Wohnung putzen und Regenwald retten in einem Aufwasch

Putzmittel aus Oliven und Flachs statt Palm- und Erdöl sowie Verpackung aus Recyclingmaterial? In Hallein wird die Klimabilanz von Reinigungsmitteln ökologisch „aufgeputzt“.   

Sauberkeit kann ziemlich schmutzig sein. Zumindest wenn man sie an ihrem ökologischen Fußabdruck misst. Konventionell hergestellte Putzmittel beinhalten nämlich üblicherweise waschaktive Substanzen, sogenannte Tenside, die – aus Kostengründen – auf Erdöl, tropischem Palmkernöl und in geringerem Maße Kokosöl basieren. Diese Rohstoffe sind in einem Fall nicht erneuerbar, in den anderen Fällen geht der Pflanzenanbau auf Kosten der Biodiversität im Regenwald. Beides also wenig nachhaltig.

Aber es gibt Alternativen. An seinem österreichischen Standort in Hallein produziert das deutsche Unternehmen Werner & Mertz unter dem Markendach von „Frosch“ beispielsweise Reinigungsmittel, die auf Wirkstoffe wie Essig, Zitrone oder Soda zurückgreifen. Dafür kommen Tenside aus nachwachsenden, pflanzlichen Quellen aus Europa zum Einsatz.    

Rapsfeld
Nachwachsender Rohstoff für Reinigungsmittel: Raps eignet sich hervorragend für Tenside.

Raps statt Regenwald

Raps, Oliven, Flachs und Sonnenblumen eignen sich dafür bestens. Das Raps- und Sonnenblumenöl kommt aus Ländern wie Deutschland, Polen oder Frankreich. Das Leinöl stammt aus Flachsanbau in Frankreich sowie Belgien. Das Olivenöl wird von Anbaugebieten in Spanien, Italien und Griechenland bezogen. Wichtig dabei ist, dass keines der verwendeten Öle in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht.

Werner & Mertz erhöht den Anteil der europäischen Ölpflanzen in seinen Reinigungsmitteln kontinuierlich. Völlig ohne die verpönten Inhaltsstoffe aus Übersee geht es bis dato nämlich noch nicht. Bis es so weit ist, finden in den Frosch-Produkten zwar weiterhin kleine Anteile an Kokos- oder Palmkernöl Verwendung. Frosch unterstützt dabei aber den „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ (RSPO) für einen nachhaltigeren Anbau von Palmöl.

Schaum ist nicht gleich Schaum

Ziel ist es, langfristig alle Tenside aus europäischen Ölpflanzen zu gewinnen. Dafür brauchte es jedoch einigen Forschungs- und Entwicklungsaufwand, für den das Familienunternehmen das Projekt „Initiative europäische Tenside“ ins Leben rief.

Knifflig wird’s nämlich beispielsweise bei der richtigen Rezeptur: Pflanzenöle aus gemäßigten Klimazonen sind anders zusammengesetzt als solche aus den Tropen, 1:1 übernehmen lassen sich die gängigen Rezepturen von Haushalts- und Pflegemitteln deshalb nicht.

Flaschen aus Altplastik

Eine weitere Kerninitiative Richtung Nachhaltigkeit ist die „Initiative Frosch“, die ins Leben gerufen wurde, um die Umweltaktivitäten der Marke zu bündeln und transparent zu kommunizieren. Die Initiative umfasst verschiedene Projekte und Maßnahmen, darunter die Reduzierung von CO2-Emissionen, den Schutz von Gewässern und die Förderung von Recycling.

Die Geschäftsführung von Werner & Mertz Hallein.
Die Geschäftsführung von Werner & Mertz Hallein.Foto: Werner & Mertz

So bestehen bei Werner & Mertz sämtliche Flaschen bereits seit 2014 zu 100 Prozent aus Altplastik, also wiederverwertet oder kreislauffähig. Jüngste Entwicklung des Wasch-, Putz- und Reinigungsmittelherstellers sind Sprühköpfe, die erstmals vollständig aus wiederverwertetem Altkunststoff bestehen.

Neue Pumpe verringert Müllberg

Die Herausforderung: Im Vergleich zu Neuwarenkunststoffen haben die deutlich weicheren Rezyklate andere technische Eigenschaften. Sie mussten durch eine völlig neuartige Pumpenkonstruktion kompensiert werden.

Außerdem konnte die Sprühpumpe gewichtsmäßig optimiert und – dank auf das jeweilige Reinigungsmittel angepassten Düsenoptionen – noch leistungsfähiger als das Vorgängermodell gemacht werden. Jetzt schafft sie mindestens 5.000 Pumpstöße. Das entspricht mehr als elf Refills einer Frosch-Originalflasche. Ein Meilenstein. Denn hunderte Millionen Tonnen solcher Sprühköpfe werden bislang jährlich weggeworfen. Jetzt wird es beim Putzen nicht nur sauber, es wird auch ökologisch unbedenklich.

GUT ZU WISSEN

  • Werner & Mertz Hallein wurde 1953 als zweiter Produktionsstandort gegründet und zählt heute rund 160 Mitarbeitende.
  • Als familiengeleitete und mittelständische Unternehmensgruppe gehört es zu den führenden Produzenten am internationalen Wasch-, Pflege- und Reinigungsmarkt.
  • 1988 brachte man mit der Marke Frosch den ersten umweltfreundlichen Reiniger auf den Markt.

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