Essity

Die wichtigste Rolle: Auf den Spuren des Klopapiers

Zwischen Hamsterkäufen wegen Corona-Lockdowns und Produktinnovationen im Sinne der Umwelt: Klopapier ist nicht nur mehrlagig, sondern auch vielseitig, wie ein Besuch beim heimischen Klopapierproduzenten Essity Austria beweist.

Im Jahr 2020 erreichte die Klopapierproduktion ein Rekordniveau. An die Gründe dafür erinnern wir uns noch alle: der erste Lockdown, Hamsterkäufe und die völlig unbegründete Sorge vieler Menschen, dass ihnen essenzielle Dinge des täglichen Lebens ausgehen könnten. Und dazu gehört neben Nudeln und Dosenbohnen eben auch Klopapier. Sehr nachgefragt, fristet es aber ein trauriges Dasein. Denn obwohl es jeder Mensch auf der Welt jeden Tag verwendet, legt man es im Supermarkt nicht mit stolzgeschwellter Brust aufs Kassaband. Dabei kann es beim Thema Umweltschutz in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

Millionen Rollen Klopapier am Tag

Schauen wir also dorthin, wo unser Klopapier hergestellt wird: in das Hygienepapierwerk ins niederösterreichische Ortmann. Die hier produzierten Toilettenpapiere, Papierservietten und Papiertaschentücher, finden sich in den meisten heimischen Haushalten wieder. Denn als Produktionsstandort des internationalen Unternehmens Essity stellt man hier Hygienepapiere vieler bekannter Marken her, darunter feh, Tempo, Cosy, Zewa, Plenty oder DANKE. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 liefen die Maschinen vor Ort auf Hochtouren. In Zahlen heißt das: jeden Tag mehrere Millionen Rollen Klopapier und ein Auslieferrekord von 6.000 Paletten am Tag. Die Auslieferung an den Handel erweiterte man kurzzeitig sogar von sechs Tagen pro Woche auf sieben Tage. Nur um zu gewährleisten, dass die Grundversorgung der Bevölkerung mit Toilettenpapier gesichert ist, trotz Hamsterkäufen.

Klopapier Ortmann
In der Produktion kommt größtenteils Altpapier zum Einsatz. Der verwendete Frischholz-Zellstoff ist zertifiziert und stammt ausschließlich aus nachhaltiger Forstwirtschaft.Foto: Essity

Ein Witz sorgt für Massenpanik

Das Phänomen Klopapierhamsterkauf ist aber nicht neu. 1973 berichteten Zeitungen in Japan während der Ölkrise von einer „Toilettenpapierpanik“. Gerüchten zufolge erwartete man damals eine Verknappung von Toilettenpapier in Zusammenhang mit der Beschränkung der Ölimporte. Die darauffolgenden vermehrten Käufe führten tatsächlich zu leeren Regalen, die wiederum die Gerüchte zu bestätigen schienen und zu neuen Hamsterkäufen führte.

Im Dezember des gleichen Jahres verursachte Talkmaster Johnny Carson ebenfalls versehentlich ein Klopapier-Gate – durch einen Witz. In seiner beliebten „Tonight Show“ scherzte er, es werde in der derzeitigen Ölpreiskrise zu Engpässen bei wichtigen Alltagsgütern wie Klopapier kommen. „Wir Komiker müssen aufhören, es zum Schreiben zu benutzen!“, witzelte er und wusste noch nicht, dass er damit tatsächlich so starke Hamsterkäufe auslösen würde, dass noch im Februar 1974 Engpässe in einigen Regionen der USA bestanden.

Positive Aspekte

Irrationale Panik hin, echte Engpässe her: Bei einem Wegwerfprodukt mit so hohem Verbrauch ist sparsamer Ressourceneinsatz enorm wichtig. Daher setzt man in der Klopapierproduktion auf so viel Recycling wie möglich. Wie beim Thema Papier bedeutet das, als Rohstoff bereits vorhandenes Altpapier zu verwenden. Denn nur so minimiert man den Bedarf an frischem Zellstoff aus Bäumen. Ein weiterer Minuspunkt für Klopapier aus frischem Zellstoff ist, dass dieser Rohstoff meist importiert wird. Und das bedeutet klimaschädliche Transportwege.

Dennoch besteht laut der Plattform ÖKO-Test nur jede fünfte verkaufte Klopapierrolle tatsächlich aus Recyclingpapier. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass Produkte aus 100 Prozent Recyclingpapier meist nicht im Sortiment großer Supermärkte sind, sondern in dem von Bio-Läden und Reformhäusern. Außerdem bedarf die Umstellung auf eine Produktion komplett aus Altpapier größerer Umbauten und Investitionen. Und die können beziehungsweise wollen sich viele Standorte weltweit nicht leisten.

