Nachhaltigkeit wird das kommende Jahrzehnt wohl stärker prägen als jeder andere Megatrend zuvor. Umweltbewusstsein wird zur gesellschaftlichen Bewegung und Nachhaltigkeit zum wichtigen Wirtschaftsfaktor. Das wirkt sich auch auf die heimische Möbelindustrie aus.

Vom Nebenschauplatz zum Unternehmensziel: Nachhaltiges Wirtschaften ist derzeit das Gebot der Stunde. Kaum eine Werbung oder ein Etikett kommt noch ohne einen wohlklingenden Produkthinweis aus. Und der Blick in die prall gefüllten Kaufhausregale bestätigt: Biologische, umweltfreundliche, regionale und saisonale Produkte sind bereits zum fixen Bestandteil des Sortiments vieler heimischer Unternehmen geworden. Grund für diese rasante Entwicklung ist laut Expertinnen und Experten ein vollzogener Imagewandel. Schließlich ist nachhaltiger Konsum keinesfalls mehr mit Verzicht verbunden. Im Gegenteil: Bewusstes Einkaufen macht Spaß, schont manchmal auch das Geldbörserl und gleichzeitig auf jeden Fall die Umwelt.

Das gilt freilich auch für nachhaltiges Wohnen und Einrichten. Möbelstücke sind längst keine einfachen Gebrauchsgegenstände mehr. Vielmehr sind sie Ausdruck der eigenen inneren Haltung. Neben Optik und Funktionalität achten Käuferinnen und Käufer immer häufiger auf Herkunft und Schadstoffbelastung.

Team 7
Team 7 gilt als rot-weiß-rotes Aushängeschild für nachhaltige Möbel. Geschäftsführer Georg Emprechtinger hält das Unternehmen weiter auf Erfolgskurs.Foto: Michael Liebert

Lange bevor „öko“ oder „bio“ überhaupt trendig war, wurde im oberösterreichischen Möbelunternehmen Team 7 der Bio- und Ökogedanke bereits auf allen Ebenen gelebt. Seit den 1980er-Jahren werden dort ausschließlich natürlich behandelte Massivholzmöbel gefertigt. Wir wagen einen Blick hinter die Kulissen der grünen Möbelproduktion und haben mit Team 7- Geschäftsführer Georg Emprechtinger über das Phänomen Nachhaltigkeit, das Wundermittel Holz und das lange Leben eines Bio-Möbelstücks gesprochen.

Team 7: It’s a tree story.

Alles begann 1959, als Erwin Berghammer die Türen seiner ersten kleinen Tischlerei in Ried im Innkreis öffnete. Damals ahnte er wohl noch nicht, dass sich sein Unternehmen später zum heimischen Ökomöbel-Pionier entpuppen würde. Doch alles der Reihe nach.  Im Jahr 1980 stellt Berghammer die gesamte Produktion komplett auf Bio um: Anstelle von Spanplatten und lackierten Oberflächen werden seither nur mehr rein ökologische Möbel hergestellt. Das Credo Berghammers: Möbel im Einklang mit Mensch und Natur zu fertigen. Die Bio-Möbel sollen so lange halten, wie der verwendete Baum benötigt, um wieder nachzuwachsen. Bei der Erle sind das etwa 30 bis 40 Jahre. „Nachhaltigkeit war immer die Triebfeder unseres Erfolgs“, so der heutige Geschäftsführer, Georg Emprechtinger, stolz.

Doch warum befindet sich Nachhaltigkeit ausgerechnet jetzt auf einem scheinbar unaufhaltbaren Siegeszug? Emprechtinger zufolge sind es einerseits die bereits sichtbaren Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Erde. Andererseits ist auch die derzeitige Krise klarer Trendverstärker für nachhaltigen Konsum: „Die Pandemie hat die Sensibilität gegenüber der Natur verstärkt, die uns in der Zeit des Innehaltens die Kraft zum Durchhalten gab.“ Die Sehnsucht nach natürlichen Materialien wächst, da diese Wohlbefinden und Ruhe schaffen.

„Echte Werte und eine gute handwerkliche Verarbeitung sind gefragt“

Die Corona-Pandemie machte zudem deutlich, wie anfällig weltweite Lieferketten für Störungen sind. Und wie fragil die Versorgung mit Produkten tatsächlich ist. Die Folge: Die Herkunftsdebatte begleitet uns seit Ausbruch der Krise stärker als je zuvor. „Immer mehr Menschen möchten wissen, woher das Produkt stammt.“ Die Nachfrage nach regionalen Produkten in der Bevölkerung ist stark gewachsen. Eine Einstellung, die auch den Möbelkauf beeinflusst. Doch wie grün ist die Möbelindustrie hierzulande?

