Digitalisierung Baugewerbe

Digital am Bau – mit Drohnen, Datenbrillen und Robotern

Lange Zeit war die Digitalisierung im Baugewerbe eine große Baustelle. Mittlerweile ist aber auch der Bauindustrie bewusst geworden, welches Potenzial in der digitalen Transformation steckt. Plötzlich sorgen Drohnen, Virtual-Reality-Brillen oder Roboter für Effizienz und Nachhaltigkeit.

Opus caementicium, so nannten die alten Römer einst jenes Gemisch aus Sand, Wasser, gebranntem Kalk und Steinbrocken, das dank der Beimengung von Vulkanasche noch widerstandsfähiger war als moderner Beton. Anfangs bauten sie damit Teile von Mauern, später ganze Bauwerke, die uns noch heute – rund 2000 Jahre später – den Atem rauben. Das wohl beeindruckendste Beispiel aus dieser Zeit ist das Pantheon in Rom, dessen Betonkuppel mit einem Durchmesser von 43 Metern und einer Höhe von 24 Metern ein Wunderwerk der Antike darstellt. Und man fragt sich, was die Römer wohl noch erschaffen hätten, hätte ihnen damals die Technologie von heute zur Verfügung gestanden.

Blick nach vorne statt zurück

Denn gerade in den letzten Jahren hat die Digitalisierung im Baugewerbe stark zugenommen. Durch Corona wurde diese Entwicklung zusätzlich beschleunigt. So hat eine Umfrage in Amerika ergeben, dass im Jänner 2022 fast jedes dritte der befragten Bau- und Immobilienunternehmen bereits Drohnen einsetzt. In Ländern mit besonders modernen Bauindustrien, wie dem Vereinigten Königreich oder Norwegen, ist der Anteil sogar noch höher. 

  • Digitalisierung Baugewerbe
    Die Digitalisierung hält nun endlich Einzug im heimischen Baugewerbe. Drohnen etwa ermöglichen Inspektionsflüge an Orte, die für Mitarbeiter:innen bisher nur äußerst schwierig zu erreichen waren.Foto: Alpacem
  • Von der Luft aus erfassen Drohnen Areale um ein Vielfaches schneller, als wenn man diese vom Boden aus vermessen würdeFoto: Alpacem

Mittlerweile ziehen auch über Österreichs Baustellen immer öfter Drohnen ihre Kreise. Auch bei Alpacem mit Hauptsitz in Klagenfurt. Die Beton- und Zementsparte der Wietersdorfer Gruppe ist Marktführer im Alpe-Adria-Raum im Bereich Zement und Bindemittel und hat – damit dies auch so bleibt – bereits vor Ausbruch der Pandemie eine umfassende Digitalisierungsoffensive gestartet. Insgesamt wurden an den einzelnen Standorten in Österreich, Slowenien und Italien mehr als fünf Millionen Euro in innovative Anlagen- und Umwelttechnik investiert. Dadurch sollen bestehende Prozesse optimiert und die Produktqualität erhöht werden.

Hilfe von oben

Seit geraumer Zeit schwirren deshalb Drohnen in den Steinbrüchen in Wietersdorf, Peggau sowie in Anhovo in Slowenien durch die Luft. Was für Lai:innen vielleicht wie eine Spielerei klingen mag, hat durchaus Sprengkraft – oder besser gesagt: soll diese effizienter machen. Denn Drohnen ermöglichen Inspektionsflüge an Orte, die für Mitarbeiter:innen bisher nur äußerst schwierig zu erreichen waren. Und von der Luft aus erfassen sie Areale oder Aushubvolumen um ein Vielfaches schneller, als wenn man diese vom Boden aus mit sogenannten Tachymetern oder Lasergeräten vermessen würde. Sprengungen können so noch exakter geplant werden.

Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung zeigt sich sehr deutlich, dass jede Maschine nur so gut ist wie der Mensch, der sie bedient.

