Wirtschaftswachstum

Wachstum oder nicht? Warum es nicht egal ist, wie es unserer Wirtschaft geht

Stichwort Wirtschaftskrise: Der Einbruch des Bruttoinlandsproduktes ist für Politik und Wirtschaft ein Schreckgespenst – und betrifft jeden von uns.

Stärkster Rückgang des BIP seit 1945.“ – „Wirtschaft mit größtem Einbruch seit 1945.“ Zwei Schlagzeilen aus Österreichs Medien, die zwar gleich klingen, sich aber auf unterschiedliche Ereignisse beziehen. Erstere stammt aus dem Jahr 2010 und bezieht sich auf das Jahr zuvor, als die Finanzkrise die weltweite Wirtschaft ins Wanken brachte. Die zweite stammt aus dem Dezember des Vorjahres und beschreibt die Auswirkungen der covidbedingten Lockdowns.

Zwischen den beiden Zeitungsberichten liegen aber nicht nur zehn Jahre, sondern auch Welten, was das Ausmaß betrifft. Das Minus bei der Wirtschaftsleistung im Jahr 2009 wurde damals allgemein als Katastrophe gewertet: 3,8 Prozent! Das war schwer fassbar. Und nun? Im Vorjahr betrug der Rückgang 7,3 Prozent, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut meldete. So, damit sind die Dimensionen klarer.

Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt

Oder doch nicht? Was heißt es denn für uns alle, wenn die Alarmglocken schrillen, weil die Wirtschaft schrumpft, genauer gesagt, das Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP genannt, ins Negative sinkt? Ist das so schlimm?

Ja, ist es! Denn das BIP ist der Gesamtwert aller Waren, die innerhalb eines Jahres produziert, und aller Dienstleistungen, die im selben Zeitraum erbracht wurden. In Österreich betrug diese wirtschaftliche Leistung im Jahr 2019 fast 400 Milliarden Euro und damit 1,4 Prozent mehr als im Jahr davor. Da verzeichnete Österreich also ein Wirtschaftswachstum, so wie nahezu jedes Jahr seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Gut zu wissen:

Seit 1945 verzeichnete Österreich lediglich in vier Jahren ein Minus beim BIP: einmal in den 1970er-Jahren sowie 1981 wegen der jeweils weltweiten Ölkrisen, weil die ölfördernden Länder ihre Produktion zurückschraubten. Und dann noch einmal 2009 durch das Zusammenwirken der globalen Finanzkrise nach dem Platzen der Immobilienblase in den USA im Jahr 2007 und noch einmal in der Eurokrise im Jahr 2009.

Kreislaufwirtschaft

Das stetige Wirtschaftswachstum ist die Grundlage für unseren Wohlstand. Es bedeutet, dass Österreich jedes Jahr mehr und bessere Güter und Dienstleistungen hervorgebracht hat als zuvor. Damit verbunden: höhere Einnahmen der Unternehmen, die in modernere Anlagen investieren und somit die Produktionsleistung steigern können. Und: mehr Arbeitsplätze sowie bessere Einkommen für die MitarbeiterInnen, die so ihren Lebensstandard verbessern. Das bringt mit sich, dass sie mehr Waren kaufen und Dienstleistungen in Anspruch nehmen können, was neuerlich zum Wirtschaftswachstum beiträgt.

Nahrung für den Geist

Schließlich ist da noch das Steueraufkommen, das von Investitionen und dem Konsum genährt wird. Wachsen beide, steigen auch die Steuereinnahmen. Aus denen werden einerseits die Sozialleistungen für die BürgerInnen finanziert – wir reden hier von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, von Pensionen und so weiter. Und andererseits wird etwa die Forschung angekurbelt, aus der neue Technologien und Produkte für neue Märkte entstehen. Vom Wirtschaftswachstum profitieren wir also wirklich alle. 

Aus der Krise hinausinvestieren

Umso wichtiger ist es, nun wieder in Fahrt zu kommen. Und dafür stehen die Zeichen gut, wie Österreichs IV-Präsident, Georg Knill, sagt. Falls pandemiebedingte Risiken nicht schlagend werden und die Lockdown-Maßnahmen spätestens ab April dementsprechend aufgehoben werden können gibt es Grund zur Zuversicht.: „Wir könnten ein Wachstum erleben wie seit 20 Jahren nicht mehr.“, so Knills Prognose.

Wir könnten ein Wachstum erleben wie seit 20 Jahren nicht mehr.

Georg Knill, Präsident der Österreichischen Industriellenvereinigung

Diese Zuversicht hat natürlich ihre Gründe: Der Regierungswechsel in den USA werde weltweit die wirtschaftliche Stimmung heben und die Impfung ihre Wirkung entfalten. Die ÖsterreicherInnen, die in den letzten Monaten doppelt so viel gespart haben wie sonst und 13 Milliarden Euro auf die Seite gelegt haben, werden ihre wiedergewonnene Freiheit genießen und konsumieren.

Wirtschaftswachstum
IV-Präsident Georg Knill sieht einen wirtschaftlichen Lichtblick am Ende des Corona-Tunnels. Das haben wir vor allem auch der ständigen Forschung und Innovation zu verdanken.Foto: Industriellenvereinigung

Gestärkt aus der Krise

Als Hauptargument führt Knill aber die Investitionsprämie der Regierung ins Treffen, mit der 30 Milliarden Euro an Investitionen angestoßen werden, mit denen auf ein gutes, über Jahre hinweg erarbeitetes Fundament gebaut werden kann. „Wir haben nie aufgehört, in Innovationen zu investieren. Forschung und Innovation haben Österreichs Industrie in den vergangenen Jahrzehnten international wettbewerbsfähig gemacht. Daher gehen wir gestärkt aus dieser Krise heraus“, betont der Präsident der Industriellenvereinigung.

Wie weit wachsen?

Aussichten, die nach dem vergangenen Jahr wohltun. Aber kann das Wachstum ewig so weitergehen? Immer mehr produzieren und Ressourcen verbrauchen? Ja – und nein. Wachstum kann nicht nur durch die Steigerung der Produktionsmengen erreicht werden, sondern auch durch die Verbesserung der Qualität der Produkte, die damit wertvoller werden. Zunehmend wichtiger wird auch die Effizienz in der Herstellung der Güter durch Innovation. Weniger Energieaufwand beispielsweise reduziert die Produktionskosten und verringert den Ressourcenbedarf.

Wir haben nie aufgehört, in Innovationen zu investieren. Forschung und Innovation haben Österreichs Industrie in den vergangenen Jahrzehnten international wettbewerbsfähig gemacht. Daher gehen wir gestärkt aus dieser Krise heraus.

Georg Knill, Präsident der Österreichischen Industriellenvereinigung

Zugleich sind auch die zunehmende Bildung und die bessere Gesundheitsversorgung ein Faktor für Wachstum ohne zusätzlichen Ressourcenverbrauch. Gut ausgebildete und gesunde Menschen leisten für ihre/n ArbeitgeberIn wertvollere Arbeit und können so auch besser verdienen.

Fazit:

Der Slogan „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s den Menschen gut“ hat seine Berechtigung. Wirtschaftswachstum schafft Arbeitsplätze und steigert den Lebensstandard der Bevölkerung, die damit zum weiteren Wirtschaftswachstum beitragen kann.

Credits Artikelbild: Symbobild: Adobe Stock | Kasto

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