Was kann ein nachhaltiges Möbelstück?

Laut Emprechtinger fertigt die österreichische Möbelindustrie ausgesprochen verantwortungsbewusst. „Die heimischen Möbelbetriebe sind zumeist familiengeführt, die Ursprünge liegen vorwiegend im Handwerk.“ Es würde stets mit Blick auf Mensch und Umwelt produziert. Emprechtinger versichert: „Es liegt in der Tradition dieser Unternehmen, der Natur nur so viel an Ressourcen zu entnehmen, dass auch die nächste Generation genug davon als Lebensgrundlage hat.“

Team 7
Nachhaltiges Wohnen ist in: Egal ob in der Küche …Foto: Team 7
Team 7
… oder auch im eigenen Schlafzimmer. Foto: Team 7

Doch wann ist von einem nachhaltigen Möbelstück die Rede? „Wenn sich das Prinzip der Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus eines Möbelstücks zieht. Sprich: vom Design über die Fertigung bis hin zur Nutzung und Wiedereingliederung in den Naturkreislauf – eben Cradle to Cradle“, erklärt der gebürtige Innviertler. Freilich darf dabei auch die Optik nicht außer Acht gelassen werden. Denn nur, wenn das Produkt voll und ganz den optischen Vorstellungen entspricht, wird es auch in vielen Jahren noch in Gebrauch sein. Und welcher Rohstoff eignet sich am besten für modernes, umweltschonendes und gesundes Wohnen? Natürlich Holz. Dieses punktet mit Langlebigkeit, Robustheit und vor allem mit zeitlosem Design.

Hand in Hand: Nachhaltigkeit und Design

Aber: Ist nachhaltiges Einrichten und Bauen denn nicht nur sinnvoll, sondern auch schön? Die klare Antwort: „Ja! Wer nachhaltig bauen und wohnen will, hat alle Möglichkeiten dazu. Auch was die Stilrichtungen und die Ästhetik angeht“, so der Fachmann. Und weiter: „Ich bin außerdem der Ansicht, dass es ohne Ethik auch keine Ästhetik geben kann. Die Art und Weise, wie ein Produkt entsteht, zahlt auf dessen Schönheit ein.“ Bester Beweis für diesen Zugang: die vielen Designpreise, mit denen Team 7 in den letzten Jahren ausgezeichnet wurde.

Wundermittel Holz?

Wer das Thema Nachhaltigkeit auch in den eigenen vier Wänden lebt, der kommt also kaum am Werkstoff Holz vorbei. Dieser ist aber nicht nur besonders umweltschonend, sondern wirkt sich überdies auch positiv auf das Raumklima und die darin lebenden Menschen aus. Emprechtinger schwärmt: „Ein Raum, der mit Naturholz eingerichtet ist, betört alle Sinne. Es fühlt sich an wie ein Spaziergang im Wald.“

Ich bin außerdem der Ansicht, dass es ohne Ethik auch keine Ästhetik geben kann. Die Art und Weise, wie ein Produkt entsteht, zahlt auf dessen Schönheit ein.

Georg Emprechtinger über nachhaltiges Design

Natürlich behandeltes Holz ist atmungsaktiv und wirkt regulierend. Das liegt vor allem an den Poren auf der Holzoberfläche, die Feuchtigkeit aufnehmen und sukzessive wieder abgeben. So regulieren Holzmöbel das Raumklima ganz von alleine – quasi wie eine natürliche Klimaanlage. Gut zu wissen: Ein weiterer gesundheitsfördernder Aspekt ist die antibakterielle Eigenschaft von Holz. Diese lässt sichhauptsächlich auf die hygroskopische Eigenschaft des Werkstoffes zurückführen. Sprich: Holz entzieht Bakterien das für ihre Lebensfähigkeit und Vermehrung benötigte Wasser und tötet diese somit ab.

Land der Wälder, zukunftsreich?

Wer sich raus in die Natur und rein in den Wald wagt, hat hierzulande wohl genügend Möglichkeiten. Schließlich ist halb Österreich, also rund 48 Prozent der Staatsfläche, mit Wald bedeckt. Das sind vier Millionen Hektar von 8,4 Millionen Hektar Gesamtfläche. Aber nicht nur bei uns wird verstärkt auf den nachwachsenden Werkstoff gesetzt. Insbesondere Amerika und China importieren derzeit vermehrt Holz. Die ausschlaggebenden Gründe dafür sind laut Emprechtinger die verheerenden Waldbrände in den USA, Ausfälle durch Käferbefall sowie eine boomende Konjunktur mit verstärktem Bauaufkommen.

