Kunden sind Firmen, die einen vergleichsweise hohen CO2-Ausstoß haben und diesen nur schwer verringern können. Im Fokus hat man demnach Zement- und Stahlwerke sowie Biomassewerke. Hier könne man den „C-Hoover“ in der Nähe der Abluftanlagen aufstellen, wo er viel CO2 absaugen könne. Ein weiterer Schritt sei der direkte Einbau in Lüftungsanlagen. Die Innovation aus Lustenau hat mittlerweile auch Investor:innen aus dem Silicon Valley neugierig gemacht.
Gesichtsmasken werden zu Dämmmaterial
Aus Filtervlies der Grabher Group werden außerdem Gesichtsmasken produziert, wie sie seit Corona allgemeine Bekanntheit erlangt haben. Knapp vier Millionen davon sind zu Hochzeiten der Pandemie täglich im Müll gelandet.
In der Unternehmenstochter Vprotect hat man daher in Kooperation mit der OMV-Tochter Borealis ein Recyclingprojekt für die Gesichtsmasken gestartet. Im Fokus: das in den Masken verarbeitete Polypropylen. Die dichten, nur mikrometerkleinen Fasern sollen zunächst zu Granulat und später zu neuen Produkten wieder- und weiterverarbeitet werden. Dieses neue Material kann im Gewässerschutz zum Binden von umweltverschmutzendem Öl, als Reinigungstuch oder als Baudämmmaterial verwendet werden.
T-Shirt analysiert Schweiß
Näher am menschlichen Körper funktioniert eine Innovation, die der Textilienspezialist in Kooperation mit dem steirischen Anwendungspartner SanSirro entwickelt hat. Im Rahmen des „Sweat-Tex“ produziert man ein Textilgewebe samt integrierter Schweißsensorik. Es liefert über die Natrium- und Kaliummessung aus sportwissenschaftlicher Sicht wertvolle Informationen zur optimalen Getränkeversorgung der Sportlerin oder des Sportlers.
Die Technologie kann aber auch im Pflegebereich eingesetzt werden, wo Dehydrierung zu den großen Problemen bei bettlägerigen, gebrechlichen Patient:innen gehört. Aus der Kleidung werden hier ebenfalls Parameter über den Flüssigkeitshaushalt generiert. So kann rechtzeitig zu regelmäßigem Trinken gemahnt werden.