Thöni Biogasanlage

Grüne Energie dank Know-how aus Österreich

In Aarau in der Schweiz entsteht eine hochmoderne Biogasanlage, die künftig aus Bioabfall klimaneutrales Biogas gewinnen soll. Die dafür notwendige Technologie stammt vom Tiroler Unternehmen Thöni. Doch das ist nur eines von vielen Projekten im Energiebereich, an denen Thöni beteiligt ist.

Für die meisten von uns ist Müll Mist. Er stinkt, er fault, nur weg damit. Tatsächlich steckt in unseren Mülltonnen aber enormes Potenzial. Denn aus den Abfällen, die in der braunen Tonne landen, sowie den landwirtschaftlichen Nebenprodukten auf Äckern oder in Ställen kann Bioenergie für hunderttausende Haushalte gewonnen werden.

Grünes Gas aus der braunen Tonne

Die Rede ist hier von Biogas, einem Gasgemisch, das entsteht, wenn organisches Material – angefangen von Gülle und Küchenabfällen über Grüngut bis hin zu Kaffeesatz – unter Luftabschluss von Bakterien zersetzt wird. In erster Linie besteht dieses Gas aus Methan und Kohlendioxid; in geringen Mengen kommen aber auch Stickstoff, Schwefelwasserstoff und andere Gase vor. Reinigt man das Gas, wird daraus Biomethan – ein Stoff, der sich – wie Erdgas – ins Gasnetz einspeisen lässt, aber – anders als Erdgas – aus biogenen Rohstoffen besteht und daher zu 100 Prozent erneuerbar ist. Ein Schritt zur Reduzierung der Energieabhängigkeit also und ein wichtiger Baustein für die Energiewende

Gut zu wissen:

In Österreich sind derzeit rund 350 Biogas-Anlagen im Einsatz. Pro Jahr erzeugen sie rund 150 Millionen Kubikmeter Biogas und decken damit etwa zwei Prozent des österreichischen Gasverbrauchs ab. Das ist noch nicht besonders viel, soll in Zukunft jedoch mehr werden. So schätzt das Economica-Institut für Wirtschaftsforschung, dass rund 20 Prozent der Russland-Importe durch heimisches Biomethan ersetzt werden könnten. Voraussetzung jedoch ist, dass der rechtliche Rahmen dafür geschaffen wird.

Technologie aus Österreich gefragt

Das Tiroler Familienunternehmen Thöni mit Hauptsitz in Telfs setzt seit mehr als 50 Jahren auf Nachhaltigkeit, eine Strategie, die sich durch alle Bereiche zieht. So produziert Thöni nicht nur Aluminiumprofile aus bis zu 80 Prozent Recyclingmaterial, Automotive-Komponenten für den Leichtbau und die E-Mobilität, sondern plant, baut, montiert und wartet auch Biogas-Anlagen, die auf der ganzen Welt im Einsatz sind.

Thöni Biogasanlage
Grüne Energie für die Stadt Staßfurt: In dieser Biogasanlage von Thöni soll etwa aus Mais oder Zuckerrüben klimaneutrales Biogas gewonnen werden.Foto: Thöni Industriebetriebe GmbH

Unter anderem auch in Aarau in der Schweiz. Dort entsteht gerade ein hochmodernes Biogaskraftwerk, das im Frühling 2024 in Betrieb gehen und täglichbis zu 100 Tonnen Grüngut aus Aarau und Umgebung zu hochwertigem Biogas verarbeiten soll. Das Herzstück der Anlage, der sogenannte Pfropfenstromfermenter, wird von Thöni geliefert. Geplant in Telfs, gefertigt in Landeck. In diesem Fermenter wird das Biogas aus Bioabfällen erzeugt, dann zu Biomethan aufbereitet und anschließend in das Gasnetz eingespeist. Der verarbeitete organische Abfall liefert zudem nicht nur Biogas, sondern auch biologischen Dünger für die Landwirtschaft.

