Grüne Energietechnologie

Wie Energietechnologie das Wachstum antreibt

Der Markt für Energietechnologie wird bis 2030 auf rund 606 Milliarden Euro jährlich und damit auf das Dreifache des aktuellen Wertes wachsen. Dafür müsste allerdings eine Voraussetzung erfüllt werden.

Der jüngste Bericht des Weltklimarates lässt keinen Platz für Zweifel. Drastische Maßnahmen werden gefordert, um den CO2-Ausstoß zu verringern, denn der Klimawandel schreite schneller voran als zunächst gedacht. „Das Tempo und der Umfang der bisherigen Maßnahmen sowie die derzeitigen Pläne sind unzureichend, um den Klimawandel zu bekämpfen“, warnen die Wissenschafter:innen. 

Um die Zunahme der Temperatur auf 1,5 °C oder maximal 2 °C zu beschränken, müssten noch in diesem Jahrzehnt die Treibhausgasemissionen in allen Sektoren drastisch reduziert werden. Durch eine „tiefgreifende, schnelle und anhaltende Verringerung der Emissionen“ könne die internationale Gemeinschaft aber „eine sichtbare Verlangsamung der Erderwärmung“ erreichen.

Energietechnologie um 606 Milliarden Euro

Ein wesentlicher Hebel dafür sind die Entwicklung und der verstärkte Einsatz entsprechender Energietechnologien. Darin liegt ein enormes Wachstumspotenzial für die Industrie. So wird laut einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) der Markt für saubere Technologien bis zum Jahr 2030 um das Dreifache des aktuellen Werts auf rund 606 Milliarden Euro wachsen.

Grüne Energie Next generation
Beidseitiges Wachstumspotenzial: Der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energiequellen wie Windkraft sorgt für mehr Arbeitsplätze für künftigen Expert:innen.Foto: adobe stock | Halfpoint

Damit verbunden wäre auch ein spürbarer Impuls am Jobmarkt. So geht die IEA davon aus, dass durch die Energiewende 14 Millionen neue Arbeitsplätze im Zusammenhang mit sauberen Energietechnologien geschaffen werden, während parallel im Sektor der fossilen Brennstoffe fünf Millionen Jobs wegfallen. Mehr als die Hälfte der neuen Arbeitsplätze seien mit Elektrofahrzeugen, Solaranlagen, Windkraftanlagen und Wärmepumpen verbunden. Und angesichts der fortschreitenden Energiewende ist vorerst kein Ende des Personalbedarfs in Sicht.

Pioniere aus Österreich

Österreichische Unternehmen gehören diesbezüglich zu den internationalen Markt- beziehungsweise Innovationsführern. So wird die Stahlproduktion bei voestalpine ab 2050 klimaneutral ablaufen. Aktuell läuft der Umbau der Energieversorgung von Kohle auf Strom beziehungsweise Wasserstoff. Das oberösterreichische Unternehmen Linsinger setzt bei Schienenwartungsarbeiten bereits auf eine eigens entwickelte Maschine, die mit Wasserstoff betrieben wird

In Brixlegg wird Kupfer mit dem weltweit niedrigsten CO2-Abdruck produziert, in Salzburg emissionsreduziert Zement produziert. Das oststeirische Unternehmen Binder+Co, 1894 als Maschinenproduzent gegründet, ist heute unter anderem auf sensorgestützte Sortierung, hier insbesondere auf Glas- und Metallrecycling, spezialisiert. Und in einem niederösterreichischen Kraftwerk wird Industrieklärschlamm zur Energiequelle

Umwelttechnik sorgt für 51.500 Arbeitsplätze

Laut dem Bericht „Österreichische Umwelttechnik-Wirtschaft“ setzte die heimische Umwelttechnikwirtschaft allein 2019 rund 15,24 Milliarden Euro um. Insgesamt schaffen 1.080 Industrie- und 1.652 Dienstleistungsunternehmen mit ihren umwelttechnischen Tätigkeiten 51.500 Arbeitsplätze. Die Branche wächst demnach durchschnittlich um sechs Prozent. Zuletzt gingen insgesamt dreißig Prozent des Wirtschaftswachstums auf Innovation und damit die Industrie zurück. 

