Axis Flugsimulator

Steirer heben mit Flugsimulatoren ab

Ein steirisches Unternehmen entwickelt Flugsimulatoren für den Weltmarkt. Trainiert werden kann damit alles – vom Rettungsflug bis zur Bruchlandung.

Die Pilot:innen sitzen hoch konzentriert im Cockpit. Vor ihnen taucht die Landesbahn auf. Mit routinierten Handgriffen steuern sie das Flugzeug langsam Richtung Boden. Tatsächlich landen werden sie dort nie. Auch bei einem Rettungsflug durch unwirtliche Witterungsverhältnisse sind die Pilot:innen voll fokussiert. Der Schneesturm tobt, schränkt die Sicht massiv ein und lässt die Maschine immer wieder absacken. Tatsächlich passieren wird nichts. 

Beide Situationen sind nur Übungsannahmen. Die vermeintlichen Testflüge spielen sich in einer kleinen, würfelförmigen Kapsel ab. Im Inneren hat nicht viel mehr als ein originalgetreu nachgebautes Cockpit Platz. Statt aus dem Fenster schauen die Pilot:innen auf gebogene Bildschirme. Statt Windstößen sorgen Teleskopbeine für die Turbulenzen. Alles für ein möglichst authentisches Fluggefühl. Dafür ist Axis weltweit bekannt.

Flugsimulator für Rettungsteams

Das Unternehmen mit Sitz in Lebring im Süden von Graz entwickelt und baut Flugsimulatoren. Die Hightech-Übungskapseln kommen rund um den Globus von Indien über die USA bis Südostasien zur Ausbildung und zum Training von Pilot:innen zum Einsatz. Üben die Pilot:innen darin Extremsituationen, geben sie die Kontrolle wie eine Jacke an der Garderobe ab, um Sicherheit zu trainieren.

Flugsimulator
Tonnenschwere High-Tech-Kapseln: In solchen Flugsimulatoren trainieren Piloten Flugmanöver. Foto: Axis

Seit Mitte November ist auch die Schweizer Rettungsflugwacht (Rega) Kunde. Zwölf Tonnen Material wurden im Rahmen des Auftrags aus der Steiermark Richtung Zürich transportiert. Allein der Aufbau des Simulators dauerte zehn Wochen.

Üben im virtuellen Schneesturm

Das gelieferte Gerät simuliert eine fliegende Intensivstation. An ihm findet künftig die Aus- und Weiterbildung der 27 Rega-Jetpilot:innen statt. Trainiert werden kann jedes erdenkliche Flugmanöver und Notfallprozedere – „vom Strömungsabriss über Schneesturm bis hin zur Bruchlandung“, erklärt Christian Theuermann, Mitglied der Axis-Geschäftsleitung.

Zusammen mit Niall Olver hat Theuermann 2004 Axis gegründet. Beide sind tief in der Luftfahrt verwurzelt: Olver als Pilot und Gründer sowie langjähriger CEO des Geschäftsluftfahrtunternehmens „Execu.Jet“, Theuermann als Manager. Das Duo startete Axis mit dem Selbstanspruch, smarte Ansätze zu entwickeln, die die Simulatoren noch realistischer, zuverlässiger, benutzerfreundlicher, kosteneffizienter und wartungsfreundlicher machen.

Datensammeln im Flugzeug

Das ist gelungen. Die sogenannten „Full-Flight-Simulatoren“ sind hochpräzise Trainingsgeräte, die ihren Vorlagen in den Flugzeugen bis ins letzte Detail gleichen. Um diese Qualität bieten zu können, musste Axis im Fall des Schweizer Projekts selbst ein Flugzeug anmieten, da von den Herstellern keine Daten zum Flugverhalten zu bekommen waren.

Axis Flugsimulator Schweizer Flugrettung
Der Flugsimulator von Axis für die Schweizer Flugrettung. Damit können Einsatzflüge unter Laborbedingungen trainiert werden.Foto: Axis

Um das Flugverhalten dennoch detailgetreu nachbilden zu können, charterten die Steirer daraufhin ein baugleiches Flugzeug. Die Bombardier Challenger 650 wurde mit allerlei Messinstrumenten und Sensoren ausgestattet, erzählt Michaela Froelich, die bei Axis den technischen Vertrieb verantwortet. So sammelte man drei Monate penibel – 70 Stunden im Rahmen von Testflügen in der Luft und weitere 30 Stunden am Boden – ein Maximum an Daten von der Aerodynamik über die Motorenleistung der Turbinen bis zu Temperatur und Akustik.

Zwei Jahre für einen Simulator

Kein geringer Aufwand. Während die Produktion von Simulatoren für „normale“ Flugzeugtypen etwa zehn Monate dauert, braucht es rund zwei Jahre, um einen Full-Flight-Simulator ohne Datenbasis herzustellen. Das ermöglicht den Bau von Simulatoren der höchsten Kategorie. Verkaufspreis: zwischen acht und 16 Millionen Euro.

Aber die Expertise der steirischen Spezialist:innen ist am Markt hochbegehrt. 15 Simulatoren wurden bereits ausgeliefert. Derzeit sind parallel sechs Projekte im Gesamtwert von über 60 Millionen Euro in der Planungs- und Ausführungsphase. „Im Anflug“ sind drei weitere Projekte mit einem Volumen von 40 Millionen Euro, deren Beauftragung unmittelbar bevorsteht. Dafür wird die Belegschaft aufgestockt. Man sucht händeringend Techniker:innen. Potenzielle Expert:innen werden unter anderem in Oberösterreich ausgebildet.

GUT ZU WISSEN

  • Die Axis Flight Training Systems GmbH wurde 2004 gegründet.
  • Am Hauptsitz in Lebring südlich von Graz sind derzeit rund 100 Mitarbeiter:innen beschäftigt, zehn weitere am neuen Standort in Ungarn.
  • 2022 hat Axis eigenen Angaben zufolge rund 24 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Für 2023 wird ein Plus von 15 bis 20 Prozent erwartet.
Credits Artikelbild: Axis
Lichtblick

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