Rondo Photovoltaik

Wellpappespezialist setzt auf Restmüll und Sonne statt Gas

Rondo Ganahl baut am Hauptstandort in Vorarlberg ein eigenes Kraftwerk und versorgt damit auch eine Brauerei. In der Oststeiermark lässt man dank Photovoltaik die Sonne für sich arbeiten.

Es ist hoch an der Zeit, dass wir unsere Energieversorgung auf neue Beine stellen“, drängt Hubert Marte, Vorstandsvorsitzender des Vorarlberger Wellpappespezialisten Rondo Ganahl. Als Reaktion auf die anhaltend unsichere Versorgungslage auf dem Energiemarkt setzt das Unternehmen daher jetzt einen großen Schritt Richtung Unabhängigkeit. So plant man für das Betriebsgelände in Frastanz ein neues Reststoffkraftwerk. Investitionsvolumen: 70 Millionen Euro.

Das geplante Kraftwerk soll insbesondere dazu genutzt werden, um die benötigte Prozesswärme für die Papier- und Wellpappefabrik des Unternehmens zukünftig selbst zu erzeugen, denn die Rohpapiererzeugung ist sehr energieintensiv. Die notwendige Wärmeenergie dafür konnte bisher am Standort Frastanz nur mit Gas erreicht werden – und machte Rondo zu Vorarlbergs größtem Erdgasabnehmer.

35.000 Tonnen Reststoffe 

Benötigt werden derzeit jährlich rund 14 Millionen Normkubikmeter Gas beziehungsweise 150 Gigawattstunden an thermischer Energie, was dem Jahresbedarf von zirka 10.000 Haushalten entspricht. „Das neue Reststoffkraftwerk ist für uns daher ein großer und notwendiger Schritt raus aus fossilem Erdgas“, ist Marte überzeugt.

Insgesamt 35.000 Tonnen Reststoffe können pro Jahr in Energie umgewandelt werden. Dafür werden zum einen eigene Reste aus der Papierherstellung von Rondo verwendet. Zum anderen bekommen auch regionale Entsorgungsspezialisten eine neue Möglichkeit, ihre gesammelten Wert- und Reststoffe direkt in Vorarlberg zu verwerten.

Energie für die Brauerei

Denn jährlich fallen in Vorarlberg rund 100.000 Tonnen derartiger Reststoffe an, die bisher im benachbarten Ausland energetisch verarbeitet wurden. Mit dem neuen Kraftwerk können LKW-Fahrten dorthin reduziert und das vorhandene Material direkt im Land zu Energieträgern für die heimische Wirtschaft und Bevölkerung werden, wirbt das Unternehmen.

Die Anlage wird aber nicht nur den betriebseigenen Bedarf an thermischer Energie für die Papier- und Wellpappeproduktion decken können, sondern auch Energie in das örtliche Nahwärmenetz einspeisen. Somit werden zukünftig andere Wirtschaftsbetriebe, wie die Brauerei Frastanz, mitversorgt. Zudem können bis zu 500 private Haushalte über das Frastanzer Nahwärmenetz angeschlossen werden.

PV-Anlagen auf steirischen Fabriken

Außerdem werde durch das neue Kraftwerk die Ausfallssicherheit erhöht, betont Marte. Aktuell versorgt das bestehende Biomasseheizwerk schon knapp 80 Abnehmer – darunter die Marktgemeinde, die Pfarre, Unternehmen und zahlreiche private Haushalte. In Verbindung mit dem neuen Kraftwerk kann die Auslastung optimiert werden.

PV-Anlage Albersdorf
Stromautark: Die Photovoltaik-Anlage am Rondo-Werksgebäude im steirischen Albersdorf.Foto: Rondo Ganahl | Solarel

An den oststeirischen Standorten in St. Ruprecht an der Raab und Albersdorf setzt man indes auf Sonnenstrom als Energiequelle. Bereits seit Jahresbeginn ist am Rondo-Aufrichtezentrum für Obst- und GemüsekundInnen in Albersdorf eine neue Photovoltaikanlage in Betrieb. Mit der jährlichen Erzeugung von rund 550.000 Kilowattstunden Sonnenstrom kann das Werk stromautark betrieben werden, wodurch die Energiekosten maßgeblich gesenkt werden. 

Auch im Hauptwerk in St. Ruprecht wird auf erneuerbaren Sonnenstrom gesetzt. Auf den Dachflächen des Wellpappewerks sind rund 3.000 Photovoltaikmodule angebracht. Insgesamt verfügt man damit über rund 8.600 Quadratmeter Kollektorfläche – das entspricht der Gesamtfläche eines Fußballfeldes. Sie sollen insgesamt rund 1,9 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom pro Jahr produzieren. Dies führt zu einer jährlichen CO2-Einsparung von 540 Tonnen.

Nur noch am Wochenende arbeiten

Für Aufsehen abseits der Energieversorgung sorgte Rondo mit der Ankündigung, aufgrund der guten Geschäftslage eine zusätzliche vierte Schicht einzuführen. Zu Vormittags-, Nachmittags- und Nachtschicht sollen die MitarbeiterInnen in der Produktion beziehungsweise an produktionsnahen Arbeitsplätzen demnach die Möglichkeit bekommen, nur am Wochenende zu arbeiten. Diese Schicht beginnt samstags um sechs Uhr in der Früh, Feierabend ist zwölf Stunden später. Der zweite Arbeitstag beginnt am Sonntag um 18 Uhr und endet am Montag um sechs Uhr früh. Gearbeitet wird damit 24 Stunden, bezahlt werden aber 38 Stunden. Zuschläge für Wochenende und Sonntage werden ebenfalls berücksichtigt.

GUT ZU WISSEN

  • Die Rondo Ganahl Aktiengesellschaft mit Sitz in Frastanz in Vorarlberg ist ein Familienunternehmen, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1797 zurückreichen.
  • Kerngeschäft ist die Herstellung von Wellpappeverpackungen, von Wellpapperohpapieren und die Sammlung von Papier und Verpackungen.
  • Zuletzt wurden 125.000 Tonnen Papier sowie 325.000 Tonnen Wellpappe produziert.
  • Aktuell werden an neun Standorten mehr als 1.800 MitarbeiterInnen beschäftigt.
Credits Artikelbild: Rondo Ganahl

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