Ein heimischer Produzent will die asiatische Übermacht bei Wärmepumpen bremsen. In Oberösterreich entsteht dafür ein eigenes Werk. Die Suche nach Mitarbeiter:innen läuft.
Unterschätze nie den Wirkungsgrad von Wärmepumpen! So sorgen sie in Deutschland seit Monaten für ein aufgeheiztes politisches Klima. Dort hat sich die Debatte rund um den Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energiequellen im parteipolitischen Unterholz verfangen. Es wird vor zu ehrgeizigen Zielen, zu hohem Tempo und einer neuen Abhängigkeit gewarnt: statt von Russland wie beim Erdgas im Fall der Wärmepumpen von asiatischen Produzenten. Hersteller aus Japan, Südkorea und vor allem China fluten den Markt mit riesigen Stückzahlen und erzeugen so einen enormen Preisdruck.
Dass es diese Abhängigkeit aktuell gibt, bestätigen Stefan Gubi und Roman Seitweger, die beiden Geschäftsführer des Salzburger Heizungsspezialisten Windhager. Das zu ändern, haben sich die beiden zum Ziel gesetzt. Nachdem sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren auf die Entwicklung und Herstellung von Heizlösungen für Holz, Pellets und Hackgut spezialisiert hat, sollen in einem neuen Werk künftig auch Wärmepumpen produziert werden.
Wertschöpfung mit Wärmepumpen
Dafür errichtet Windhager zusammen mit der oberösterreichischen Firma M-TEC gerade in Pinsdorf (Bezirk Gmunden) eines der größten und modernsten Produktions- und Entwicklungszentren für erneuerbare Energien in Österreich. „Unser Ziel ist es, möglichst viel an Wertschöpfung und vor allem Entwicklungskompetenz in Österreich zu binden“, umreißt Roman Seitweger den Plan. So wird der Strombedarf von einer großen Photovoltaikanlage gedeckt werden. Mit einer vollelektrischen LKW-Transportflotte und energiesparenden Fertigungstechnologien setzt man in der Produktion selbst ebenfalls auf Nachhaltigkeit.
Um 100 Millionen Euro entstehen so auf einem 50.000 Quadratmeter großen Areal neben einer vollautomatischen Blechverarbeitung ein Logistikzentrum sowie Produktionskapazitäten für jährlich bis zu 20.000 Hochleistungswärmepumpen. Der Markt kann es brauchen.
30 Prozent Wachstum
Derzeit sind in Österreich rund 325.000 Wärmepumpen in Betrieb. Das entspricht nicht einmal zehn Prozent der vier Millionen Haushalte. Auch wenn sich die Nutzung von Umgebungswärme aus Luft, Erde oder Grundwasser mittels Wärmepumpen für Heizung und Warmwasser seit 2005 fast verfünffacht hat, ist das Potenzial also noch enorm. Man geht – getrieben von Förderanreizen – von einem Marktwachstum von rund 30 Prozent aus.
INFO
Aktuell sind in Österreich noch ungefähr 1,4 Millionen fossile Wärmeerzeuger in Betrieb. Bis 2035 müssen also eine halbe Million Ölkessel und bis 2040 mehr als 900.000 Gasthermen getauscht und zusammen mit den Neuinstallationen rund 170.000 nachhaltige neue Wärmeerzeuger pro Jahr eingebaut werden. In der Berechnung des Wirkungsgrads von Wärmepumpen darf jedoch deren Strombedarf nicht außer Acht gelassen werden. Sie ist umso effizienter, je geringer die Temperaturdifferenz zwischen Quelle und Zielwert ist. Der Vorteil schmilzt, wenn man in der kalten Jahreszeit viel Wärme benötigt und die Sonne als Stromlieferant „schwächelt“.
Österreichweit werden derzeit rund 30.000 Wärmepumpen pro Jahr installiert. Allein im Jahr 2021 gab es eine Steigerung von 23 Prozent, im vergangenen Jahr laut European Heat Pump Association gar ein Plus von 59 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Damit liegt Österreich im europäischen Mittelfeld.
Suche nach Fachkräften
In Polen, Tschechien, den Niederlanden und Belgien waren die Absatzzuwächse bei Wärmepumpen noch höher, unter anderem in Deutschland, Großbritannien, Italien und Frankreich teils deutlich geringer. „Die Energiewende hat durch die Entwicklungen der letzten Monate – wie den Ukrainekrieg – jedenfalls noch einmal an Dynamik zugelegt“, so Windhager-Geschäftsführer Stefan Gubi. Daher brauche es jetzt „eine klare Vision, um die steigenden Anforderungen unserer Kund:innen unter den sich verändernden Rahmenbedingungen erfüllen zu können“.
Ganz einfach ist das nicht. Neben der weiterhin angespannten Situation in den Rohstoff- und Komponentenwerken ist nämlich auch der Fachkräftemangel bei den Heizungsherstellern spürbar. „Der Markt der erneuerbaren Energie ist ein rasant wachsender Wirtschaftsbereich. Wir brauchen daher dringend junge, ambitionierte Frauen und Männer in unserer Branche“, drängt Gubi. Denn nicht nur im neuen Werk in Pinsdorf werden Mitarbeiter:innen benötigt. 300 sollen in der Endausbaustufe hier arbeiten.
Windhager hat aber auch am Stammsitz in Seekirchen kräftig investiert. Die Produktion wurde auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Neben einer vollautomatisierten Kesselschweißanlage soll auch eine neue Faser-/Laserschneideanlage die Fertigungskapazitäten um das Dreifache erhöhen. „Wir verfügen dann über die modernste Biomassekesselproduktion in Österreich“, ist man bei Windhager stolz.
GUT ZU WISSEN
- Windhager wurde 1921 in Seekirchen bei Salzburg als Schlosserei gegründet, beschäftigt über 600 Mitarbeiter:innen und ist heute Spezialist für moderne Heizungssysteme.
- Produziert wird aktuell ausschließlich am Firmenstammsitz in Seekirchen bei Salzburg, ab 2024 auch in Pinsdorf bei Gmunden. Zudem gibt es drei ausländische Niederlassungen und ein internationales Partnernetzwerk.
- Der Exportanteil beträgt rund 60 Prozent. Zu den wichtigsten Exportländern zählen Frankreich, Italien, Slowenien, Polen, Belgien sowie Spanien und England.