Blöde Frage: Ist in Zukunft überhaupt genug Holz vorhanden, um diese steigende Nachfrage decken zu können? Werden Wälder wirklich nachhaltig bewirtschaftet und „wird sorgsam mit dem Rohstoff umgegangen, gibt es genug Holz“, heißt es vonseiten des Team 7-Geschäftsführers. Vorausgesetzt, ein Umdenken findet statt: „Holz ist zu wertvoll, um es einfach nur zu verbrennen. Pellets und minderwertige Holzprodukte sollten daher am Ende der Nutzung und nicht am Anfang stehen.“

Haben wir genug Holz?

Der weltweite Bedarf an Holz sorgt aktuell jedenfalls für einen rasanten Preisanstieg des Rohstoffs. Das bringt auch die Möbelindustrie ins Wanken. Materialengpässe und schwankende Preise sind die Folge. Dieses Problem hat Team 7 für sich allerdings besonders clever gelöst: Team 7 verfügt über die Kontrolle der gesamten Wertschöpfung – vom Baum bis hin zum fertigen Möbelstück liegen alle Produktionsprozesse in eigener Hand. Sprich: Sägewerk, Plattenwerk, Möbelfertigung und auch ein eigener Wald gehören dazu. Richtig gehört. Der Möbelproduzent bewirtschaftet ein rund 77 Hektar großes Stück Land. Dass dieses streng nachhaltig bewirtschaftet wird, liegt hierbei freilich auf der Hand.

Team 7
Man sieht: Nachhaltigkeit und Design passen besser zusammen als gedacht.Foto: Team 7

Eines muss man jedoch erwähnen: „Unser eigener Wald bietet nicht genügend Kapazitäten für unseren Holzbedarf.“ Bei Bedarf muss das Unternehmen auf den Zukauf von Holz aus benachbarten Ländern ausweichen. Emprechtinger gibt sich aber zufrieden: „Uns gelingt es durch unsere langfristigen und nachhaltigen Beziehungen zu unseren Lieferanten, etwaigen Turbulenzen geschickt aus dem Weg zu gehen.“

Fazit

Die heimische Möbelindustrie spielt bereits jetzt eine Vorreiterrolle beim Streben nach mehr Nachhaltigkeit. Vor allem Holz wirkt sich sowohl auf Mensch als auch Umwelt positiv aus. Schließlich handelt es sich dabei um den einzigen nachwachsenden Werkstoff, der CO2 bindet und sich wieder in den Naturkreislauf eingliedert. In den vergangenen Jahren hat sich sehr viel getan. „Dennoch braucht es noch mehr Konsequenz, alle betrieblichen Prozesse an dem Prinzip der Nachhaltigkeit auszurichten“, so Emprechtinger. Wir sind aber jedenfalls schon auf dem richtigen Weg.

So leben Möbel länger

Nachhaltigkeit hält nun auch in den eigenen vier Wänden Einzug. Georg Emprechtinger weiß, worauf man beim Möbelkauf achten sollte und wie Naturmöbel länger erhalten bleiben.

  1. Augen auf beim Kauf: Schon im Geschäft sollte man auf die Qualität der Möbel achten. Tipp: Sich selbst immer die Frage stellen, ob das Möbelstück einem auch noch in einigen Jahren gefällt. Lieber auf kostengünstige Spontankäufe verzichten und mit Bedacht und Voraussicht einkaufen. Dann hat man auch länger etwas davon.
  2. Die Flexibilität macht’s aus: Heutzutage sollte man auf alle Fälle mehr auf die Flexibilität eines Möbelstücks achten. Sprich: Ist es umzugstauglich? Kann ich es ergänzen? Oder sogar anders konfigurieren? Systemmöbel erweisen sich hierbei als besonders praktikabel.
  3. Wo kommt’s her? Beim Kauf von Naturholzmöbeln sollte man unbedingt auf die Herkunft achten. Denn Holz ist ein Werkstoff, der sorgsam verarbeitet werden muss und eine große Holzkompetenz des Herstellers voraussetzt. Das beginnt bereits bei der Auswahl der Hölzer, der gewissenhaft durchgeführten Trocknungszeiten und der Verarbeitung zu verzugssicheren Möbeln.
  4. Richtige Reinigung: Wer sich für Naturholzmöbel entscheidet, muss sich auf keinen Fall vor aufwendigen Reinigungsarbeiten fürchten.Naturholzmöbel sind äußerst pflegeleicht. Es reicht, die Oberfläche ab und an mit Naturöl einzulassen. Für die tägliche Reinigung und Pflege genügt ein nebelfeuchtes Tuch.
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