Weniger Partys, mehr Daydrinking: So lässt Österreich die Korken knallen

Der heimische Schaumweinexperte Schlumberger erhob im jährlichen Sektreport, wie die ÖsterreicherInnen die Feiertage verbringen und was genau zu Silvester in den Gläsern prickelt. Deshalb können wir an dieser Stelle reinen Wein einschenken.

Umsatzeinbußen durch geschlossene Gastronomie- und Hotelleriebetriebe. Ausfall von Bällen und Kulturveranstaltungen. Die heimische Sektbranche hatte in letzter Zeit wenig zu feiern! Dass Sekt in Österreich dennoch einen festen Platz hat, zeigen die Ergebnisse des diesjährigen Sektreports der heimischen Wein- und Sektkellerei Schlumberger. Bereits zum achten Mal hat man gemeinsam mit dem market Institut das Trink- und Konsumverhalten der Österreicherinnen und Österreicher untersucht – mit pricklenden Ergebnissen.

Vom Anlassgetränk zum kleinen Alltagshighlight

Die Befragung von 1.000 Personen – einer repräsentativen Stichprobe – wurde noch vor dem gerade zu Ende gegangenen Lockdown durchgeführt. Dennoch zeigt sich bereits, dass sich das Trinkverhalten nachhaltig verändert hat. Gefeiert wird nun lieber in den eigenen vier Wänden: 64 % der Befragten gehen grundsätzlich weniger häufig in ein Lokal als vor der Pandemie. Auch bei den 18- bis 29-Jährigen gibt mehr als die Hälfte an, weniger oft in Restaurants und Cafés zu gehen. Sekt wird in allen Altersgruppen weniger konsumiert, dafür steigt die Zahl derer, die Sekt nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern auch im Alltag genießen.

Während letztes Jahr nur jede vierte Person abseits von Party und Co. zu einem Glas Sekt gegriffen hat, ist es heuer bereits jede dritte Person. Man feiert also weniger, aber dafür ausgewählter. Als Grund für die Veränderungen im Ausgehverhalten geben knapp über die Hälfte der Befragten an, sich bereits an das viele Daheimsein gewöhnt zu haben. Ebenso viele überlegen nun genauer als früher, mit wem sie sich treffen. Man will ja schließlich den Champagner unter den Begleitungen und keinen abgestandenen Tankstellenwein. Apropos: In Sachen Schaumweinwissen herrscht laut Schlumberger noch Aufholbedarf hierzulande.

Schaumwein, Prosecco, Sekt – alles dasselbe?

70 % der Befragten können den genauen Unterschied zwischen Sekt, Prosecco und Champagner nicht nennen. Um das ein für alle Mal zu klären, klopften wir bei Benedikt Zacherl, Geschäftsführer bei Schlumberger, an: „Die wesentlichen Unterschiede liegen einerseits in der Herkunft, andererseits auch in der Art der Herstellung und damit verbundenen Qualitätskriterien“, erklärt der Experte.

„Sekt ist sogenannter Qualitätsschaumwein mit mindestens 3,5 Bar Druck. Ab 3,0 Bar Druck und einem Alkoholgehalt von mindestens 9,5 Volumenprozent spricht man generell von Schaumwein bzw. Spumante. Die Kohlensäure entsteht hierbei durch eine zweite Vergärung beim Herstellungsprozess. Die kann entweder wie bei Schlumberger direkt in der Flasche als ‚Méthode Traditionnelle‘ oder aber mittels Tankgärung als ‚Méthode Charmat‘ erfolgen. Das sind die beiden gängigsten Methoden. Im Gegensatz dazu gilt Frizzante oder auch Perlwein als halbschäumender Wein, bei dem die Kohlensäure durch technische Verfahren künstlich zugesetzt wird.“ Prosecco wiederum sei eine reine Herkunftsbezeichnung und sagt alleine noch nichts über die Herstellungsart aus.

Schlumberger Silvester
Zum Wohle! Immerhin 28% der ÖsterreicherInnen starten mit knallenden Korken und Sektfontänen ins neue Jahr.Foto: Philipp Lipiarski

Schlumberger Sekt, der eigentlich Champagner ist

Warum aber reden wir die ganze Zeit von Sekt, wenn Schlumberger doch nach der traditionellen Champagnermethode produziert? Nach dem Friedensvertrag von Saint-Germain im Jahr 1919 durfte Schlumberger rechtlich gesehen nicht länger als Champagner bezeichnet werden, auch wenn die Methode der traditionellen Flaschengärung bis heute die gleiche geblieben ist. Den deutschen Unternehmensgründer Robert Alwin Schlumberger verschlug es damals übrigens der Liebe wegen nach Österreich. Bei einer Schifffahrt auf dem Rhein lernte er die Österreicherin Sophie Kirchner kennen und folgte ihr in ihre Heimat.

