Ob bei der Demontage von Atomkraftwerken oder in der Stahlproduktion: Von Oberösterreich aus hat es ein Maschinenfabrikant zum hochspezialisierten Weltmarktführer geschafft. Begonnen hat aber alles als Hufschmied der Kaiserin.
Sie drängen nicht ins Scheinwerferlicht, haben wenig Glamourfaktor und sind auch im Betriebsalltag nicht auf den ersten Blick zu sehen. Auf den zweiten auch nicht. Die Komponenten, die die Maschinenfabrik Braun produziert und vertreibt, sind hinter den Kulissen im Einsatz. Backstagearbeiter der Industrie sozusagen.
Ohne Bauteile und Anlagen von Braun wäre aber beispielsweise die Stahlproduktion der Voestalpine im obersteirischen Donawitz nicht möglich. Braun hat für das Werk Rechenreinigungsmaschinen geliefert, die in den Einlaufkanälen der Murwasseranlage installiert sind, damit das Flusswasser die Rohstahl- und Eisenproduktion ungestört kühlen kann.
Abflussmaschinen für Staumauern
Ähnliche Reinigungsanlagen sind unter anderem bei Wasserkraftwerken in Vorarlberg und in der Schweiz im Einsatz. Dazu kommen noch Fischwandersysteme, sogenannte Grundablassschützen, die dem enormen Druck in Sperrbauwerken (Staumauern) standhalten, sowie Wehranlagen, die flexibel auf Hochwasserereignisse reagieren können.
Braun gilt diesbezüglich und bei der Revitalisierung von Stahlwasserbauanlagen als international gefragter Spezialist. Die Exportquote liegt bei rund 80 Prozent, Anlagen stehen in vielen europäischen Staaten, in Afrika und Asien, Mittelamerika und im Mittleren Osten.
Trennmaschinen für Stahlwerke
Daneben hat man sich aber auch als Experte für Trenn- und Schleifmaschinen einen Namen gemacht. Auch hier ist die metallproduzierende und -verarbeitende Industrie Hauptkunde. Sie greift zu Braun-Maschinen, wenn Stahlstäbe getrennt oder Materialfehler in der Produktion oder Weiterverarbeitung von Rohlingen mittels Hochleistungstrennschleifmaschinen entfernt werden müssen.
Erst Anfang dieses Jahres bekam die Maschinenfabrik diesbezüglich Großaufträge von einem amerikanischen Titanspezialisten, der die Luft- und Raumfahrtindustrie beliefert, von einem Walzwerk- und Anlagenbauunternehmen aus Spanien, einem brasilianischen Stahlkonzern, der die Autoindustrie versorgt, und von einem Schmiedewerk in China. Auch die heimische Voestalpine schreibt sich immer wieder in die Auftragsbücher von Braun.
Hufschmied für Maria Theresia
Das zeigt die Innovationskraft und Qualität der Entwicklungsarbeit, die in dem mittlerweile in siebter Generation geführten Familienunternehmen seit Beginn steckt. „Auch in der Region wissen viele gar nicht, was wir machen und wie international unser Aufgabenbereich ist“, sagt Geschäftsführer Lennart Braun zuletzt im Rahmen des Festakts zum 175. Geburtstag des Unternehmens.

Die Firmengeschichte startete schon spektakulär. Denn zweifelsfrei gab es zur damaligen Zeit keine prominentere Kundschaft für einen Handwerker: So war Isidor Braun während seiner Militärzeit Hufschmied von Maria Theresia, damals Königin von Ungarn und Erzherzogin von Österreich, später legendäre Kaiserin des Heiligen Römischen Reichs.
Kriege & Atomkraftwerke
Brauns Sohn suchte später auch geografisch die Nähe zum Hof in Wien und übersiedelte seinen Betrieb 1848 von Konstanz am Bodensee nach Vöcklabruck in Oberösterreich. Dort kaufte er Schloss Schöndorf. Er nutzte das vorhandene Wasserkraftwerk, baute den Standort mit Hammerwerk und Stahlgusshütte großzügig aus und seinen Ruf als Qualitätsgarant auf. Sogar Kaiser Franz Josef besuchte 1890 das Werk, immer wieder bekam man in der Folge Aufträge der damaligen k&k-Regierung.
Ein rastloser Innovationsgeist ließ das Geschäft florieren. So betrieb man bereits Anfang des 20. Jahrhunderts den ersten Elektrostahlofen Mitteleuropas. Die folgenden Jahre wurden jedoch auch betriebswirtschaftlich zum Spiegelbild der Geopolitik: Dem rapiden Wachstum als Lieferant von Panzerungen aller Art zur Zeit des Ersten Weltkriegs folgte eine tiefe Krise samt Mitarbeiterabbau und Vernichtung der finanziellen Reserven durch die explodierende Inflation in den 1920er-Jahren. Im Zweiten Weltkrieg wurde man Zulieferer für die Waffenproduktion in den Vorgängerwerken der heutigen Voestalpine.
Nach den Kriegswirren schrieb man die privatwirtschaftliche Erfolgsgeschichte nahtlos weiter und baute in den 1960er-Jahren eine eigene Maschinenbausparte auf. Ab 2011 entwickelte und baute man auch mobile Maschinen und Werkzeuge für den Rückbau von Atomkraftwerken. Die Geräte von Braun können Stahlkomponenten unter Wasser zerlegen, kontaminierte Betonwände abfräsen oder Fässer mit radioaktiven Abfällen zerlegen, um eine reguläre Endlagerung zu ermöglichen.
GUT ZU WISSEN
- Braun gilt als Technologieführer für das Trennen und Schleifen von Stahlprodukten.
- Hauptsitz des Unternehmens ist Vöcklabruck, man betreibt aber auch Standorte in den USA und China.
- Man beschäftigt rund 90 Mitarbeiter:innen.