ENERGIEBEREICH ALS JOBMOTOR

  • Laut Berechnungen der Internationalen Energieagentur (IEA) waren im Jahr 2019 über 65 Millionen Menschen im Energiezweig tätig – das entspricht zwei Prozent der weltweiten Beschäftigung.
  • Diese verteilten sich recht gleichmäßig auf die Energieversorgung (Kohle, Öl, Gas und Bioenergie) mit 21 Millionen), den Energiesektor (Erzeugung, Übertragung, Verteilung und Speicherung) mit 20 Millionen sowie Energieendanwendungen (v. a. Fahrzeugbau und Energieeffizienz) mit 24 Millionen.
  • Laut Schätzungen der IEA ist die weltweite Beschäftigung im Energiebereich zwischen 2019 und 2021 um 1,3 Millionen Beschäftigte gestiegen. Für 2022 wurde ein weiterer Zuwachs von sechs Prozent prognostiziert, womit die Marke von 70 Millionen Arbeitskräften geknackt würde. Nahezu alle neuen Arbeitsplätze entstanden im Bereich der erneuerbaren Energien.

Um diese Schlagkraft abzusichern und auszubauen, wurde im vergangenen Herbst ein Transformationsfonds beschlossen. Demnach stellt die öffentliche Hand bis 2030 5,7 Milliarden Euro für Maßnahmen zu Verfügung, die Produktionswerke klimaneutral machen. „Nur so können wir unsere Wettbewerbsfähigkeit auch auf internationaler Ebene erhalten“, unterstrich Wirtschaftsminister Martin Kocher damals.

Enorme Abhängigkeit von China

Der globale Markt bleibt indes hart umkämpft. So warnt die IEA weiterhin vor Risiken in den derzeitigen Versorgungsketten. Es gebe eine Abhängigkeit von wenigen Ländern beim Abbau und der Verarbeitung von Ressourcen sowie bei der Herstellung umweltfreundlicher Energie – sowohl bei der Technologie als auch bei den dafür benötigten Materialien.

WENDEPUNKT DER WELTWIRTSCHAFT

  • Seit Beginn der Industriellen Revolution im 18. Jahrhundert ist mit der globalen Wirtschaftsleistung auch stets die Nutzung fossiler Energieträger angestiegen. Die Umkehr dieses Trends bei fortgesetzter Expansion der Weltwirtschaft wird einen entscheidenden Wendepunkt der Energiegeschichte darstellen. 
  • Seit Jahrzehnten hält sich der Anteil der fossilen Energieträger am globalen Energiemix hartnäckig bei rund 80 Prozent. Werden alle angekündigten Maßnahmen umgesetzt, sinkt er bis 2030 allerdings laut IEA-Szenario auf unter 75 Prozent. Zwanzig Jahre später würde nur noch knapp über 60 Prozent liegen.
  • Die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen erreichen demnach 2025 bei 37 Gigatonnen pro Jahr ihren Höhepunkt und gehen dann bis 2050 auf 32 Gigatonnen zurück.

Bei Solarmodulen, Windkraftanlagen und Batterien für Elektrofahrzeuge entfallen beispielsweise mindestens 70 Prozent der Produktionskapazitäten auf die drei größten Herstellerländer, allen voran China. Bis 2030 könnte China beispielsweise allein den gesamten Weltmarkt für PV-Solarmodule, ein Drittel des Weltmarktes für Elektrolyseure und 90 Prozent der weltweiten Batterien für Elektrofahrzeuge beliefern.

Batteriepreise steigen

Gleichzeitig konzentriere sich ein Großteil des Abbaus kritischer Mineralien ebenfalls auf eine kleine Anzahl von Ländern. So werden beispielsweise allein in der Demokratischen Republik Kongo 70 Prozent des weltweiten Kobalts gefördert, und auf nur drei Länder entfallen mehr als 90 Prozent der weltweiten Lithiumproduktion. Diese Konzentration mache die gesamte Lieferkette anfällig, etwa für politische Entscheidungen und Naturkatastrophen.

Die steigenden Preise für Kobalt, Lithium und Nickel trieben laut IEA zuletzt die Batteriepreise um fast zehn Prozent in die Höhe. Auch die Kosten für Windturbinen außerhalb Chinas seien nach Jahren des Rückgangs gestiegen. Einen ähnlichen Trend gibt es bei Solaranlagen. Um Wachstum und Beschäftigung durch die Energiewende bei uns abzusichern und auszubauen, braucht es demnach auch in Sachen Versorgung und Verbrauch eine Trendwende.

Credits Artikelbild: adobe stock | 2ragon

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