Recycelte Bierkästen, Flaschenetiketten aus 100 Prozent Recyclingpapier und eine Auslieferung mit echten Pferdestärken. Die Salzburger Privatbrauerei Stiegl verspricht klimafreundliches Bier. Aber wie nachhaltig kann Bierbrauen tatsächlich sein?
Bier macht glücklich. Davon waren einst schon die alten Mönche im Mittelalter, die übrigens hauptsächlich für das Bierbrauen zuständig waren, überzeugt. Dass es sich hier aber nicht nur um bloße Traumvorstellungen von Bierliebhaber:innen handelt, beweisen wissenschaftliche Studien: Im ältesten Kulturgetränk der Menschheit ist tatsächlich ein Stoff enthalten, der mit dem Belohnungszentrum im Hirn interagiert und dadurch die Stimmung der Trinkenden hebt. Ein Feierabendbier in entspannter Atmosphäre weckt also Glücksgefühle. Und das anscheinend auch bei vielen Menschen in Österreich. Schließlich ist Bier hierzulande nach wie vor das beliebteste Getränk. Es ist Umsatzfaktor Nummer eins in der Gastronomie und eine der umsatzstärksten Warengruppe im Lebensmittelhandel.
Obwohl sich der Hopfensaft in Österreich als Spitzenreiter im „Best of der alkoholischen Getränke“ befindet, scheint ein gewisses Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit dem Getränk aber bereits in der Gesellschaft angekommen zu sein. Sowohl in puncto Genuss als auch in puncto Nachhaltigkeit. Denn immer häufiger achten Biertrinker:innen genau darauf, wie viel Nachhaltigkeit tatsächlich im Glas oder eben der Flasche steckt. Und genau hier kommt die österreichische Privatbrauerei Stiegl zum Zug. Die Brauerei widmet sich schließlich nicht nur mit Leidenschaft dem Bierbrauen, sondern engagiert sich gleichzeitig auch für die Umwelt – mit Erfolg. Der CO2-Fußabdruck der heimischen Brauerei ist einer der besten in der Bierbranche. Für eine Halbe Stiegl liegt dieser bei nur etwa 111 Gramm. Was aber steckt tatsächlich hinter dem Stiegl-Klimaversprechen?
Für eine Halbe Stiegl liegt dieser bei nur etwa 111 Gramm.
Biertrinken als Umweltsünde?
Nun möchte man meinen, dass Bier doch von Haus aus ein ziemlich nachhaltiges Produkt ist. Schließlich gehören laut dem österreichischen Lebensmittelbuch nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser in den Gerstensaft. Großes Aber: Die Rohstoffe dafür werden in der Regel nicht nachhaltig angebaut. Und: Der Brauprozess ist energieintensiv. Außerdem darf man auch nicht die Verpackung – die legendären Bierkisten aus Plastik – außer Acht lassen.
Einen schonenden Umgang mit den Ressourcen und die Verwendung von immer mehr Rohstoffen aus biozertifiziertem Anbau strebt die Brauerei Stiegl an. Denn für das Unternehmen beginnt nachhaltiges Bierbrauen schon im Boden. Bereits 2017 startete Stiegl daher zusammen mit den Bauern und Bäuerinnen der Erzeugergemeinschaft Zistersdorf (EGZ) ein langfristig angelegtes Bodengesundheitsprojekt.
Das Ziel: den Humusgehalt im Boden erhöhen und die Stickstoffemissionen reduzieren. CO2 soll dank des Humusaufbaus im Boden gebunden und Bodenfruchtbarkeit erhöht werden. Die Stiegl-Brauerei bezieht daher mittlerweile mehr als die Hälfte des gesamten Braumalzes aus nachhaltigem Anbau, direkt von rund 300 Gerstenbauern und -bäuerinnen der EGZ aus dem niederösterreichischen Weinviertel. Den Strom für die Weiterverarbeitung bezieht das Unternehmen zum Teil von Photovoltaikanlagen am Dach der Brauerei und dem eigenen Wasserkraftwerk „Pulvermühle“ am Salzburger Almkanal.
Grün unterwegs
Auch in Sachen Mobilität stehen bei der Salzburger Traditionsbrauerei alle Zeichen auf Umweltschutz. So etwa setzt das Unternehmen neben sauberen E-LKW – Stiegl ist die erste Brauerei, die das Bier damit ausfährt – in brauereinahen Vierteln und in der Salzburger Altstadt seit Jahrhunderten auf die wohl beste „Zero-Emission-Variante“: zwei Pferdegespanne. Nahegelegene Gaststätten werden mit den Tigernorikern namens Lenz, Lord, Prinz und Remus per Kutsche beliefert. 2021 wurden von diesen Bierkutschen rund 1.225 Kilometer auf umweltschonende Art zurückgelegt.
Ein Prost auf Nachhaltigkeit
Ressourcenschonung bedeutet für Stiegl jedenfalls sinnvolles Kreislaufdenken. Aus diesem Grund bestehen die Stiegl-Goldbräu-Etiketten seit 2019 aus 100 Prozent Recyclingpapier. Das Papier ist ebenso wie die Druckfarben Cradle-to-Cradle (C2C) zertifiziert, enthält keine bedenklichen Chemikalien und ist kompostierbar. Durch den Einsatz von Altpapierfasern werden bei der Papierproduktion zudem rund 50 Prozent des Wassers eingespart.
Und auch die Stiegl-Bierkisten bestehen bereits zu 80 Prozent aus dem Regranulat ihrer „Vorgängerinnen“. Bis 2024 sollen mehr als eine Million der Kisten ausgetauscht werden. Außerdem: Bierdeckelhalter von Stiegl in der Gastronomie sind bereits heute zu 100 Prozent aus Regranulat.
Junge Unterstützung
Im Rahmen der umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens kommen in der Brauerei innovative Technologien zum Einsatz. Bei der Entwicklung dieser setzt die Brauerei immer öfter auf die Unterstützung von Kooperationspartnern aus Bildung und Forschung. So etwa entwickelten beim jüngsten Projekt Schüler:innen der HBLA für Landwirtschaft in Ursprung und Studierende der FH Salzburg Campus Kuchl umweltfreundliche Einwegteller, die aus Biertreber und Weizenkleie produziert werden und zu 100 Prozent kompostierbar sind oder auch an Schweine verfüttert werden könnten. Zur Info: Als Treber bezeichnet man in der Lebensmitteltechnik die bei der Bierherstellung anfallenden Rückstände des Braumalzes.
Die Stiegl-Goldbräu-Etiketten bestehen seit 2019 aus 100 Prozent Recyclingpapier. Das Papier ist ebenso wie die Druckfarben Cradle-to-Cradle (C2C) zertifiziert, enthält keine bedenklichen Chemikalien und ist kompostierbar.
Auch beim Thema „Brauerei-Kieselgur“ tüfteln Schüler:innen der HBLA Ursprung an innovativen Wiederverwertungsmöglichkeiten. Zum Verständnis: Bei Kieselgur handelt es sich um einen Naturstoff aus den Schalen fossiler Kieselalgen, der in der Brauerei zum Filtrieren des Biers verwendet wird. 450 Tonnen davon fallen jährlich in der Stiegl-Brauerei an. Aufgrund des hohen Siliziumgehalts, der Boden- und Pflanzengesundheit fördert, kann Kieselgur als Brauerei-Reststoff sinnvoll in der Landwirtschaft wiederverwertet werden.