AT&S Produktion

Zukunftsbausteine aus dem „Styricon Valley“

Die Elektronikindustrie gilt als ein Schlüssel zu mehr Energieeffizienz. AT&S spielt diesbezüglich in der weltweiten Champions League und baut seine Produktionskapazitäten aktuell massiv aus.

Wir brauchen effizientere Systeme in der Industrie und im Consumerbereich“, drängt AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer. Gerade die Elektronikindustrie sieht er diesbezüglich als einen wesentlichen Schlüssel, um die angepeilten Klimaschutzziele erreichen zu können. Kleinere, aber leistungsstärkere Mikrochips würden beispielsweise zu Prozessoptimierungen führen.

Dass die AT&S in diesem Segment weltweit federführend aktiv ist, schadet dem Geschäftserfolg des obersteirischen Technologieunternehmens nicht. „Wir sind richtig positioniert“, ist sich Gerstenmayer sicher. Auch wenn große Konzerne wie Apple oder Samsung zuletzt Rückgänge bei der Smartphone-Nachfrage und anderen Elektronikprodukten meldeten, bleibt er zuversichtlich: „Der Highend-Markt mit seinen hochwertigen mobilen Endgeräten ist robust.“

Corona als Booster für AT&S

Außerdem werde die Nachfrage nach Tablets und Notebooks wachsen. Diesbezüglich glich der Markt zuletzt einer Berg- und Talfahrt: Vor Corona gab es eine Abschwächung der Nachfrage. Dann kam die Pandemie und mit ihr ein Boom – der mittlerweile zwar schon wieder etwas abgeflacht sei. „Er wird mittelfristig aber wieder anziehen“, so Gerstenmayer. Denn schnellere Apps, die zunehmende Elektrifizierung in Fahrzeugen, der fortschreitende Transformation Richtung 5G-Standard in der Telekommunikation und der Trend zu Cloudcomputing  erfordern leistungsstärkere IC-Substrate.

Unter IC-Substraten versteht man kleine, vielschichtige Verbindungsplattformen zwischen Halbleitern (Chips) und Leiterplatten, in denen sämtliche Komponenten stark verkleinert verbaut und in einer integrierten Schaltung (IC) aufgebracht sind. Durch die Miniaturisierung können hochkomplexe Schaltungen von Mikroprozessoren und Speicherchips auf kleinsten Halbleiterplättchen verbaut werden.

700 neue MitarbeiterInnen in Leoben

Diese Substrate werden in weiterer Folge in ein Gehäuse „verpackt“. An derartigen Packaging-Lösungen wird unter anderem in der Unternehmenszentrale in Leoben-Hinterberg geforscht. Um 500 Millionen Euro wurde hier eine neue Fabrikhalle errichtet, inklusive zweier Reinräume und einem Forschungs- und Entwicklungszentrum. Noch heuer soll der Rohbau „wind- und wasserfest“ sein, um mit dem Innenausbau beginnen zu können. Ab April soll dann die Installation von Produktionsequipment abgeschlossen sein und im Herbst 2023 der Betrieb starten.

AT&S PCB-Production
IC-Substrate von AT&S sind in fast jedem Haushalt vertreten. Denn die Bauteile sind in Computerchips ebenso verbaut wie in Smartphones oder Autos.Foto: AT&S

Dafür werden 700 zusätzliche MitarbeiterInnen benötigt – 300 im Entwicklungsbereich und 400 in der Fertigung von IC-Substraten. „Wir liegen bei der Rekrutierung über Plan“, sagt Gerstenmayer. Das sorgt auch in der Umgebung des Headquarters im „Styricon Valley“ für Dynamik, weil Bedarf an Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen und Wohnraum entsteht.

Millioneninvestitionen in China und Malaysia

Die neuen IngenieurInnen selbst werden für Schulungszwecke unter anderem auch ins AT&S-Werk nach Chongqing geschickt. Künftig werden in Leoben-Hinterberg aber nicht nur IC-Substrate entwickelt und Kleinserien gebaut: „Wir bringen damit Technologie aus Asien wieder nach Europa zurück“, sagt Gerstenmayer. AT&S wird durch diesen Ausbau auch einer der führenden Anbieter von Advanced-Packaging-Varianten sein.

Großserien für den Weltmarkt werden am AT&S-Standort in China produziert. Insgesamt 1,2 Milliarden Euro wurden in den dreistufigen Ausbau des Werks in Chongqing investiert. Jetzt konzentriert man sich auf Malaysien, wo aktuell um 1,7 Milliarden Euro in Kulim ein Werk entsteht. Der Standort wurde aus einer Liste von weltweit 200 möglichen von AT&S als der zukunftsträchtigste „gecastet“, bis 2024 sollen hier 6.000 Arbeitsplätze entstehen. „Dort wäre aber noch mehr möglich“, sagt Gerstenmayer über etwaige weitere Ausbauphasen.

Neuer Umsatzrekord für AT&S

Neben dem Neubau in Leoben sind die asiatischen Standorte die tragenden Bausteine der ehrgeizigen Wachstumsstrategie. So will man im Geschäftsjahr 2025/26 einen Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro erzielen. Ein entscheidender Zwischenschritt auf diesem Erfolgspfad wurde bereits jetzt getätigt.

Erstmals kletterte der Halbjahresumsatz des weltweit führenden Technologieunternehmens der Hightech-Mikroelektronikbranche auf über eine Milliarde Euro. Die 1,07 Milliarden bedeuten ein Plus von 53 Prozent. Das EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) erhöhte sich um 141 Prozent von 131 Millionen auf 315 Millionen Euro. Ganz wird man das Expansionstempo aber nicht halten können. So wird man das ursprünglich angepeilte Ziel von 2,2 Milliarden Euro am Ende des Geschäftsjahres knapp nicht erreichen, glaubt AT&S-CEO Gerstenmayer.

GUT ZU WISSEN

  • Die AT&S (Austrian Technologie & Systemtechnik) wurde 1987 gegründet und gilt heute als weltweit führendes Unternehmen für die Herstellung von Leiterplatten und IC-Substraten für die Hightech-Mikroelektronikbranche.
  • Das Unternehmen ist börsenotiert, 64 Prozent befinden sich im Streubesitz, je 18 Prozent gehören Privatstiftungen der beiden Gründer Hannes Androsch und Willi Dörflinger.
  • Weltweit werden aktuell 15.600 Personen beschäftigt.
  • Im Geschäftsjahr 2022/2023 sind Investitionen in Höhe von insgesamt bis zu 1,25 Milliarden Euro geplant.
Credits Artikelbild: AT&S

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