Das Potenzial wäre aber enorm. Mit richtigen Kreislaufsystemen könnten frisch gewonnene Primärfasern laut Studien der Technischen Universität Darmstadt sogar bis zu 25 Recyclingrunden überstehen. Also weit mehr als die dreieinhalb Wiederverwertungsschleifen, die unser System derzeit vorsieht. Papier könnte also zu einem absolut umweltschonenden Produkt werden – wenn man es nicht in Form von Klopapier nach nur einem Gebrauch aus dem Recyclingkreislauf „rausspülen“ würde.

Klopapier aus Weizenstroh

Das Sortiment aus dem Essity-Werk in Ortmann liefert gleich mehrere recycelte Alternativen. Die Marke Tork, die man vor allem in Toiletten im öffentlichen Bereich findet, sowie die Marke DANKE bestehen bereits zu 100 Prozent aus Recyclingpapier. Letztere Marke enthält außerdem weder Farbzusätze noch Bleichmittel. Die Marke Zewa verwendet entweder neuwertige Fasern aus Holz zertifizierten Ursprungs, recycelte Fasern oder alternative Möglichkeiten. An Innovationen aus alternativen Fasern forscht man zudem laufend. Klopapier könnte beispielsweise bald statt aus Bäumen aus dem Zellstoff von Weizenstroh bestehen.

Klopapier Essity
Die vollbiologische Kläranlage reinigt nicht nur das Abwasser des Werkes, sondern auch das der Gemeinden Pernitz, Waidmannsfeld, Gutenstein, Muggendorf und Miesenbach. Während der Abwasserreinigung entsteht Biogas, das im werkseigenen Kraftwerk zur Energieerzeugung genutzt wird.Foto: Essity

Am sogenannten „MESAVE“-Programm, das seit 2003 an allen Essity-Produktionsstandorten weltweit läuft, zeigt sich, dass jedenfalls noch viel mehr möglich ist. Ressourcen schonen, Material und Energie einsparen sowie den CO2-Ausstoß reduzieren, sind die Ziele des Programms. Alleine im niederösterreichischen Werk in Ortmann sind seit 2003 mehr als 100 solcher Energieeffizienzmaßnahmen umgesetzt worden. Darunter der Einbau eines neuen Kompressors, der jährlich eine Strommenge einspart, die dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 200 Einfamilienhäusern entspricht.

Fun Fact

So rum oder doch umgekehrt? Wer nicht alleine wohnt, führt früher oder später die unumgängliche Klopapierrollendebatte. Aber gibt es denn überhaupt die eine korrekte Richtung, in der die Klopapierrolle in ihrer Halterung hängt? Diesem Thema ist ein ganzer Wikipedia-Eintrag gewidmet, der durchaus unterhaltsam zu lesen ist, wenn man gerade Zeit hat. Beim nächsten Toilettenbesuch zum Beispiel.

Klares Wasser statt Mikroplastik

1989 hat das Essity-Werk zudem gemeinsam mit dem Abwasserverband Oberes Piestingtal die biologische Kläranlage in Ortmann in Betrieb genommen. Das Ziel: die glasklare Piesting, die am Produktionsstandort vorbeifließt, nicht durch Abwasser zu verschmutzen. Die Kläranlage, ursprünglich für 7,8 Millionen Euro errichtet, wurde in den letzten 30 Jahren sukzessive modernisiert und dem neuen Stand der Technik angepasst. Unter anderem können mit einem neuen Siebbandfilter auch Mikroplastikpartikel herausgefiltert werden, die über das Altpapier – beispielsweise durch Produktproben in Magazinen – in den Recyclingprozess geraten. Kein Mikroplastik mehr auf der Klopapierrolle also. Dafür Klopapier am Briefkuvert? Die österreichische Post hat 2020 jedenfalls eine Sonderbriefmarke aus Klopapier mit einem Babyelefanten als Motiv herausgegeben. Das Klopapier für die limitierte Auflage kam aus dem österreichischen Essity-Werk. Der Reinerlös dieser Aktion von 2,75 Euro pro Marke floss an die ORF-Aktion „Licht ins Dunkel“.

Klopapier Essity Briefmarke
Aktion mit Augenzwinkern: Der Erlös der Klopapier-Briefmarke wurde an „Licht ins Dunkel“ gespendet.Foto: Essity

Über Essity

Essity ist ein global führendes Hygiene- und Gesundheitsunternehmen mit Hauptsitz in Stockholm, Schweden. Die Produkte werden in rund 150 Ländern vertrieben, rund 47.000 MitarbeiterInnen zählt die Marke weltweit. Der Umsatz im Jahr 2018 betrug 11,6 Mrd. Euro. In Österreich ist Essity in den Geschäftsbereichen Hygienepapiere, Professionelle Hygiene und Körperpflege tätig. Zu den bekanntesten Marken zählen TENA sowie die Hygienepapiere feh, Tempo, Cosy, Zewa und Plenty, die Recyclingmarke DANKE sowie die Medizinmarken Leukoplast, Actimove und JOBST. Neben Verwaltungsstandorten in Wien gibt es einen Produktionsstandort in Ortmann/Pernitz. In Österreich beschäftigt Essity insgesamt rund 610 MitarbeiterInnen.

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