Miba EBG Widerstände Produktion

Widerstand nicht zwecklos

Die Energiewende lässt die Nachfrage nach Elektronikbauteilen wachsen. Davon profitieren auch österreichische Unternehmen. So stecken weltweit in neun von zehn Windkraftanlagen Widerstände aus Österreich. Für E-Autos kommen jetzt Hochleistungsbatterien dazu.

Endlich einen Parkplatz gefunden. Das E-Auto reingelenkt und abgestellt. Binnen zwei bis vier Sekunden wird die Spannung in der Antriebszelle von 400 beziehungsweise 800 Volt auf 50 bis 60 Volt heruntergefahren. „Schuld“ daran sind Widerstände aus der Südoststeiermark.

Bei EBG Resistors in Kirchbach hat man sich auf die Entwicklung und Fertigung von Leistungs- und Hochspannungswiderständen spezialisiert. Die Rohstoffe dafür kommen aus Europa, Asien und Indien. Die fertigen Bauteile selbst stecken nicht nur in den Modellen namhafter deutscher und asiatischer Automarken, sondern unter anderem auch in Flugzeugturbinen und Flusskraftwerken, in Schiffen und Baumaschinen, in Messtechnik und medizinischen Geräten sowie in 90 Prozent aller Windkraftanlagen.

Widerstände für Windkraftanlagen 

Dort sorgen neben den Widerständen Fräsanlagen von Miba für ein sicheres Aufstellen der langen Turmrohre und in weiterer Folge Gleitlager und Reibbeläge für ein sicheres Abbremsen der tonnenschweren Rotorblätter. In Offshore-Windparks geht es wiederum darum, Teile zu liefern, um den Strom möglichst verlustarm vom Meer an Land zu bekommen und eventuell zwischenzuspeichern. „Allein im vergangenen Geschäftsjahr haben sich unsere Umsätze mit Technologien für die Windkraft mehr als verdoppelt“, sagt Mitterbauer. 

Die Nachfrage nach den dafür notwendigen Kleinkomponenten wächst. „Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Alternativenergien und der Elektromobilität steigt entlang der gesamten Energie-Wertschöpfungskette der Bedarf“, bestätigt Peter Mitterbauer, Vorstandsvorsitzender des Industriekonzerns Miba mit Stammsitz in Laakirchen in Oberösterreich. Seit 2010 ist die südoststeirische EBG Resistors Teil der Unternehmensgruppe.

Standort wird „verdoppelt“

Allein bei der EBG hat sich in den vergangenen fünf Jahren der Umsatz von 18 auf fast 37 Millionen Euro mehr als verdoppelt, der Beschäftigtenstand ist von 48 auf 180 angewachsen. Schon vor zwei Jahren wurden in Kirchbach mehr als zwei Millionen Euro in eine Fertigungsstraße für E-Mobility-Produkte investiert. Jetzt wird die Produktionsfläche erneut ausgebaut. Der EBG-Standort wird bis Jahresende von 3.000 auf 6.300 Quadratmeter vergrößert. 40 neue Arbeitsplätze entstehen. Im Sinne der Effizienzsteigerung übersiedelt auch die Produktion aus dem seit 2015 betriebenen Außenstandort in St. Stefan im Rosental wieder zurück.

Miba EBG Widerstände Produktion
Beim Miba-Tochterunternehmen EBG in der Südoststeiermark werden Widerstände für die Energie- und Automobilwirtschaft produziert.Foto: Höfler

Der Ausbau steht beispielgebend für den Wachstumskurs der Miba. Der Umsatz hat sich binnen fünfzehn Jahren fast verdreifacht. Das Ende der Fahnenstange soll damit aber noch nicht erreicht sein. In den kommenden vier Jahren will man den Konzernumsatz von aktuell 1,1 auf 1,5 Milliarden Euro in die Höhe schrauben. Dafür wird permanent investiert. Allein im letzten Geschäftsjahr waren es rund 100 Millionen Euro.

„Superbatterie“ für 10.000 Autos

So ist seit September 2022 in Bad Leonfelden ein eigenes Batterieproduktionswerk in Betrieb, in dem Akkumodule vorrangig für einen italienischen E-Autobauer entwickelt und erzeugt werden. Die Produktionskapazität der vollautomatisierten Fertigungslinie liegt bei jährlich rund 50 Millionen Batteriezellen, die zu 20.000 Batteriesystemen verarbeitet werden. Hochgerechnet könnten mit dieser Menge rund 10.000 Elektroautos der Mittelklasse ausgestattet werden.

Die Batterien selbst warten mit neuen Spitzenwerten auf: Dank Schnellladefähigkeit sollen die Batterien in Rekordzeit geladen werden können, eine Spitzenspannung von 926 Volt wird bei 120 kW eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern ermöglichen.

Parallel liegt der Fokus des Projekts auf Nachhaltigkeit und konzentriert sich daher auf die Reparierbarkeit und Langlebigkeit der Batterien sowie des gesamten Fahrzeugs. Ziel ist es, mit der maßgeschneiderten Batterie nicht nur die Reichweite und den Wirkungsgrad zu optimieren, sondern gleichzeitig Gewicht zu sparen. Außerdem könnten diese Fahrzeugbatterien auch als Zwischenspeicher für Sonnenenergie taugen.

Vom Schlosser zum Patente-Kaiser

Aber nicht nur die Automobilindustrie profitiert von dieser Innovation. Die Batteriespeicher können auch auf Baustellen die Dieselgeneratoren ablösen, bei Open Airs den Strom für die Soundanlage liefern oder künftig als Speicher für Photovoltaikanlagen dienen. An Ideen mangelt es nicht.

Allein im vergangenen Jahr hat man 32 Patente neu angemeldet. Mit insgesamt 392 Patenten zählt man zu den Top 3 der innovativsten Unternehmen Österreichs. Die F&E-Quote der Gruppe liegt bei vier Prozent. Lernen und Weiterbildungen sind weitere Fixpfeiler der Qualitätssicherung. Neben der Lehrlingsausbildung bietet man eine eigene Leadership Academy.

Peter Mitterbauer Miba
Peter Mitterbauer, Vorstandsvorsitzender der Miba: Der Umsatz der Unternehmensgruppe soll auf 1,5 Milliarden Euro anwachsen.Foto: Miba | Wakolbinger

„Die Geschichte unseres Unternehmens ist maßgeblich durch Forschung und Entwicklung getrieben“, unterstreicht Mitterbauer. So hat der Großvater Mitterbauers das Unternehmen als 21-Jähriger aus einer kleinen Schlosserwerkstatt heraus gegründet. Als Lehrling hatte er Ende der 1940er-Jahre bestimmte Ersatzteile nicht mehr am Markt vorgefunden — und daher begonnen, die Gleitlager einfach selbst herzustellen.

GUT ZU WISSEN

  • Die Miba betreibt 29 Standorte weltweit, 26 davon in Österreich.
  • Man beschäftigt insgesamt 7.800 Mitarbeiter:innen, 2.700 davon in Österreich, den Rest in den USA, Asien und Südamerika.
  • Der Umsatz betrug zuletzt (22/23) 1,1 Milliarden Euro; 59 Prozent davon werden im Industriegütergeschäft erwirtschaftet, 41 Prozent im Automotive-Segment.
Credits Artikelbild: Höfler
Lichtblick

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