Gut zu wissen: Allrounder Biogas

Biogas ist vielseitig verwertbar. Es wird nicht nur ins Erdgasnetz eingespeist, sondern kann auch zur Strom- und Wärmeproduktion oder als Treibstoff verwendet werden. Noch dazu ist Biogas speicherbar, was den Vorteil hat, dass die Energie genau dann, wenn sie benötigt wird, ins Netz eingespeist werden kann und somit zu einer sicheren und stabilen Energieversorgung beiträgt.

Von Tirol aus in die ganze Welt

Die Biogasanlage in der Schweiz ist jedoch nur eines von vielen Umwelt-Energietechnik-Projekten, an denen Thöni beteiligt ist. In Deutschland etwa wird die Bioabfallvergärungsanlage auf der ehemaligen Deponie Leonberg, die 2019 nach einem Brand vollständig zerstört wurde, wiedererrichtet. Gebaut wird sie für eine Gesamtkapazität von 72.000 Tonnen (60.000 Tonnen Bioabfälle, 12.000 Tonnen Grüngut), mit der Fertigstellung rechnet man bis Herbst 2024. Damit wird sie die größte kommunale Anlage dieser Art in Baden-Württemberg und soll jährlich 12.300 Tonnen Treibhausgase einsparen. Die Vergärungstechnologie liefert für fast 14,5 Millionen Euro das Familienunternehmen aus Tirol.

Thöni Biogasanlage
Das Herzstück der hochmodernen Thöni-Biogasanlage in Aarau ist der sogenannte Pfropfenstromfermenter. In diesem wird das Biogas aus Bioabfällen erzeugt, dann zu Biomethan aufbereitet und anschließend in das Gasnetz eingespeist.Foto: Thöni Industriebetriebe GmbH

Bisher hat Thöni sich hauptsächlich auf den europäischen Markt konzentriert und insgesamt rund 165 Biogasanlagen errichtet. Zehn davon werden derzeit in Deutschland, der Schweiz, Italien und Großbritannien gebaut. Aber auch in China entstehen gerade zwei weitere Biogasanlagen, zwei sind bereits erfolgreich in Betrieb – darunter eine Abfallvergärungsanlage in Shanghai, die jährlich 82.000 Tonnen Bioabfälle verarbeitet. Planungsaufträge gibt es mittlerweile aber auch aus Kanada und den USA sowie aus Australien, wo Thöni eine Partnerschaft mit CEA Environmental Solutions eingegangen ist. Das Familienunternehmen entwickelt und liefert damit nicht nur Schlüsselkomponenten nach Down Under, sondern bildet auch das lokale Team aus und unterstützt es mit Know-how aus Tirol.

Über Thöni:

  • Das Unternehmen wurde 1964 von Arthur Thöni als Schlosserbetrieb gegründet.
  • Heute ist das Familienunternehmen Thöni Industriebetriebe in der Aluminium-, Automobil- und Schlauchbranche sowie in den Bereichen Umwelt- und Energietechnik und Maschinen- und Anlagenbau tätig.
  • Hauptsitz ist in Telfs, Tirol. Weitere Produktionsstandorte und Tochterunternehmen befinden sich in Landeck und Pfaffenhofen (Österreich), Kempten im Allgäu (Deutschland), Rovereto (Italien) und Thoeni North America in Pleasanton (USA).
  • Im Geschäftsjahr 2021/2022 erwirtschaftete Thöni 297 Millionen Euro.
  • Thöni hat 940 Mitarbeiter:innen.
  • Thöni Umwelt Energietechnik beschäftigt sich seit 1991 mit Anlagen für die Verwertung organischer Rohstoffe zu Bio-Energie.
Credits Artikelbild: Symobild: Adobe Stock | Kitreel

Das könnte dich auch interessieren

Lichtblick

Dir gefällt, was du hier liest?

Einfach "Fakt & Faktor" als Newsletter abonnieren!

Jetzt abonnieren