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Augen auf – mein Scheinwerfer hat etwas zu sagen!

In nicht allzu ferner Zukunft werden Fahrzeuge autonom fahren, der Mensch wird zum Passagier oder zur Passagierin. Doch dafür sind intelligente Lichtsysteme nötig. Die ZKW Group mit Hauptsitz in Wieselburg arbeitet schon jetzt an Lösungen für morgen.

Kerzenschein mag bei der ersten Verabredung oder am 20. Hochzeitstag durchaus romantisch sein. In einem winddichten Kasten, der auf die Motorhaube montiert ist, bringt er hingegen herzlich wenig. Genau so sahen Ende des 19. Jahrhunderts aber die ersten Autoscheinwerfer aus. Wie weit die Sicht damit reichte, will man sich lieber nicht vorstellen. Umso verständlicher ist es, dass die meisten Menschen ihr Auto über Nacht in der Garage stehen ließen.

Heute sehen wir das bekanntlich anders. Denn mittlerweile erreichen lichtemittierende Dioden (LED oder Laser) die hunderttausendfache Kraft von Kerzenlicht. Wir geben uns aber nicht mehr damit zufrieden, dass Scheinwerfer nur die Sicht verbessern. Nein, sie müssen mehr können. Schlau sein. Mitdenken. Mit uns kommunizieren. Und genau hier kommt ZKW ins Spiel. Der Spezialist für Premium-Lichtsysteme und Elektronik mit Hauptsitz in Wieselburg ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wo die Reise dank intelligenter Lichtsysteme hingehen kann.

Nichts für Blender

Das [HD]mirrorZ-Lichtmodul zählt zu den neuesten Innovationen von ZKW und soll noch heuer auf den Straßen zu sehen sein. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es handelt sich dabei um ein digitales Lichtsystem, das nicht auf einem großen einteiligen Scheinwerferreflektor basiert, sondern auf einem Chip mit 1,3 Millionen winzigen Spiegeln, von denen jeder einzeln verstellbar ist. Die Steuerung erfolgt über eine von ZKW entwickelte Elektronik, die die Daten verschiedener Sensoren in Echtzeit verarbeitet und das Licht vollautomatisch und optimal an die Verkehrsverhältnisse anpasst – ohne dabei den Gegenverkehr zu blenden.

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Der Hauptsitz der ZKW Group befindet sich im niederösterreichischen Wieselburg. Weitere Standorte findet man in der Slowakei, in Tschechien, sowie in China, Indien, USA, Korea und Mexiko.Foto: ZKW Group

Darüber hinaus können auch hochaufgelöste Lichtbilder, etwa Warnsymbole, auf die Fahrbahn projiziert werden, um mit anderen VerkehrsteilnehmerInnen zu kommunizieren und potenzielle Gefahrenquellen, wie z. B. Wildwechsel, auszuleuchten. 2019 erhielt ZKW für diese Technologie mehrere Auszeichnungen, darunter auch den niederösterreichischen Innovationspreis, sowie eine Nominierung für den Staatspreis für Innovation.

Das Licht der Zukunft

Doch wie geht es weiter? Was muss Licht in Zukunft können? Und was haben Scheinwerfer mit Künstlicher Intelligenz (KI) und autonomen Fahrzeugen zu tun? Die Antworten liefert „Project Dragonfly“, eine neue Technologie, die ZKW gerade gemeinsam mit Partnerfirmen entwickelt und die noch einen Schritt weiter geht als [HD]mirrorZ. So soll sie nicht nur die Verkehrssicherheit erhöhen, sondern auch autonomes Fahren vorantreiben. Selbst im Dunkeln. Dabei kommen die Hauptscheinwerfer und Rückleuchten zum Einsatz, die an strategisch wichtigen Punkten angebracht sind, um mittels Sensoren eine 360-Grad-Sicht rund um das Fahrzeug zu ermöglichen – wie bei einer Libelle. Daher auch der Name.

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So könnte die Zukunft des Autofahrens schon bald aussehen. Denn mithilfe der innovativen Technologie „Project Dragonfly“ soll autonomes Fahren tatsächlich bald möglich sein.Foto: ZKW Group

Ins richtige Licht gerückt

Stellen wir uns dazu folgende Situation vor: Wir, oder besser gesagt unser Auto, fahren in der Nacht durch die Innenstadt. Plötzlich taucht am linken Straßenrand ein Objekt auf. Nehmen wir an, es handelt sich dabei um eine Fußgängerin, die die Straße überqueren möchte – nur kann die Kamera das im Dunkeln nicht erkennen. Deshalb sind neben hochauflösenden Kameras auch LiDAR-Sensoren (light detection and ranging) in den Hauptscheinwerfern integriert. Sie messen, ähnlich wie eine Radarpistole, mithilfe von Laserstrahlen den Abstand zum Objekt und die Geschwindigkeit und erzeugen so ein 3D-Bild.

