Der Waldreichtum Österreichs ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. In der holzverarbeitenden Industrie wird aus dem nachwachsenden Roh- ein nachhaltiger Baustoff. In der Steiermark wurden dafür kürzlich 175 Millionen Euro investiert.
Aus Brettern werden hier …. bessere Bretter. In drei bis neun Lagen wird Schnittholz zu einem Verbundbaustoff zusammengeklebt. Brettsperrholz heißt das dann und wird beispielsweise am Stammsitz des Traditionsunternehmens Mayr-Melnhof Holz im obersteirischen Leoben in solchen Mengen produziert, dass man damit jedes Jahr eine Kleinstadt aus Holzhäusern bauen könnte. Das schafft Jobs, CO2-Speicher und Wertschöpfung. Die Holzindustrie liefert damit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Er beginnt im Wald – wie dieser Fragenkatalog:
1 Geht uns in Österreich das Holz aus?
Eher nicht. Rund 3,4 Milliarden Bäume wachsen in Österreich und bedecken damit fast die Hälfte der Landesfläche (47,9 Prozent). Alle 30 Sekunden wächst hierzulande so viel Holz nach, dass man damit ein Einfamilienhaus bauen könnte. Der Waldbestand in Österreich ist in den letzten 25 Jahren um 23 Prozent gestiegen.
2 Wie viel Holz wird pro Jahr geschlägert?
2022 wurden im österreichischen Wald 19,36 Millionen Erntefestmeter (ohne Rinde) eingeschlagen. Die Steigerung von rund 5,1 Prozent im Vergleich zum Jahr davor ist insbesondere auf höhere Holzpreise zurückzuführen, aber auch auf die hohen Schadholzmengen in der Steiermark, Kärnten und Tirol. Das eingeschlagene Holz wird in der Holzindustrie weiterverarbeitet, beispielsweise in einem Sägewerk.
3 Was passiert in einem Sägewerk?
Die Schnittholzproduktion in den Sägewerken ist eine sogenannte Kuppelproduktion. Das produzierte Schnittholz wird frisch, trocken, ungehobelt oder gehobelt zur Herstellung von Holzbauprodukten verwendet. Die dabei anfallenden Säge- und Hobelspäne werden meist direkt an den Sägewerkstandorten zu Pellets weiterverarbeitet. Die Hackschnitzel finden in der Papier- und Zellstoffindustrie Verwendung. Auch die anfallende Rinde ist ein wichtiger Teil des Rohstoffs. Sie wird in den Biomasse-Heizkraftwerken in klimaneutrale Wärmeenergie und teilweise auch in Ökostrom umgewandelt. Die Wärme wird zur Trocknung des Schnittholzes und als Heizenergie genutzt – auch das trägt zum Klimaschutz bei.
4 Was sind die Vorteile des Baustoffs Holz?
Holz ist nicht nur ein leicht zu bearbeitender Werkstoff, es ist auch nachwachsend und regional verfügbar. „Seine Nutzung ist Teil der Lösung bei der Bewältigung des Klimaproblems“, wirbt Richard Stralz, Vorstandsvorsitzender und CEO der Mayr-Melnhof Holz Holding: „Man darf nicht vergessen: Ein Kubikmeter Holz bindet eine Tonne CO2 – zunächst als Baum, später in verarbeitetem Zustand als Holzmöbel, Holzfenster, als Holzgebäude oder auch Holzspielzeug.“
So werden für ein zweigeschoßiges Haus mit ca. 145 Quadratmetern rund 30 Kubikmeter Holz verarbeitet und somit 30 Tonnen Kohlendioxid langfristig gebunden. Die insgesamt in Österreich aus österreichischem Holz hergestellten Produkte ersparen der Umwelt jährlich rund acht Millionen Tonnen CO2, das entspricht etwa einem Zehntel der gesamten Treibhausgasemissionen Österreichs in einem Jahr.
5 Was ist Brettsperrholz?
Brettsperrholz (BSP), auch bekannt als CLT (Cross Laminated Timber), ist ein massives Holzbauelement, bei dem Schnittholz in drei bis neun Lagen rechtwinkelig zueinander dauerhaft zu Platten miteinander verklebt wird. Der Kreuzlagenaufbau gewährleistet formstabile und steife Bauteile bei äußerst geringem Eigengewicht.
6 Wo wird Brettsperrholz eingesetzt?
Die Brettsperrholzplatten haben ausgezeichnete statische und bauphysikalische Eigenschaften. Das macht sie für fast jede bauliche Anforderung geeignet. Eingesetzt wird Brettsperrholz beispielsweise als Wand-, Decken- oder in der Dachkonstruktion. Damit lassen sich Gebäude mit bis zu sechs Geschoßen und höher als reine Holzgebäude errichten.
7 Was hat Mayr-Melnhof damit zu tun?
Die Mayr-Melnhof Holz Holding produziert Brettsperrholz. Zuletzt hat das Traditionsunternehmen am Hauptsitz in Leoben 175 Millionen Euro in ein neues hochmodernes Brettsperrholzwerk, ein Hochleistungsnachsortier- und Hobelwerk sowie ein vollautomatisiertes Hochregallager investiert. Insgesamt hat man binnen zwei Jahren 33.000 Quadratmeter Hallenfläche errichtet, wobei knapp 12.000 Kubikmeter PEFC-zertifiziertes Holz aus eigener Produktion verbaut wurden. Es ist somit das erste PEFC-zertifizierte Brettsperrholzwerk dieser Größenordnung weltweit.
8 Was bedeutet das PEFC-Zertifikat?
PEFC steht für „Programme for the Endorsement of Forest Certification“. Dabei handelt es sich um ein internationales Waldzertifizierungssystem. Es garantiert, dass Holz- oder Papierprodukte mit dem PEFC-Siegel nicht aus fragwürdiger Herkunft oder gar aus Raubbau stammen, sondern aus aktiv, nachhaltig und klimafit bewirtschafteten Wäldern. Und das gilt weltweit.
9 Wie viel Brettsperrholz wird in Leoben produziert?
Durch den Ausbau steigt die Produktionskapazität im Segment Brettsperrholz von aktuell 80.000 Kubikmeter pro Jahr auf 200.000 Kubikmeter pro Jahr im Vollbetrieb. Bis zu 140.000 Kubikmeter davon sind PEFC-zertifiziert. Das entspricht dem Material für mehr als 2.500 Einfamilienhäuser. Verarbeitet wird ausschließlich Nadelholz.
GUT ZU WISSEN
- Die Unternehmen der Holzindustrie erwirtschaften 2022 mit mehr als 28.000 Beschäftigten Produkte im Wert von 11,45 Milliarden Euro – eine Steigerung von 13 Prozent gegenüber dem Jahr davor – und damit einen Außenhandelsüberschuss von 1,79 Milliarden Euro.
- Entlang der Wertschöpfungskette Forst- und Holzwirtschaft sowie in der holzverarbeitenden Industrie sind in Österreich mehr als 300.000 Menschen beschäftigt.
- Mayr Melnhof Holz wurde 1850 gegründet und beschäftigt 1850 Mitarbeiter:innen, die zuletzt einen Umsatz von knapp über 800 Millionen Euro erwirtschaftet haben.
- Man betreibt drei Sägewerke mit einer Kapazität von drei Millionen Festmeter Einschnitt, 1,7 Millionen Kubikmeter Schnittholz und 265.000 Tonnen Pellets.