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Wenn der Roboter beim Hausbau hilft

Wienerberger, Weltmarktführer in der Ziegelproduktion, setzt im Kampf gegen den Klimawandel und Fachkräftemangel unter anderem auf ein erdgasfreies Ziegelwerk und Roboter, die Hausmauern bauen.

Er hört auf den Namen Hadrian. Hadrian X. Und er arbeitet beim australischen Unternehmen Fastbrick Robotics. Der schneeweiße Bauroboter mit seinem weit ausragenden Greifarm hat kürzlich ein komplettes Wohnhaus errichtet. Die speziell für die Arbeitsweise von Hadrian entwickelten und optimierten Porotherm-Ziegel kamen vom österreichischen Ziegelhersteller Wienerberger.

Der Einsatz der Maschine hat laut Wienerberger mehrere Vorteile. Zum einen arbeitet Hadrian schnell, sicher und präzise. Er kann Ziegel millimetergenau und damit ressourcensparend zuschneiden und verarbeiten, wodurch sich Materialreste verringern.

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Smarter Maurer der Zukunft: Ein Roboter baut mit Spezialziegeln von Wienerberger ein Haus. Schneller und präziser als jeder Mensch.Foto: Wienerberger

Hadrian kann auch Wind und Erschütterungen in Echtzeit messen und austarieren. Wohnraum könnte so zukünftig schneller, kostengünstiger und effizienter in einem hohen Qualitätsstandard geschaffen werden. Zum anderen kompensiert die Maurermaschine auch den Fachkräftemangel auf Baustellen.

Roboter als Ziegelschlichter bei Wienerberger

Auch in der Produktion selbst setzt man gezielt auf die Hilfe von Robotik und Automatisierung. So hat in einem zum Konzern gehörenden Werk im US-Bundesstaat Georgia ein Roboter die anspruchsvollen körperlichen Tätigkeiten übernommen. 

Anstelle von rund 2.000 Ziegeln je Stunde, für die es bis zu zwölf Personen benötigte, entlädt heute ein von nur einem Mitarbeiter via Tablet gesteuerter Roboter, ausgestattet mit Entlademaschine, bis zu 38.500 Ziegel je Stunde aus drei Ofenwägen gleichzeitig. Zusätzlich findet dabei auch eine automatisierte Sortierung statt, die eine gleichmäßigere Farbverteilung je Packungseinheit gewährleistet.

3D-Drucker soll neue Maßstäbe setzen

Zudem kommen bei Wienerberger auch 3D-Drucker zum Einsatz. Mithilfe der damit produzierten, dreidimensionalen Prototypen lassen sich Design, Produkteigenschaften und -funktionen wesentlich einfacher abstimmen.

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Zur Produktion von Ziegel-Prototypen kommen bei Wienerberger 3D-Drucker zum Einsatz.Foto: Wienerberger

Man verstehe sich als Taktgeber für modernes Bauen, sagt Heimo Scheuch, Vorstandsvorsitzender der Wienerberger AG. Das österreichische Industrieunternehmen gilt als größter Ziegelproduzent weltweit und Marktführer bei Tondachziegeln in Europa. „Wir haben den Anspruch, neue Maßstäbe in der Bauindustrie zu setzen“, sagt Scheuch. Dazu entwickle man permanent klimaneutrale und kreislauforientierte Zukunftslösungen.

Klimaneutral bis 2050

Ein Beispiel dafür gibt es im oberösterreichischen Uttendorf. Ab Mitte heurigen Jahres entsteht hier mit einer Investition in zweistelliger Millionenhöhe das erste erdgasfreie Ziegelwerk. Der Brennofen dafür wird elektrifiziert und künftig mit Ökostrom betrieben. Der Energieverbrauch sinke damit um 30 Prozent. 

Schon jetzt wird in einem mit Ökostrom betriebenen Hocheffizienzofen die Produktion von Porotherm-Ziegeln mit einem um 90 Prozent geringeren CO₂-Fußabdruck getestet. „Bis spätestens 2050 streben wir bei Wienerberger an, klimaneutral zu sein“, gibt Vorstand Heimo Scheuch die unternehmenseigene Stoßrichtung vor. Schon bis Ende des heurigen Jahres will man die CO₂-Emissionen um 15 Prozent gegenüber 2020 reduziert haben.

Helle Ziegel statt Klimaanlage

Generell sieht die Branche vor allen in der Renovierung bestehender Gebäude den größten Hebel zur Verbesserung der „grünen Bilanz“. Damit könnte man den Gesamtenergieverbrauch in der EU um bis zu sechs Prozent senken und die CO₂-Emissionen um rund fünf Prozent verringern.

Die vielfältigen Maßnahmen reichen von Ziegeltrocknungsanlagen, die dank einer innovativen Kompressionswärmepumpe Energie zurückgewinnen, über mit Dämmstoff verfüllten Ziegeln bis zu Ziegeln mit geringerer Masse und damit weniger Energieverbrauch bei gleichbleibender Produktqualität.

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Ziegelproduktion: Dachziegel gibt es in vielen Formen und Farben und mit verschiedenen Oberflächen.Foto: Wienerberger AG

Manchmal reicht aber auch nur eine andere Farbe. So fokussiert sich Wienerberger im heißen Süd- und Südosteuropa verstärkt auf Dachziegel in hellen Tönen. So kann die Hitze im Gebäude und in der näheren Umgebung minimiert werden. Das steigert die Lebensqualität und senkt den Bedarf für Klimatisierung in Innenräumen.

GUT ZU WISSEN

  • Die Wurzeln von Wienerberger reichen bis ins Jahr 1819 zurück. Damals erwarb der niederösterreichische Bauingenieur Alois Miesbach die staatliche Ziegelei am Wienerberg im Süden Wiens.
  • 200 Jahre später hat die Wienerberger AG gruppenweit 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und gilt als weltgrößter Ziegelproduzent.
  • Mit gruppenweit 216 Produktionsstandorten erwirtschaftete Wienerberger im Jahr 2022 einen Rekordumsatz von rund fünf Milliarden Euro.
  • In einer Prognose für 2023 geht man bei Wienerberger davon aus, dass der Bereich Neubau weiter zurückgehen wird und der Markt für Renovierung und Sanierung (zuletzt 29 Prozent Umsatzanteil) eher stabil bleiben wird.
Credits Artikelbild: Wienerberger AG

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