Covid 19-Test Proberöhrchen

Corona-Tests: Neue Röhrchen machen Transport sicherer

Um die Transportfähigkeit von Corona-Tests zu verbessern, hat das oberösterreichische Unternehmen Bio-One neuartige Kunststoffröhrchen entwickelt. Die Innovation soll künftig auch bei Grippeviren zum Einsatz kommen.

Was Corona kann? Einerseits Wirtschaftskreisläufe abbremsen. Andererseits Verfahrensabläufe beschleunigen. Das weiß man nicht erst seit den Genehmigungen diverser Impfstoffe. Auch bei deutlich weniger komplexen Produkten wie Transportampullen für Corona-Tests gibt es mittlerweile zwei Zeitrechnungen: die „Vor-Corona-Zeit“ – und die Gegenwart. 

„Früher hat es ein gutes Jahr bis zu einer Zulassung gedauert“, erinnert sich Axel Kühner, CEO der Greiner-Gruppe. Deren Tochterunternehmen Bio-One ist auf Medizintechnikprodukte spezialisiert und hat – in die Zeit passend – neuartige Transportröhrchen für Nasen-Rachen-Abstrichproben von Corona-Tests entwickelt. Von der Idee bis zur Zertifizierung sind gerade einmal sechs Wochen vergangen.

Röhrechen für Corona-Tests: Zulassung in nur sechs Wochen

Nur die Hälfte der Zeit benötigten die Bio-One-MitarbeiterInnen, um aus einem internen Vorschlag ein gebrauchsfertiges Produkt zu kreieren. „Ein Vorteil und Ergebnis unserer jahrelangen Erfahrung und flacher, schneller Entscheidungshierarchien“, lobt Kühner sein Team. Drei Wochen dauerte es, bis die Behörden die Marktreife bestätigten und grünes Licht gaben.

Axel Kühner, CEO Greiner-Gruppe
Axel Kühner, CEO Greiner-Gruppe: „Die Stabilisierungsröhrchen für Corona-Tests sind stark nachgefragt.“Foto: Greiner

Die Herausforderung: Das mittels Rachenabstrich genommene Probematerial bei PCR-Tests „stirbt ab“, wenn es zu lange transportiert oder gelagert wird. Gefragt war also eine Möglichkeit, das Abstrichbesteck in den Teströhrchen länger stabil zu halten.

Virus soll sich „wohlfühlen“ 

Die Lösung: In die Röhrchen wird eine spezielle Salzlösung gefüllt. Damit schafft man eine Umgebung, in der der pH-Wert ähnlich dem im menschlichen Körper ist. Das Virus „fühlt sich wohl“ und bleibt bis zu 72 Stunden stabil. Das nimmt wesentlichen Zeitdruck aus der aktuell ohnehin stark strapazierten Logistikkette zwischen Abstrich aus dem Rachen und Analyse im Labor.

GUT ZU WISSEN

  • Bio-One ist ein Tochterunternehmen der Greiner-Gruppe. Sie gehört zu über 90 Prozent der Familie rund um Axel Greiner. Firmenhauptsitz ist Kremsmünster.
  • Neben Medizintechnik (Bio-One) ist der Verpackungsbereich der umsatzstärkste. Man ist aber auch in der Schaumstofferzeugung sowie im Werkzeug- und Maschinenbau tätig.
  • Insgesamt beschäftigt die Gruppe 11.000 MitarbeiterInnen in 34 Ländern. Der Umsatz lag zuletzt bei rund 1,67 Milliarden Euro.

Mittlerweile läuft die Produktion im Firmenheadquarter im oberösterreichischen Kremsmünster längst auf Hochtouren. Genaue Stückzahlen gibt man keine bekannt, verrät nur, dass rund die Hälfte der Spezialröhrchen für den europäischen Markt bestimmt sind. Der Rest wird in die USA exportiert. Von dort kam auch der ursprüngliche Entwicklungsauftrag, erzählt Kühner.

Test-Röhrchen bringen Umsatzplus

Bei Bio-One wurden daraufhin andere Produktionen kurzerhand nach Thailand verlagert, um in Kremsmünster freie Kapazitäten für die neuen Stabilisierungsröhrchen zu schaffen. „Die sind schon sehr stark nachgefragt“, ist Kühner zufrieden. Das wird sich auch in den Geschäftszahlen niederschlagen. Nach einem Umsatz von rund 509 Millionen Euro im Jahr 2019 kündigt Kühner für den Geschäftsabschluss 2020 Zuwächse an.

Proberöhrchen für COVID-Tests
Proberöhrchen für COVID-Tests von Bio-One aus OberösterreichFoto: Greiner

Zu verdanken ist das den Spezialröhrchen. Denn mit anderen Medizintechnikprodukten durchlebte Bio-One eine Berg- und Talfahrt: Zu Beginn der Pandemie deckten sich Krankenhäuser noch mit klassischem Labormaterial ein. In weiterer Folge fielen aber viele Routineuntersuchungen den Vorsorgemaßnahmen in den Spitälern zum Opfer. Der Markt brach ein. Die innovative Röhrchenentwicklung brachte bilanztechnisch aber eine „Überkompensation“ (Kühner).

Dank Innovation zum Krisengewinner? 

Ob er sich als Krisengewinner fühlt? Kühner kennt diese Frage aus internen Diskussionen. Er relativiert. „Natürlich profitieren wir als Unternehmen, aber es ist uns nicht einfach so in den Schoß gefallen.“ Es stecke eine innovative Eigenentwicklung dahinter. Die noch weitergehen soll.

Vorstellbar ist beispielsweise eine gezielte Schädigung des Virus in den Kunststoffröhrchen, damit es nicht mehr ansteckend ist und die Analyse damit ungefährlich wird. Oder dass künftig auch bei Influenzaviren mehr getestet und besser sequenziert wird – und dabei Röhrchen von Bio-One zum Einsatz kommen.

Man rechnet jedenfalls mit einem weiteren Wachstum. Um die damit verbundene Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften im Bereich Management und IT decken zu können, hat Bio-One Anfang Februar in Wien einen neuen Bürostandort eröffnet. Direkt am Hauptbahnhof ist dort Platz für 15 bis 20 MitarbeiterInnen. Sie ergänzen die 700 Bio-One-KollegInnen an den beiden oberösterreichischen Standorten beziehungsweise die insgesamt 2.500 an 28 Standorten weltweit.

Credits Artikelbild: Adobe Stock | scaliger

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