Lutz Weber, Geschäftsführer von Alpacem

Was jedoch nicht bedeutet, dass die ferngesteuerten Fluggeräte Menschen schon bald den Rang ablaufen werden, verspricht Lutz Weber, Geschäftsführer von Alpacem und verantwortlich für die Bereiche Technik, Personal und Einkauf. Im Gegenteil: „Wir sind heute mehr denn je auf die Fachkompetenz unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angewiesen. Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung zeigt sich sehr deutlich, dass jede Maschine nur so gut ist wie der Mensch, der sie bedient.“

Brillen verbinden

Dank moderner Technologien sind zudem immer die richtigen Expert:innen greifbar, egal, an welchem Standort sie sich gerade aufhalten. Möglich machen dies spezielle Datenbrillen, die die Unternehmensgruppe seit 2020 nutzt und die virtuelle Technikwelten vor den Augen der Mitarbeitenden entstehen lassen. So können Techniker:innen auch aus der Distanz überprüfen, was gerade vor Ort geschieht. „Der Einsatz von Datenbrillen ermöglicht es uns, technische Probleme in Rekordzeit zu lösen und bringt zudem CO2-Einsparungen durch reduzierte Reisetätigkeiten von Spezialist:innen“, zählt Lutz Weber die Vorteile auf. Seit Kurzem wird die Datenbrille sogar in Vorlesungen, die Verantwortliche von Alpacem an Hochschulen halten, verwendet, um Studierenden einen Einblick in die verfahrenstechnischen Anlagen zu gewähren.

Digitalisierung Baugewerbe
Seit 2020 nutzt die Wietersdorfer Gruppe spezielle Datenbrillen, die virtuelle Technikwelten vor den Augen der Mitarbeitenden entstehen lassen.Foto: Alpacem

Intelligente Technologie verkürzt Wege

Ebenfalls neu sind die Sensoren in der Instandhaltung, durch die rechtzeitig festgestellt werden kann, wann Ersatzteile bestellt oder Wartungen und Reparaturen durchgeführt werden müssen. Und auch in der Logistik setzt Alpacem auf smarte Technologien, um den Transport von Zement und Beton effizienter und umweltschonender zu gestalten. So sind sämtliche LKWs über GPS direkt mit der Disposition verbunden. Sobald ein Lieferauftrag freigegeben wird, bestimmt das System automatisch die Beladestelle und das passende Fahrzeug, leitet die Lieferinformationen umgehend an den:die Fahrer:in weiter und wertet die Bewegungsdaten aus. Dadurch werden Abläufe optimiert und Kosten, Treibstoff sowie Wartezeiten reduziert.  

Roboter im Labor

Vor allem bei Großprojekten kommen Alpacem außerdem die länderübergreifenden Strukturen zugute. Neue Techniken können an einem Standort erprobt und bei Erfolg auf die gesamte Gruppe ausgerollt werden. Bestes Beispiel: die vollautomatisierte Prozesskontrolle, die zuerst im slowenischen Werk in Anhovo implementiert wurde und seit 2019 auch am Standort in Wietersdorf in Kärnten für eine Qualitätssteigerung sorgt. Diese sammelt selbstständig mehr als 40.000 Materialproben pro Jahr. Die Qualitätssicherung erledigt dann ein Roboter im Labor – oder genauer gesagt: das industrieroboterbasierte Laborsystem „Polab“. Dadurch können Mitarbeitende am Leitstand selbst kleinste Unregelmäßigkeiten in Echtzeit ausbessern.

Über Alpacem:

  • Die Dachmarke Alpacem mit Sitz in Klagenfurt ist die Beton- und Zementsparte der Wietersdorfer Gruppe und eines von fünf Geschäftsfeldern.
  • Zu Alpacem gehören die Zementhersteller w&p Zement, w&p Cementi (IT) und Salonit Anhovo (SLO) sowie die Transportbetonhersteller w&p Beton, Friulana Calcestruzzi (IT) und Rokava (SLO).
  • Die insgesamt sechs regionalen Unternehmen in Österreich, Slowenien und Oberitalien beschäftigen an ihren 21 Standorten mehr als 650 Mitarbeiter:innen.
  • Der Name setzt sich aus „Alpa“ für Alpe-Adria, also die Region, aus denen die Unternehmen des Bereichs Zement und Beton stammen, und „Cem“ für Zement und Beton zusammen.
  • Insgesamt stellt Alpacem 40 verschiedene Zementarten her.
  • Unter anderem lieferte Alpacem die benötigten Mengen an Zement und Bindemitteln für den Bau des Karawankentunnels sowie den Beton zur Neugestaltung der Strandpromenade in Lignano.
  • Bei einem Umsatz von 177 Mio. Euro (2020) liegen die jährlichen Kapazitäten bei mehr als zwei Millionen Tonnen Zement und Bindemittel bzw. über 350.000 Kubikmeter Transportbeton.
Credits Artikelbild: Symbolbild: Adobe Stock | Kadmy

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