1842 gründete Robert Alwin sein Unternehmen Schlumberger und war damit der erste in Österreich, der weißen Schaumwein nach Art des französischen Champagners herstellte. Nach und nach erwarb Schlumberger auch in Wien-Heiligenstadt mehrere nebeneinanderliegende Keller. Diese sind bis heute das Herz der Schlumberger Wein- und Sektkellerei.

Schlumberger
Die 300 Jahre alten Schlumberger Sektkellereien in Wien-Heiligenstadt sind heute offen zur Besichtigung.Foto: Bildagentur Zolles/Robert Zolles

Die Sektflöte als No-Go

Schlumberger avancierte damals zum Lieblingsgetränk der Wiener Gesellschaft und schaffte es sogar zum K&K Hoflieferanten. Sogar die englische Königin Victoria nippte bereits an einem Glas Schlumberger. Aus welchem Glas, das ist leider nicht überliefert. Allerdings ist es gut möglich, dass sie dabei – so wie viele von uns – ein No-Go beging. Zumindest, wenn es nach Benedikt Zacherl geht: „Die Wahl des richtigen Glases hat großen Einfluss auf den Genuss. Bei Schlumberger empfehlen wir das Weinglas. Hier entfalten sich Geschmack und Aroma deutlich besser als in der altmodischen Sektflöte.“ Im aktuellen Sektreport hat man diesem Thema sogar eine eigene Frage gewidmet. Traditionell wird Sekt in Österreich demnach von 86 % der Befragten nach wie vor am häufigsten aus der Sektflöte getrunken.

„Für die Kühlung von Sekt reicht die normale Kühlschranktemperatur, etwa 12 Stunden sind ideal.“

Benedikt Zacherl, GF Schlumberger

„Wirklich entscheidend ist auch die Trinktemperatur. Idealerweise liegt sie bei weißem Sekt bei 5–7 °C, bei Rosé bei 6–8 °C und bei rotem Sekt bei 7–9 °C. Nur so kann man den Geschmack richtig genießen“, so der Experte weiter. „Im Tiefkühlfach sollte man Sekt nie aufbewahren. Einerseits kann sich sein Bukett bei zu starker Kühlung nicht richtig entfalten, andererseits kann die Sektflasche durch das Einfrieren bersten. Für die Kühlung reicht die normale Kühlschranktemperatur, etwa 12 Stunden sind ideal.“

Schlumberger zum Frühstück

Beim Online-Kauf von Sekt und anderen alkoholischen Getränken zeigen sich die ÖsterreicherInnen allerdings noch zurückhaltend: 26 % kaufen nur gelegentlich Wein und Schaumwein online. Immerhin 10 % der ÖsterreicherInnen kaufen Sekt monatlich. Gerade bei den Jüngeren ist dieser Wert stark gestiegen. Für 42 % der ÖsterreicherInnen ist die Bekömmlichkeit des Sekts das wichtigste Kriterium beim Kauf, gefolgt von der Herkunft. Dabei bevorzugen ganze 77 % heimische Schaumweine, auch bei Gastronomiebesuchen. Fast die Hälfte der Befragten trinkt gelegentlich zum Frühstück ein Glas Sekt – vor allem im Urlaub und beim Brunchen zu Hause.

Ein rauschendes Silvester

Der Trend zu Feiern im kleineren Rahmen gilt auch für Silvester: 77 % der ÖsterreicherInnen feiern zu Hause, und das vorwiegend mit der Familie, zu zweit oder mit FreundInnen. Beim Öffnen der Sektflasche zu Silvester scheiden sich allerdings die Geister: Ein Drittel öffnet den Sekt um Punkt Mitternacht, um gemeinsam anzustoßen. Der Rest schon zuvor. Und während 40 % darauf achten, keinen Tropfen zu verschwenden, starten immerhin 28 % der Menschen hierzulande mit knallenden Korken und Sektfontänen ins neue Jahr. Da schließen wir uns doch gerne an – Prost!

Wissenswertes über Schlumberger

1973 – Über vier Generationen von der Gründerfamilie geführt, wird Schlumberger von Dr. Robert Schlumberger an das Haus Underberg übergeben. Das Wiener Traditionsunternehmen wird Teil des bekannten Underberg-Familienunternehmens. Dadurch ist auch für die kommenden Generationen gesichert, dass Schlumberger ausschließlich aus österreichischen Trauben und streng nach der „Méthode Traditionnelle“ erzeugt wird.

1986 – Das Unternehmen Schlumberger wagt den Schritt an die Wiener Börse.

1994 – Ein bei der Traube beginnendes Qualitätsmanagementsystem führt dazu, dass Schlumberger als erste Sektkellerei im deutschsprachigen Raum im Jahr 1994 ISO9001-zertifiziert wird.

2009 – Kauf der Hochriegl Sektkellerei.

2014 – Die unternehmergeführte Sastre Holding mit Sitz in der Schweiz wird Hauptaktionär und legt den Fokus neben der Marktposition am heimischen Markt verstärkt auch auf den Export der Marke Schlumberger.

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