Es braucht innovative Köpfe, um neue Technologien zu entwickeln und umzusetzen. Doch gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sind diese schwer zu finden. Was also tun? Die TU Austria setzt auf einen Marathon.
Was passiert, wenn man 28 Studierenden aus 15 Ländern 24 Stunden Zeit gibt, um sich mit komplexen Problemstellungen von Unternehmen wie AVL List, Austrian Power Grid, dem Konsortium CARpenTIER, Magna oder Easelink auseinanderzusetzen? Zum einen wird Kaffee getrunken. Sehr viel Kaffee. Zum anderen wird getüftelt, diskutiert, der eigene Horizont erweitert. Und am Ende haben hoffentlich alle gewonnen. Sowohl die Studierenden als auch die Betriebe.
Seit mittlerweile neun Jahren veranstaltet die TU Austria im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach den sogenannten Innovations-Marathon, bei dem es nicht um zurückgelegte Kilometer geht, sondern um Lösungen und Antworten. Zum Beispiel auf die Frage, wie man Mobilität neu denken oder E-Mobilität und Energielösungen gewinnbringend kombinieren kann. Aber auch in welchen Produkten Materialien wie Aluminium oder Plastik künftig durch Holz ersetzt werden können oder wie das ideale Fortbewegungsmittel der Zukunft aussieht.
Was passiert beim Europäischen Forum Alpbach (EFA)?
Seit 1945 reisen jedes Jahr Menschen aus der ganzen Welt in das Tiroler Bergdorf Alpbach, darunter junge Menschen und angehende Führungskräfte sowie Entscheidungsträger:innen und Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kunst und Kultur. Gemeinsam suchen sie nach interdisziplinären Antworten für die Fragen unserer Zeit.
Diverse Teams lösen komplexe Aufgaben
Insgesamt bewarben sich heuer rund 60 Studierende mit Angaben zu ihrer Ausbildung, besonderen Fähigkeiten, Hobbys und Interessen für den Innovations-Marathon. 28 von ihnen wurden ausgewählt und den Aufgabenstellungen entsprechend auf vier diverse Teams aufgeteilt, in denen Frauen gleich stark wie Männer vertreten waren. „Wir achten auf ein ausgeglichenes Verhältnis. Und das gelingt uns auch“, sagt Mario Fallast, der Projektleiter des Innovations-Marathons.
Gerade die Tatsache, dass sich junge Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen gemeinsam auf dieses Projekt einlassen, sorgt für eine besondere und vor allem produktive Atmosphäre. „Die gemeinsame intensive Arbeit erzeugt eine sehr spezielle, energiegeladenen Stimmung. Es treffen ja lauter Personen aufeinander, die sich freiwillig für diese ‚etwas spezielle Herausforderung‘ gemeldet und Freude daran haben, die Zukunft mitzugestalten und gegenseitig voneinander zu lernen“, erklärt der Projektleiter.
Wer hat’s erfunden?
Begleitet werden die Teilnehmer:innen sowohl von erfahrenen Innovations-Coaches als auch vom Team des Österreichischen Patentamts. Denn wer sich auf die Suche nach innovativen Lösungen macht, muss sich auch fragen, ob man der oder die Erste mit dieser Idee ist oder wie andere das Problem gelöst haben. Dabei wird oft aufs Patentieren vergessen, was zur Folge haben kann, dass man, ohne es zu wollen, die Kontrolle über die eigene Innovation abgibt. Umso wichtiger ist es daher, über Recherchemöglichkeiten oder den Patentanmeldeprozess Bescheid zu wissen.
„Technologie fällt nicht vom Himmel“
Doch nicht nur die Studierenden profitieren von der Veranstaltung, sondern auch die Unternehmen, erklärt Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung. Denn: „Technologie fällt nicht vom Himmel, sie wird von Menschen gemacht. Menschen wie den Teilnehmer:innen des Innovations-Marathons, die für Naturwissenschaften und Technik brennen oder ihre Kompetenzen aus anderen Feldern interdisziplinär mit MINT verknüpfen wollen.“ Gerade in Zeiten eines Fachkräftemangels brauche man besonders im Innovationsbereich mehr von diesen Zukunftstalenten.
Und wie geht’s nach dem Innovations-Marathon weiter? Im Idealfall markiert die Veranstaltung den Anfang einer Kooperation, bei der aus Ideen neue Projekte und aus Unternehmen und Studierenden potenzielle Arbeitgeber:innen und Mitarbeiter:innen werden.
Über die TU Austria
2010 gründeten die drei Technischen Universitäten Österreichs – die TU Wien, die TU Graz und die Montanuniversität Leoben – den Verein TU Austria. Ziel ist es, die Kräfte zu bündeln und zu nützen, um mehr in den Bereichen Forschung, Lehre und Hochschulpolitik zu erreichen. Insgesamt vereint die Initiative rund 43.000 Studierende, 5.300 Graduierte und 10.000 Mitarbeitende.