Zahlreiche Studien belegen, dass Unternehmen mit weiblichen Führungskräften innovativer, produktiver und erfolgreicher sind. Dennoch bleibt dieses Potenzial oft ungenutzt. Das Führungskräfteprogramm „Zukunft.Frauen“ soll Frauen auf dem Weg an die Spitze unterstützen.
Heute führen Roboter Operationen durch. 3D-Drucker spucken in gerade mal 100 Stunden ganze Häuser aus und Künstliche Intelligenz schreibt für unsere Kinder die Hausaufgaben. Noch bevor wir darüber nachdenken können, was alles möglich ist, erobern neue Technologien auch schon unseren Alltag. Das Tempo, das hier vorgelegt wird, ist atemberaubend, um nicht zu sagen unheimlich.
Wenn es um die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt geht, scheinen wir hingegen auf der Bremse zu stehen und über Jahrzehnte hinweg die gleichen Forderungen zu stellen. Der Wandel schreitet nur sehr langsam voran. Bis zur Familienrechtsreform im Jahr 1975 mussten Frauen sich zum Beispiel noch die Erlaubnis ihres Ehemannes einholen, um überhaupt arbeiten zu dürfen. 1990 wurde das Väterkarenzgesetz beschlossen. 1997 unterstützten knapp 665.000 Menschen das erste Frauenvolksbegehren „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Und wo stehen wir heute, fast 30 Jahre später?
Ungenutztes Potenzial
Frauen machen mittlerweile zwar rund die Hälfte der Erwerbstätigen aus, sie verdienen aber nach wie vor deutlich weniger als Männer. Und auch in der Führungsetage sind sie unterrepräsentiert. Von insgesamt 212 Positionen in den Vorstandsetagen börsenorientierter Unternehmen in Österreich waren heuer im Jänner nur 19 weiblich besetzt. Das entspricht einer Quote von rund neun Prozent. Damit liegen wir im EU-Vergleich auf dem vorletzten Platz. Lediglich Luxemburg weist mit 6 Prozent einen noch niedrigeren Frauenanteil auf.
Wenig Frauen, große Verluste
Dabei belegen zahlreiche Studien, dass gemischtgeschlechtlich geführte Betriebe im Schnitt erfolgreicher sind. So auch jene des Economica-Instituts, die besagt, dass Frauen in Führungspositionen einen positiven Effekt bei Werten wie Nachhaltigkeit, Chancengleichheit, Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen haben. Dies läge unter anderem daran, dass weibliche Führungskräfte im Job oft andere Motive oder Ziele als Männer hätten und beispielsweise Mitarbeiter:innen und langfristiges Wachstum in den Mittelpunkt stellen würden, statt auf kurzfristigen Profit zu setzen.
Ein höherer Frauenanteil in der Führungsetage wirkt sich im Schnitt aber auch positiv auf den finanziellen Erfolg von Unternehmen aus, heißt es in der Studie. Oder anders ausgedrückt: Nach Schätzungen des Economica-Instituts kostet diegeringe Präsenz von Frauen in Führungspositionen die marktorientierte heimische Wirtschaft mehr als 2,5 Milliarden Euro an Umsatz. Dadurch wird ein Wertschöpfungspotenzial von 674 Millionen Euro nicht genutzt.
In Zukunft mehr Frauen
Doch wie bekommt man mehr Frauen in die Chefetagen? Dafür braucht es eine Vielzahl an Maßnahmen. Dass die passenden Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschaffen werden, ist längst überfällig. Wichtig ist aber auch, Frauen zu ermutigen, sich für höhere Positionen zu bewerben. Genau hier setzt das Förderprogramm „Zukunft.Frauen“ an. Die gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft, der Wirtschaftskammer Österreich und der Industriellenvereinigung startete erstmals am 9. September 2010. Seither wurden 21 Durchgänge von 472 Frauen erfolgreich absolviert. Aktuell läuft der 22. Durchgang. Zielgruppe sind sowohl Frauen in Führungspositionen, die auf dem Weg ins Top-Management, den Vorstand bzw. den Aufsichtsrat sind, als auch selbstständige Frauen in leitender Funktion, die eine Aufsichtsratsposition anstreben.
Von insgesamt 212 Positionen in den Vorstandsetagen börsenorientierter Unternehmen in Österreich waren heuer im Jänner nur 19 weiblich besetzt. Das entspricht einer Quote von rund neun Prozent.
Führungskräfteprogramm und Datenbank
Das Programm besteht aus einem Mix aus Workshops, Mentoringprogrammen sowie zahlreichen Möglichkeiten, um Erfahrungen auszutauschen und sich ein Netzwerk aufzubauen. Dadurch sollen Absolventinnen das nötige Rüstzeug mitbekommen, um es bis ganz nach oben zu schaffen. Durch die Förderung qualifizierter Frauen möchte man aber auch eine Signalwirkung erzeugen und Unternehmen bzw. Entscheidungsträger:innen zu einem Umdenken bewegen.
Ergänzt wird die Ausbildung durch die öffentlich zugängige Aufsichtsrätinnendatenbank, in der bereits mehr als 830 Frauen registriert sind. Diese soll die Suche nach geeigneten Kandidatinnen für Aufsichtsratsfunktionen deutlich erleichtern. Auch das Wirtschaftsministerium greift auf diese Datenbank zurück. Eine ganze Reihe an Maßnahmen, die hoffentlich die aktuell noch immer große Geschlechterungerechtigkeit nicht erst übermorgen aus unserer Welt verbannt, sondern schon morgen.
👉 Frauen, die sich für das Führungskräfteprogramm interessieren, können sich übrigens noch bis zum 23. Mai unter www.zukunft-frauen.at bewerben.