Die KI gleicht dieses mit abgespeicherten Mustern ab, erkennt, dass das Objekt beleuchtet werden muss und erteilt dem Lichtmodul den Befehl, zusätzliche LEDs einzuschalten und auf das Objekt zu richten. Nun kann die KI die Fußgängerin identifizieren und ein Bremsmanöver einleiten. Das Auto bleibt rechtzeitig stehen und projiziert einen beleuchteten Zebrastreifen auf die Straße, damit die Frau diese unbeschadet überqueren kann. So das Zukunftsszenario …

Smartes Licht für bessere Kommunikation

Doch der virtuelle Zebrastreifen ist nur eine von vielen Möglichkeiten, um mit anderen VerkehrsteilnehmerInnen zu kommunizieren. Statt zu blinken, könnten Autos in Zukunft Pfeile auf die Straße projizieren, sie könnten vor sich öffnenden Türen oder vor scharfen Bremsvorgängen warnen.

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Damit das Licht der Zukunft auch einwandfrei funktioniert, wird es in aufwändigen Testszenarien freilich ganz genau unter die Lupe genommen.Foto: ZKW Group

Auf vier freigegebenen Strecken in Niederösterreich hat ein Dragonfly-Demofahrzeug bereits Testfahrten absolviert und bewiesen, dass dank der integrierten Sensoren und Kameras automatisierte Fahrfunktionen möglich sind. Schon in ein paar Jahren könnte die Dragonfly-Technologie auf den Markt kommen. Langfristiges Ziel ist es aber, das autonome Fahren voranzutreiben und damit einen entscheidenden Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit zu leisten. Wann es aber tatsächlich so weit ist, wird allein die Zukunft zeigen.

Gut zu wissen: 5 Stufen zum selbstfahrenden Fahrzeug

Level 1: Assistiertes Fahren

Das assistierte Fahren ist heute schon in vielen Autos Realität. Der Fahrer/die Fahrerin beherrscht zwar ständig das Fahrzeug und muss den Verkehr im Blick haben, wird aber durch einzelne Assistenzsysteme unterstützt. Ein Beispiel für Level 1 ist der Tempomat, der die eingestellte Geschwindigkeit so lange einhält, bis der Fahrer/die Fahrerin eingreift.

Level 2: Teilautomatisiertes Fahren

Beim teilautomatisierten Fahren kann der PKW manche Aufgaben für eine gewisse Zeit selbst ausführen. Ein Level-2-Fahrzeug kann etwa auf der Autobahn gleichzeitig die Spur halten, bremsen und beschleunigen. Auch der Überholassistent und das automatische Einparken sind Level-2-Funktionen.

Level 3: Hochautomatisiertes Fahren

In einem hochautomatisierten Fahrzeug übernimmt die Technik das Fahren, allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum und unter geeigneten Bedingungen, die vom Hersteller vorgegeben werden. Kommt es allerdings zu einer Ausnahmesituation (z. B. einer Baustelle), übernimmt der Mensch das Steuer.

Level 4: Vollautomatisiertes Fahren

Vollautomatisiertes Fahren ist die Vorstufe zum autonomen Fahren. Das Fahrzeug navigiert längere Strecken selbstständig und meistert auch komplexe innerstädtische Verkehrssituationen, während der Passagier/die Passagierin Zeitung lesen oder sogar ein kurzes Nickerchen machen kann. Er oder sie muss aber fahrtüchtig und in der Lage sein, im Notfall jederzeit einzugreifen.

Level 5: Autonomes Fahren

Letzteres fällt beim autonomen Fahren weg. Der Mensch ist nur noch Passagier oder fährt gar nicht mehr mit. Weder muss er oder sie fahrtüchtig sein noch einen Führerschein besitzen. Damit haben auch Lenkrad und Pedale ausgedient. Das Fahrzeug übernimmt alle Fahrfunktionen, ganz egal, wann und wo es unterwegs ist.

Über ZKW Group:

Die ZKW Group ist ein international tätiges Unternehmen und zählt weltweit zu den führenden Anbietern von Premium-Lichtsystemen und Elektronikmodulen für die Automobilindustrie.

  • Gegründet wurde das Unternehmen 1938 von Karl Zizala in Wien. Der Name setzt sich aus den Initialen des Gründers und W für Wien zusammen.
  • Die ZKW Group verfügt über zwölf Standorte in Europa, Amerika und Asien.
  • Hauptsitz ist in Wieselburg, Niederösterreich.
  • Seit 2018 ist ZKW eine 100%ige Tochter von LG.
  • MitarbeiterInnenzahl: ca. 10.000 (2020)
  • Umsatz: 1,03 Mrd. Euro (2020)
  • ZKW beliefert namhafte Automobilhersteller wie BMW, Porsche, Daimler, Audi, Ford, Volvo oder Jaguar.
Credits Artikelbild: ZKW Group

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