Austria Email Warmwasser

Wie eine App das Warmwasser steuert

Wir verbrauchen fast 50 Liter Warmwasser pro Tag. Um den dafür notwendigen Energieaufwand zu optimieren, sind „mitdenkende“ Boiler am Markt. Produziert werden sie unter anderem in der Obersteiermark.

Im Sommer an den Winter denken? In der Hitze liegend sich Gedanken über das Heizen machen? Fällt vielleicht schwer, wäre aber nachhaltig. Denn die hohen Temperaturen werden wieder gehen – die hohen Energiepreise aber bleiben. Das rückt energieeffiziente Heizungs- und Warmwassersysteme in den Fokus, auf die sich die Austria Email AG spezialisiert hat.

Tatsächlich steigt die Nachfrage nach entsprechenden Anlagen kontinuierlich. Das spiegelt sich auch in aktuellen Geschäftszahlen des Unternehmens mit Hauptsitz im obersteirischen Knittelfeld wider: Der Jahresumsatz stieg gegenüber 2021 im vergangenen Jahr um 31,5 Prozent auf 124,8 Millionen Euro. Spannt man den Vergleichszeitrahmen weiter auf, zeigt sich eine Verdoppelung in den letzten fünf Jahren.

Austria Email investiert in Ausbau

In den Jahren 2021 und 2022 konnte das Unternehmen jeweils Produktionsrekorde verzeichnen. Allein im vergangenen Jahr wurden insgesamt 195.000 Speicher gefertigt. Um die steigende Nachfrage stillen zu können und längeren Lieferzeiten und Kapazitätsengpässen entgegenzusteuern, wurden 2022 rund sieben Millionen Euro investiert, heuer werden es acht Millionen Euro sein, die in eine zusätzliche Produktionslinie für Pufferspeicher fließen. Damit wird die Fertigungskapazität für Pufferspeicher verdoppelt. Mit Oktober ist die Inbetriebnahme vorgesehen.

Martin Hagleitner Austria Email
Martin Hagleitner, CEO von Austria Email: „Wir stehen nicht nur vor einem Sanierungsstau, sondern auch vor einem Reformstau.“Foto: Austria Email | Hörmandinger

Befeuert wird dieser Trend durch nationale und EU-weite Programme zur Sanierungsförderung für Heizungs- und Speichertechnik. So läuft das staatliche Programm „Raus aus Öl und Gas“ vorerst bis 2026, ergänzt durch diverse Förderungen auf Landes- und teilweise auch Gemeindeebene. Vor allem aber sind es auch Innovationen, die den Absatz ankurbeln. So sind Boiler am Markt, die – um Kosten zu sparen – „mitdenken“.

Kälteres Warmwasser

Wie das funktioniert? Indem der Warmwasseraufbereiter wie eine „grüne Batterie“ funktioniert und Wasser vorzugsweise dann erhitzt, wenn es den günstigsten Strom gibt. Oder indem die Elektronik im Hintergrund die Wassermenge laufend für die jeweils letzten zehn Tage abschätzt. Die Anpassung erfolgt schrittweise: plus ein Grad, wenn an drei von zehn Tagen mehr Warmwasser verbraucht wird, und minus ein halbes Grad, wenn in der Zeitspanne weniger Warmwasser verbraucht wird.

Diese individuelle Anpassung an das Nutzer:innenverhalten reduziert den Energieverbrauch und somit die Betriebskosten. Wird beispielsweise die Maximaltemperatur von 65 auf 62 Grad abgesenkt, bringt das eine Energieersparnis von sieben Prozent, rechnet man bei Austria Email vor. Bei einer Reduktion von 65 auf 58 Grad sind es sogar 15 Prozent.

48 Liter Warmwasser pro Tag

Nicht wenig – vor allem, wenn man sich den Skalierungseffekt vor Augen hält. So hat der Warmwasserverbrauch pro Person einen Anteil von 25 bis 40 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs. Bei einem durchschnittlichen Gesamtverbrauch an Wasser von 121 Litern pro Tag sind das 30 bis 48 Liter.

„Bei der neuesten Gerätegeneration lassen sich Temperatur und Betriebsmodus zudem dank WiFi-Anbindung via App einfach über ein Smartphone oder ein Tablet von überall aus einstellen und somit flexibel steuern“, erläutert Martin Hagleitner, CEO von Austria Email.

App liefert Energiekonsumdaten

Hat man beispielsweise im Urlaub vergessen, den Abwesenheitsmodus einzustellen, kann dies bequem über die App erledigt werden, oder man verlängert bzw. verkürzt die Abwesenheitszeit und genießt beim Heimkommen warmes Wasser. Die App liefert zudem einen akkuraten und fortlaufenden Überblick zum Energieverbrauch.

Ein Wechsel auf einen dieser smarten Warmwasserspeicher ist demnach eine einfache Maßnahme, um ohne großen Aufwand sofort Einsparungen beim Energieverbrauch zu erzielen. Vor allem auch, weil viele alte Anlagen unter massiver Verkalkung leiden. Diese Ablagerungen führen zu einer zwanzig Prozent längerer Aufheizzeit, weniger nutzbarem Volumen sowie zu Belastungen des Heizstabes durch die Kalkschicht.

Austria Email Knittelfeld
Austria Email-Standort in Knittelfeld. Über 400 Mitarbeiter:innen sind hier beschäftigt.Foto: Austria Email

Das Sanierungspotenzial ist angesichts des Altbestands enorm. „Wir stehen nicht nur vor einem Sanierungsstau, sondern auch vor einem Reformstau“, warnt Hagleitner in diesem Zusammenhang. Bei allen ambitionierten Zielen und Vorgaben brauche es praxistaugliche und leistbare Möglichkeiten zur Umsetzung. „Dazu sind auch Übergangsfristen und Brückentechnologien für den Umstieg auf erneuerbare Energieträger notwendig, damit der Weg in eine klimaneutrale Zukunft überhaupt gelingt.“

GUT ZU WISSEN

  • Die Austria Email AG fertigt und vertreibt energieeffiziente Qualitätsprodukte, von Warmwasserbereitern bis zu Wärmepumpen.
  • Der Beschäftigtenstand ist von 429 im Jahr 2021 auf 462 Mitarbeiter:innen im Jahr 2022 gestiegen. Aktuell sucht man weiter Verstärkung.
  • 2022 wurde ein EGT von 9,3 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Gewinn ist gegenüber 2021 gleichbleibend, da Kostensteigerungen nicht in vollem Umfang an die Kund:innen weitergegeben werden. Kostentreibend wirken umgekehrt die Inflation, gestiegene Energie- und Materialkosten, die Sicherung von Gasreserven für die Produktion, aber auch die kollektivvertragliche Anhebung der Gehälter sowie zugekaufte Leistungen wegen Kapazitätsengpässen.
  • Austria Email ist als österreichischer Marktführer in den Verbund der Groupe Atlantic eingebunden. Die 1968 gegründete Groupe Atlantic ist ein französischer Familienkonzern mit mehr als 13.000 Beschäftigten in 31 Werken weltweit. Sie erzielte 2022 einen Umsatz von rund drei Milliarden Euro.

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