Legero United

Wie ein Schuh die Welt verbessert

Hinter den international erfolgreichen Schuhmarken superfit, legero und THINK! steckt der österreichische Schuhhersteller legero united. Und das Familienunternehmen geht noch einen Schritt weiter: Bald soll ein biologisch abbaubarer Schuh auf den Markt kommen.

Bei den Römern gab es sie noch: die Unterscheidung zwischen rechtem und linkem Schuh. Schon damals nahm man den Mehraufwand in Kauf und wurde dafür mit einem angenehmeren Tragekomfort belohnt. Dieser ging jedoch mit Untergang des Römischen Reichs verloren. Zumindest vorübergehend. Spätere Schuhmacher fertigten nur noch symmetrische Schuhe an, die sich erst durch langes Tragen dem Fuß anpassten. Klingt schmerzhaft? War es auch. Außer man gehörte dem Adel an und konnte sich seine Schuhe von Bediensteten einlaufen lassen.

Ein Schuh für alle Fälle

Worauf ich mit dieser Anekdote hinauswill? Sie unterstreicht, wie viel sich in der Schuhbranche getan hat und wie sehr die Ansprüche gewachsen sind. Heute müssen die Materialien isolieren und gleichzeitig atmungsaktiv sein. Der Schuh darf nicht drücken, rutschen soll man darin aber auch nicht. Er muss perfekt verarbeitet sowie fair produziert sein und obendrein einen möglichst niedrigen CO2-Fußabdruck hinterlassen. Ach ja, und schön aussehen sollte er natürlich auch noch.

Das Executive Board von legero united. V.r.n.l.: Stefan Stolitzka, Eigentümer und CEO, Morten Bay Jensen, COO und Alenka Klarica, CCO.Foto: Legero United

Der österreichische Schuhhersteller legero united möchte all diesen Anforderungen gerecht werden und mit seinen Sneakers, Sandalen und Ballerinas den Spagat zwischen Alltagstauglichkeit und Design, Komfort und Nachhaltigkeit schaffen. Und das mit Erfolg. Denn das Unternehmen, das heuer sein 150-jähriges Jubiläum feiert, vertreibt seine Marken mittlerweile in mehr als 40 Ländern. Allein im Vorjahr konnte legero united trotz Corona rund sechs Millionen Paar Schuhe verkaufen. „Wie auch in vielen anderen Branchen, haben die zahlreichen Lockdowns und eine generell eingetrübte Konsumfreude vor allem den stationären Schuhhandel getroffen, während der Online-Handel zugelegt hat. legero united ist aber sehr gut durch die Pandemie gekommen, weil wir uns frühzeitig auch im digitalen Handel gut aufgestellt haben. Vor allem unsere Kinderschuhmarke superfit, die den größten Anteil unserer verkauften Paar Schuhe ausmacht, hat sich trotz Pandemie erfolgreich entwickelt“, zieht Alenka Klarica, CCO von legero united, eine positive Bilanz. 

Zahlreiche Modelle der Marken legero, superfit und Think! wurden bereits mit dem Österreichische Umweltzeichen oder dem Blauen Engel ausgezeichnet.Foto: Legero United

Immer einen Schritt voraus

Doch der Weg zum perfekten Paar Schuhe ist kein leichter. Zwischen 90 und 200 Arbeitsschritte sind dafür nötig, ebenso wie Schuhmacherinnen und Schuhmacher, die nicht nur ihr Handwerk verstehen, sondern auch technisch und digital versiert sind. Schließlich möchte man mit der Zeit gehen. Oder dieser im Idealfall sogar voraus sein. „Wir haben als einer der Ersten unserer Branche das Produktdesign digitalisiert. Zunächst werden in der hauseigenen Entwicklungsabteilung beispielsweise Prototypen erstellt. Mittels CAD-Programmen, 3D-Druck, 3D-Scannern und modernsten CNC-Fräsmaschinen werden unsere Ideen und Anpassungen dann umgehend umgesetzt. Und genau in diesen Bereichen braucht es heute entsprechendes Know-how als Schuhmacherin und Schuhmacher. Wir sind überzeugt, dass das Wissen um das Handwerk nicht ersetzt werden kann. Die Digitalisierung wirkt aber unterstützend und hilft uns, Ressourcen zu sparen, flexibler zu sein und unsere Qualität stetig zu verbessern“, sagt Alenka Klarica.

Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft

Immerhin müssen die Produkte nicht nur den Anforderungen, die der Gesetzgeber oder Qualitätssiegel vorschreiben, entsprechen, sondern auch den Standards, die man sich selbst gesetzt hat. Und die liegen weit darüber. Denn die Nachhaltigkeitsagenda des Unternehmens ist ambitioniert, bis 2030 möchte man CO2-neutral sein. Deshalb nehme man unter anderem am HIGG-Index teil, der die Nachhaltigkeit der Produkte entlang der gesamten Lieferkette bewertet und Hinweise für weitere Maßnahmen gibt.

Legero United
Der Campus in Feldkirchen bei Graz ist seit 2020 das neue Headquarter von legero united. Foto: legero united

Mit dem hochmodernen Headquarter in Feldkirchen bei Graz, das 2020 bezogen wurde, gelingt es dank einer hocheffizienten Geothermie-Anlage schon jetzt, rund 48 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen. Damit ist der CO2-Fußabdruck des Firmensitzes in Betrieb um rund 28 Prozent niedriger als der eines modernen Standardgebäudes. Die Richtung stimmt also. Das belegen die Zahlen, aber auch die Preise, die der Campus, so der Name des ringförmigen Gebäudekomplexes, für die herausragende nachhaltige Architektur bereits gewonnen hat. Aber auch viele Schuhmodelle wurden mehrfach ausgezeichnet. Think! etwa war die erste Schuhmarke, die den Blauen Engel und das Österreichische Umweltzeichen für ihre Modelle erhielt, und 2020 war superfit die erste Kinderschuhmarke, der das Österreichische Umweltzeichen verliehen wurde.

Der perfekte Schuh: biologisch abbaubar und schadstofffrei

Damit gibt man sich bei legero united jedoch nicht zufrieden. Aktuell treibt der Konzern die Entwicklung von biologisch abbaubaren und schadstofffreien Schuhen voran. „Mit unserer Entwicklungsplattform VIOS bearbeiten wir das Thema Nachhaltigkeit holistisch und wissenschaftlich fundiert. Ziel ist es, maximal nachhaltiges Material für die Fertigung von Schuhen zu gewährleisten. Um die Vision eines 100 % kompostierbaren Schuhs vollständig umzusetzen, sind weitere Forschungsarbeit und noch etwas Zeit nötig. Aber wie der Name VIOS schon sagt: Wir befinden uns auf dem Weg dorthin“, zeigt sich Alenka Klarica zuversichtlich und setzt damit einen wichtigen Schritt für eine nachhaltige Zukunft.

Über legero united:

Gegründet wurde das Unternehmen 1872 von der Familie Strakosch in Wien. Otto Strakosch galt damals als der „König der Schuhmacher“, seine kunstvoll bestickten Damenschuhe aus feinster Seide wurden in die ganze Welt geliefert. Heute werden unter dem Dach von legero united für die drei Marken superfit (Kinderschuhe), legero (Damenschuhe) und Think! (Pionier in Sachen Nachhaltigkeit) Schuhe entwickelt, hergestellt und in 42 Ländern vertrieben. Das Team besteht aus rund 2.000 SchuhmacherInnen aus 40 Nationen. Das Unternehmen hat Standorte in Österreich (Feldkirch bei Graz und Kopfing in Oberösterreich), Ungarn, Rumänien und Indien. Letztes Jahr verkaufte legero united sechs Millionen Paar Schuhe und machte einen Bruttoumsatz von 180 Millionen Euro.

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