Zukunftsmonitor

So sind wir: Von unsicheren Krisen und krisensicheren ÖsterreicherInnen

Wir haben schon bessere Zeiten erlebt. Und dennoch scheinen die Österreicherinnen und Österreicher sich nicht unterkriegen zu lassen. Zumindest noch nicht. Denn der Blick in die Zukunft ist getrübt und die Mehrheit der Bevölkerung unzufrieden mit dem Weg, den das Land eingeschlagen hat.

Um zu beschönigen, was gerade passiert, fehlen sowohl Worte als auch Argumente. Erst Corona, dann der Krieg in der Ukraine, explodierende Strom- und Gaspreise sowie eine Rekordinflation. Zeit zum Verschnaufen bleibt da nicht. Doch wie geht die österreichische Bevölkerung mit der aktuellen Situation um? Und welche Erwartungen setzt sie in die Zukunft?

Der Zukunftsmonitor liefert spannende Antworten

Antworten auf diese und andere Fragen soll der groß angelegte „IV-ZukunftsMonitor“ liefern, der heuer zum vierten Mal die Stimmung in der Gesellschaft einfängt. Dafür evaluierte die Industrie gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut IFES 1.200 Telefon- und Onlineinterviews zu den fünf Kernthemen gesellschaftlicher Zusammenhalt, Lebensqualität, Politik, globale Entwicklung und Innovationsfreudigkeit.

Die ersten Ergebnisse sind soeben erschienen und überraschen, verunsichern, lassen aber auch hoffen. Denn die ÖsterreicherInnen mögen zwar pessimistisch in die Zukunft blicken, mehr als die Hälfte von ihnen gab aber auch an, glücklich zu sein. Und: Trotz der vielen Krisen bleibt das Vertrauen in Wirtschaft, Industrie, Forschung und Entwicklung ungetrübt. Doch alles der Reihe nach. 

Zufrieden trotz Krisen

Abgefragt wurden unter anderem die Werte Glück und Zufriedenheit – zwei Indikatoren, die ausschlaggebend für die subjektiv empfundene Lebensqualität sind. Diese hat zwar in den vergangenen Jahren einige Dämpfer erlitten, liegt aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau. So sind knapp zwei Drittel der Befragten grundsätzlich mit ihrer aktuellen Lebenssituation zufrieden.

Studienautor Reinhard Raml: „Das politische System ist nun gefordert, Antworten auf die vielen Herausforderungen zu finden und der Bevölkerung einen glaubhaften und konstruktiven Weg für die kommenden Monate aufzuzeigen.“

53 Prozent bezeichnen sich sogar als glücklich. Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Krisen ihre Spuren hinterlassen haben, lag doch der Anteil derjenigen, die eher oder sehr zufrieden waren, im Jahr 2020 noch bei 73 Prozent und jener der eher oder sehr glücklichen Menschen bei 63 Prozent. Alles in allem können wir aber zufrieden sein mit den Zufriedenheitswerten. Und immerhin: Die Anteile der Unglücklichen und Unzufriedenen sind mit 12 bzw. 10 Prozent unverändert klein geblieben. 

Vom richtigen Weg abgekommen?

So weit die aktuelle Stimmungslage im Land. Aber wo geht die Reise hin? Und welche Erwartungen setzen die ÖsterreicherInnen in die Zukunft? Hier fallen die Antworten deutlich pessimistischer aus. Lediglich 24 Prozent der Befragten denken, dass sich ihre Lebenssituation in den nächsten drei Jahren verbessern wird, 39 Prozent erwarten, dass alles bleibt, wie es ist, und 32 Prozent befürchten, dass sich ihre Situation sogar noch verschlechtern wird. Skeptisch ist die Mehrheit der Bevölkerung auch, was die Richtung angeht, die Österreich eingeschlagen hat.

Ein Viertel der Befragten hält den Weg für „eindeutig“ falsch, während nur drei Prozent davon überzeugt sind, dass die Richtung „eindeutig“ stimmt. „Schon lange nicht mehr haben so viele Menschen das Gefühl gehabt, dass sich Österreich in die falsche Richtung entwickelt“, analysiert IFES-Geschäftsführer Reinhard Raml und fügt hinzu: „Das politische System ist nun gefordert, Antworten auf die vielen Herausforderungen zu finden und der Bevölkerung einen glaubhaften und konstruktiven Weg für die kommenden Monate aufzuzeigen.“

Besonders unzufrieden ist man im ländlichen Raum, wo lediglich 19 Prozent mit dem eingeschlagenen Pfad einverstanden sind. Im urbanen Raum sind es 31 Prozent. Auffällig auch die Unterschiede zwischen Selbstständigen und ArbeitnehmerInnen (40 versus 23 Prozent) sowie zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Am niedrigsten ist die Zustimmung unter den 40- bis 49-Jährigen mit 19 Prozent, gefolgt von den unter 30-Jährigen mit 25 Prozent und den über 70-Jährigen mit 33 Prozent. 

Wirtschaft, Industrie und Unternehmertum als krisensicherer Anker

Kaum gelitten hat hingegen das grundsätzliche Vertrauen in Wirtschaft, Industrie und Unternehmertum. So ist die Mehrheit der Menschen (71 Prozent) nach wie vor davon überzeugt, dass UnternehmerInnen Arbeitsplätze schaffen. Zudem wird die Industrie von 56 Prozent der ÖsterreicherInnen als wesentlicher Motor der heimischen Gesamtwirtschaft betrachtet. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) sprechen sich außerdem für eine stärkere Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation als Basis für neue Technologien und Produkte aus.

Knill Erdgas
Georg Knill, IV-Präsident betont. „Es liegt in unserem Selbstverständnis, Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unseren Standort zu übernehmen.“Foto: IV Müller

Dazu der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Knill: „Für uns UnternehmerInnen ist das zum einen ein klarer Auftrag, unser Land wie auch bisher weiterzuentwickeln und Innovationen voranzutreiben. Zum anderen liegt es auch in unserem Selbstverständnis, Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unseren Standort zu übernehmen – heute und in Zukunft.“

Der IV-ZukunftsMonitor besagt: Selbstständigkeit? Nein, danke!

Nicht einig scheinen sich die ÖsterreicherInnen aber darüber zu sein, ob das wirtschaftliche und politische Klima in Österreich nun günstig (29 Prozent) oder ungünstig (25 Prozent) sei. Wobei die Mehrheit der Befragten sich nicht dafür erwärmen kann, in die Selbstständigkeit zu gehen. Nur 24 Prozent halten diese derzeit für attraktiv. Am ehesten kann sich noch die Generation der unter 30-Jährigen vorstellen, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Keine Angst vor Maschinen

Eher positiv wird die anhaltende Digitalisierung in der heimischen Arbeitswelt gesehen. So halten 62 Prozent der Befragten es für unwahrscheinlich, dass Maschinen sie in Zukunft von ihrem Arbeitsplatz verdrängen werden. Ein Viertel bzw. ein Drittel geht außerdem davon aus, dass sich der technologische Fortschritt in den nächsten drei Jahren auch positiv auf das Familienleben und die Freizeit auswirken wird. Jeweils 15 Prozent befürchten jedoch negative Auswirkungen auf das private Umfeld. „Hier gilt es, mit den entsprechenden Bildungsangeboten alle Menschen gleichermaßen abzuholen, um die Chancen beruflich wie privat optimal nutzen zu können“, so die Forderung des IV-Präsidenten. 

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